Der März ist nach langer Zeit der erste Monat, der ohne großen viralen Hit auskommen muss. Trotzdem ist noch viel Musik drin: Ford und die HRC liefern Beispiele für gute und schlechte PR, Microsoft müssen zahlen und Jim Carrey macht sich zum Hassobjekt amerikanischer Waffennarren. Bitte schön – der März.
Habemus viele Follower – Jetzt ist es passiert: Es gibt einen neuen Papst und wie wir bereits in den letzten Monatsrückblicken erklärten, wird dem neuen Bischof von Rom der alte Twitter-Account von Papa Ratzi vermacht. Wir hatten selbst nachgeschaut, wie lange es wohl mit der Wiederauferstehung des Vatikan-Accounts dauert: Nach wenigen Minuten war es soweit und seit dem fanden sich rund 550.000 neue Follower zum Gebet ein. Obamas Rekord konnte damit jedoch nicht geknackt werden.
Lex Google – Das verabschiedete Leistungsschutzrecht ist laut Google-Kritikern und Zeitungsverlegern eine Farce – für Rechtsexperten ist der verabschiedete Gesetzentwurf (muss noch durch den Bundesrat) ein schwammiges Nebelwerk. Klar ist nur, Google muss für die kurzen Textteaser (Snippets) keine Lizenzen mehr zahlen. Wie lang diese Textfetzen sein dürfen, konkretisiert das Gesetz nicht. Und so werden sich im nächsten Schritt erst mal die Gerichte mit der Frage beschäftigen: Wie lang ist kurz?
Solidarität 2.0 – Wer am 26. März in Facebook reinschaute, konnte ganz viele rot-pinke Profilbilder sehen (s.Video). Hinter dem Kollektiv-Avatar steht eine Aktion der Human Rights Campaign: Am 26. März verhandelte der Supreme Court die Rechtmäßigkeit der gleichgeschlechtlichen Ehe. Die HRC startete frühzeitig eine Informationskampagne und bat um Solidaritätsbekundungen via Profilbild zum wichtigen Tag. Ein voller Erfolg: Promis, unzählige User und sogar Unternehmen wie Starbucks beteiligten sich umfangreich an der Solidaritätsbekundung. Die Entscheidung des obersten Gerichtshofs wird für Juni 2013 erwartet.
Browser-Zwang – Anfang 2010 einigten sich EU und Microsoft, nach einem elfmonatigen Streit, Microsoft-Usern die Wahl zwischen 5 verschiedenen Browsern zu lassen. Nun ist 2010 schon lange her und so muss Microsoft das wieder vergessen haben: Zwischen Mai 2011 und Juli 2012 lieferten Microsoft Windows ohne die Browserwahl aus. Die Quittung: Der Softwaregigant muss 562 Mio. Euro Strafe zahlen. MS beteuern: Uups, alles nur eine Panne.
PayPal bevorzugt – Eine aktuelle Studie des E-Commerce-Center Handel am IFH Köln deckte auf, dass PayPal für deutsche Online-Shopper die mit Abstand beliebteste Zahlungsmethode ist. Österreicher favorisieren dagegen die Kreditkarte als klare Nummer 1 – vor PayPal. Ähnlich die schweizer Eidgenossen, die den Bezahldienst hinter Karten- und Rechnungszahlung als drittliebste Methode pflegen.
Ford Fail – Indien wird derzeit von skandalösen Massenvergewaltigungen gebeutelt. Da ist es nicht sehr sensibel, mit gefesselten, geknebelten und gekidnappeten Frauen Werbung zu machen. Genau das ist nun Ford Indien passiert: Die zuständige Agentur JWT habe die Kampagnenbilder ohne Segen von oben ins Netz gestellt. Zu diesem Unglück konnte es laut JWT kommen, weil alle Beteiligten selbstverantwortlich gearbeitet haben. WSJ-Korrespondent Mike Ramsey (s.Video) erklärt, es habe auch mit einem kleinen Wettbewerb zu tun gehabt, an welchem sich die Kreativen von JWT beteiligten. Damit wurde die Schuldfrage einmal von oben nach unten durchgereicht. Ford haben sich recht schnell entschuldigt und die zuständigen JWT-Mitarbeiter müssen sich einen anderen Job suchen.
Dislike-App – Auf den Dislike-Button bei Facebook können wir vermutlich noch ewig warten. Diese Lücke versucht nun die Hater-App zu schließen: In verschiedenen Kategorien können User, ähnlich Instagram, Fotos hochladen, kommentieren und so ihrem Unmut Luft machen. Hinter dem Konzept steht laut dem Entwickler Jake Banks der Gedanke, dem Netz seine positive like-Atmosphäre zu nehmen und unbequeme Themen diskutieren zu können. Wir wissen nicht, in welchem Internet Mr.Banks unterwegs ist, aber in unserem sind unbequeme Themen Alltag.
Alle lieben Hashtags – Nachdem Google+ und Instagram die von Twitter populär gemachten Hashtags eingeführt haben, stellen Facebook nun auch in Aussicht, bald mit #-Zeichen posten zu können. Der Social Media Riese täte gut daran, zumal man vom internen Suchdienst Graph Search nicht das erwarten muss, was der Dienst eigentlich machen sollte.
Cold Dead Hands – Mit einem Video auf Funny or Die hat sich der geniale US-Comedian Jim Carrey bei konservativen Waffenliebhabern und dem Propaganda-Medium Fox News zum neuen Hassobjekt gemacht: In seinem neuen Sketch-Clip Cold dead hand nimmt der Kanadier die Waffenlobby und den NRA-Patronatsheiligen mit den kalten Händchen (Charlton Heston) bitterböse aufs Korn. Der Sketch ist weniger eine Provakation als mehr saftige Antwort: Carrey nutzt Twitter intensiv, um seine Meinung für schärfere Waffengesetze kund zu tun – was ihn für viel Konservative zum weiteren verheuchelten Hollywood-Celeb macht. Fox News ist außer sich und spritzt mit Gift – die Waffennarren demonstrieren auf Carreys Twitter-Account, wieso man sie unter permanente, ärztliche Beobachtung stellen sollte – und Jim Carrey freut sich über mehr als 2 Mio. Besucher und knickt nicht ein. Respekt!
Diensthandy & Co. – Das iPhone ist überall – seltener jedoch an der Seite von Politikern: Anfang des Monats wurden die neuen Lieferverträge für Hochsicherheitshandys der Bundesregierung vergeben. Bei den 10.000 georderten Diensthandys (Stückpreis jeweils rund 2.500 Euro) können Regierungsmitarbeiter zwischen Samsung S2, S3 und dem Blackberry Z10 wählen. Bereits in der Vergangenheit musste sich das Apfeltelefon eine Abfuhr vom Staat holen. Und nicht nur in Deutschland: Nach anfänglichen Falschmeldungen, beim Pentagon hätten die Blackberrys zugunste des iPhones ausgedient, dementiert das US-Verteidigungsministerium mit klaren Zahlen: Im Dienste des Pentagon stehen 470.000 Blackberrys, 41.000 iOS-Geräte (iPhones, iPads und iPods) wie auch 8.700 Androiden.
Hadouken-ing – Ein Monat ohne großen viralen Hit, ohne großes Meme? Aus Japan könnte ein neuer und seeehr cooler Trend kommen: Es hört auf den Namen Hadouken-ing und ist nach einem Move aus dem Spiel Street-Fighter benannt (Hadouken). Bei dem Foto-Meme werden Kampfsituationen nachgestellt, in denen vermeintliche Gegner förmlich wegfliegen. In den trendfreundlichen USA wird Hadouken-ing bereits begeistert gefeiert. Bald auch in Deutschland?