Caramba, im September war der Teufel los: Neue Produkte, neue Firmen-Allianzen und bei Twitter glühten die Drähte. Ach so, und es war ja auch noch Wahlkampf. Also genug Stoff, den man noch mal Revue passieren lassen kann. Let’s go – hier ein paar Highlights des Septembers.

Finnische Symbiose? – Der Monat ging schon gut los: Microsoft vermeldete, die Gerätesparte von Nokia zu kaufen. Was heißt das im Klartext? Nach 14 Jahren an der Spitze, schaffte es Nokia 2012 nicht mal mehr unter die Top 5 der Mobiltelefon-Schmieden. Und das Nokia-OS  Symbian wurde mittlerweile auch ad-acta gelegt. Microsoft haben dagegen mit ihrer Tablet-Offensive auch Windows Mobile nach vorne bringen können. Aber um die Konkurrenz von Google und Apple zu überholen – da fehlt noch einiges. Wir sollten also erwarten können, dass die Allianz aus Software- und Hardware-Riese eine volle Breitseite vorbereitet. Na, da sind wir aber gespannt.

Joghurtbecher und Fingerabdrücke – Am 10. September war es so weit: Das „neue“ iPhone ist da – und gleich doppelt. Das iPhone 5s ist der neue Schlauknochen aus dem Apfelhaus. Und mit dem iPhone 5c (c für Color) gibt es jetzt auch noch eine günstig-Variante in knallbunter Plastik-Optik (s.Foto). Der Newsbreaker des 5s ist sein Fingerabdruck Scanner zum Entsperren. Viel Innovation kann aber nicht drin stecken, denn die Fingerabdruck-Konstruktion wurde bereits geknackt. Ein Verkaufsschlager ist es aber mit weltweit 9 Mio. verkauften Einheiten in nur drei Tagen trotzdem. Ganz anders als die colorierte Plastik-Variante 5c: Gerade mal 100 € Ersparnis, bei einem Einstiegspreis von 599 €, machen das Economy iPhone nicht gerade zu einer ökonomischen Lösung. Der Denkzettel: Es ist ein Ladenhüter und verkauft sich wie Sauerbier.

Rassisten Party auf Twitter – Meinungsfreiheit ist toll – führt aber leider oft auch zu erschreckenden Ergüssen: Als die indischstämmige Nina Davuluri zur neuen Miss America gekrönt wurde, entfachte sich auf Twitter ein rassistischer Shitstorm der heimatliebenden Patrioten: Die Inderin wurde als Araberin beschimpft, dümmliche Hinweise auf 9/11 und beleidigende Anspielungen auf Inder in Billig-Jobs. Innerhalb kürzester Zeit sammelte BuzzFeed-Autor Ryan Broderick die rassistischen Tweets und setzte flux einen Public Shaming Blog auf (publicshaming.tumblr.com). Fast alle, der zur Schau gestellten Twitterer, haben mittlerweile ihren Account gelöscht, sich auf Stealth gestellt oder wurden von Twitter selbst gesperrt. Und als Ende des Monats der Japaner Kenichi Ebina das Finale von America’s got talent gewinnt… richtig geraten: Rassistische und beleidigende Twitter-Orgie. Jede Nation blamiert sich so gut sie kann.

MC Schutzmann & the Peinlich Posse – Bewerber- und Azubi Videos sind selten cool. Schön, wenn man seinen Arbeitgeber toll findet. Aber Beispiele wie das Edeka-Video haben gezeigt, dass Bollywood im Supermarkt und Rappen mit sauberen Motivationsstanzen eher peinlich wirken – zumindest auf ihre Zielgruppe. Dass ausgerechnet die Polizei NRW daraus nichts gelernt hat, beschert uns eine amüsante Peinlichkeit. Die Polizei hat Nachwuchssorgen und der Job, für den geworben wird, ist alles andere als vergnüglich. Ob es da so schlau ist, sich zum Kasper zu machen?

Anti-Abmahn-Gesetz – Das Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken hat den Bundesrat passiert. Eigentlich richtete sich der Gesetzentwurf gegen Telefonwerbung und -Verkäufe, so wie Inkasso-Praktiken. Doch betrifft dieses Gesetz vor allem auch die Abmahn-Praxis bei Filesharern. Die neue Regelung besagt, dass der Streitwert bei Erstangemahnten (!) die 1.000 €-Grenze nicht mehr überschreiten darf, woraus (sozusagen fest) Abmahnkosten in Höhe von 155,30 € entstehen. Das Hintertürchen für Abmahner, und damit der Haken an der Sache, ist eine zulässige Ausnahmeregelung, weil der Streitwert durch „besondere Umständen des Einzelfalls unbillig“ sein kann. Was für Klagen gegen übermäßiges Filesharing hilfreich sein könnte (aber nicht ist), öffnet damit den unseriösen Abzockern Tür und Tor. Fazit: Nachbessern!

Netzjournalismus 2.0 – Der für Oktober geplante Start der Huffington Post Deutschland wirft seine Schatten weit voraus. In Kooperation mit Burda (Focus) wird das erste Major Blog-Medium den Konkurrenzkampf gegen Nachrichtenanbieter wie Spiegel-Online oder Bild.de aufnehmen – und sorgt für Zündstoff: Externe Autoren werden für ihre Beiträge nicht bezahlt (Stichwort: Vergütung qua Reichweite). Zudem begrüßt man alternative Quellen wie beispielsweise den Bürgerjournalismus. Die eine Seite sieht es als Chance für den Journalismus, weil man so gegen die Agenda-Praxis und die durchkalkulierten Arbeitsbedingungen der großen Verlage ankämpft. Die andere Seite bleibt skeptisch, sieht Verluste für den journalistischen Berufsstand und die Förderung von qualitativ minderwertigem, aber billigem (weil kostenlosem) Content. Vielleicht sollte man mit all zu hohen Jubelgesängen pro Journalismus etwas vorsichtig sein: Gerade die großen Verlage sehen sich nicht bedroht, sondern wittern eine Möglichkeit zur Kostenersparnis.

#easyjetgate – Facepalm-Alarm beim Biligflieger: Erst hat der Flug Verspätung, einige Passagiere befürchten wichtige Anschlüsse zu verpassen, und dann wird man vom Service-Personal mit wenig Service, aber rüdem Verhalten bedacht. Für Mark Leiser Grund genug, diesen Aufreger zu twittern. Für den Manager am Gate Grund genug, den Hochschullehrer für Rechtswissenschaften von der Flugliste zu streichen. Nachdem sich Leiser als Rechtsexperte ausweisen konnte, machte der Manager einen Rückzieher. Und das ganze lief weiter auf Twitter. Dümmer gehts nimmer.

Schwule Nudel – Nudelkönig Guido hat so seine Probleme mit Homosexuellen – und die andere Seite findet das total doof. Der vorhersehbare Shitstorms gegen Barillas homophobe Äußerungen war so langweilig wie unspektakulär. Einzig die Reaktionen der Nudel-Konkurrenz haben etwas Farbe in die fade Echauffierorgie gebracht. Vielleicht mal ein allgemeiner Hinweis zu Boykott-Aufrufen im Netz: Die Shitstroms gegen Wiesenhof oder Amazon haben am Ende höhere Umsatzzahlen zur Folge gehabt. Hoffentlich werden homophobe Weltbilder jetzt nicht zum Marketing-Tool.

Proll Tweef – Wer es unterhaltsam findet, zwei besoffene Landstreicher bei einer Prügelei zu beobachten, der wurde von Oliver Pocher und Boris Becker königlich belustigt. Die beiden (mittlerweile) F-Prominenten lieferten ein episches Beispiel für einen Tweef (Tweet + Beef). Zwischenzeitlich meldet sich sogar (erwartbar niveaulos) Jörg Kachelmann zu Wort  (alle Tweets zum Nachlesen). Schwer zu sagen, ob das ganze inszeniert war. Aber auch hier gilt die alte Weisheit: Es war wie ein Unfall – schockierend, aber man kann irgendwie nicht wegsehen.

#WTF – Diesen Clip von Jimmy Fallon und Justin Timberlake lassen wir mal unkommentiert. Jeder wird sich seinen Teil dazu denken können – oder einfach Questlove am Ende des Clips zustimmen.

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Und zum Abschluß noch ein paar Highlights vom Kampgnen Zug:

@schlandkette – Dass man bei öffentlichen Wahlkampf-Debatten eher selten von Inhaltlichem mitgerissen wird, demonstrierte Angela Merkels Halskette: Kurz nach Beginn des großen TV-Duells der Kanzlerkandidaten hatte das Schmuckstück bereits einen eigenen Twitter-Account. Und der war weitaus unterhaltsamer als die Diskutanten auf dem Podium. Für den Designer der Kette hat sich dieses kleine Craze gelohnt: Es gab so viele Anfragen, dass der Schmuckdesigner nun eine kleine Serie auflegt. Dann hat das TV-Duell zumindest einem was gebracht.

Quelle: merkelraute.tumblr.com/

Muttis Spülhände – Auf den meisten Wahlplaketen der Union glänzte unsere Kanzlerette durch Abwesenheit. Dieser Abstinenz setzte ein überdimensioniertes Wahlplakat der Union noch die Krone auf: Merkel mal ganz ohne Gesicht. Der obligatorische, bestellte Werbefachmann redet die Sache noch schön, aber die Zutaten, 20 x 70 Meter Fläche und Merkels Raute, waren einfach eine zu schöne Steilvorlage für die Freunde des Mem. Die Rauten-Installation hat jetzt einen eigenen tumblr-Blog – und dort finder wir von Mr.Burns und Pinocchio über Golum bis zu Gott zahlreiche Variationen. Wir wünschen gute Unterhaltung.

#stinkefinger – Das sozialdemokratische Pendant lief dagegen eher unglücklich. Steinbrück ließ sich zu einer unklugen Geste hinreißen und kassierte natürlich die Quittung: Peers Stinkefinger wurde durch die Mem-Mühle gedreht und die Ergebnisse waren nicht mal sonderlich lustig. Frei nach einer bekannten Volksweisheit: Wer sich selbst schadet, muss sich über den Spott nicht beschweren.

FDP-Offline – Da die FDP mangels Liebe vom Wähler den parlamentarischen Exitus erleben musste, ist jetzt vieles überflüssig geworden – zum Beispiel manche Facebook-Präsenzen: Rösler und Brüderle fehlen ab jetzt nicht nur im Bundestag, sondern auch auf Facebook. Offizieller Grund: Zu viel Häme!

Text-Bild-Schere – Wer gewinnt, darf feiern – auch wenn es die Grenzen der Peinlichkeit überschreitet. So inszenierte sich Volker Kauder (CDU) verdient als First Shouter auf Merkels Wahlparty. Die Bilder waren zu schön, um sie unbehandelt zu lassen. YouTuber Bernd Schmidt bastelte andere Tonspuren unter die rhythmischen Bewegtbilder und schloss damit den digitalen Event Bundestagswahl ab. Auch wenn die Clips ihre obligatorischen Runden in den Netzwerken drehten, gab es keine Nachahmer. Ein klares Zeichen, dass die Netz-Community keinen Bock mehr hat. #goahead

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Bildnachweis iPhone 5c: apple.de

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