Ein wenig in der Versenkung verschwunden, kommt unser Monatsrückblick nun mit den wichtigsten Ereignissen aus Februar und März. In den vergangenen Wochen war das Netz von großen politischen Ereignissen geprägt. Also Kaffee raus und Füße hochlegen.
Februar
#LochistLoch – Der Lidl Shitstorm
Anfang Februar sorgte Lidl für einen großen Aufreger. Die Überschrift: „Loch ist Loch“ zierte das Bild eines Bagels und Donuts, die nebeneinander liegen. Ein Shitstorm ging los, den Lidl nur verlieren konnte. Viele Nutzer beklagten sich über die „Degradierung des weiblichen Geschlechtsorgans“ und die offensichtliche sexuelle Anspielung des Postings. Doch Lidl bekam auch Zuspruch: Nutzer machten die große Empörung verantwortlich für das viral gehen dieser Werbung. Auch verstehe man die große Aufregung nicht.
Lidl entschied sich, den Post einen Tag später zu löschen und veröffentlichte eine Stellungnahme.
#Digitalpakt – Gesetzesänderung ist durch
Ein Thema das vielen zum Hals heraushängt: Digitalisierung in Deutschland bzw. die nicht vorhandene Digitalisierung in Deutschland. Ob Glasfaser (Platz 27 laut FTTH-Council von 2016) oder 4G-Ausbau, im europäischen Vergleich zählt Deutschland zu den Verlierern. Immerhin deckt die Telekom rund 75 Prozent des Landes mit 4G ab. (Studie: P3 Beratungsagentur im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion)
Mit dem Digitalpakt soll alles anders werden: Bund und Länder planen 5 Millionen Euro in digitale Infrastruktur, die Medienkompetenz von LehrerInnen und SchülerInnen und digitale Bildungsmedien zu investieren. Mit der schnellen Umsetzung war es hinfällig, als im Dezember die Bundesländer die Gesetzesänderung ablehnten. Nach erneuter Überarbeitung einigten sich Bund und Länder am 15. März.
Zwar soll der Pakt nicht den Glasfaser-Ausbau unterstützen, aber immerhin bleiben für jeden Schüler durchschnittlich 500 Euro übrig. Hoffentlich wird das Geld für bessere Bildungsmaßnahmen ausgegeben und nicht in Endgeräte gesteckt, die nach drei bis vier Jahren sowieso veraltet sind.
#Reddit – China investiert und zensiert?
Obwohl Reddit in China gesperrt ist, investiert der chinesische Tech-Gigant Tencent 150 Millionen US-Dollar in die Online-Plattform. Während einige User Angst vor Chinas Zensurpraktiken haben, erstellen andere Memes. Sehr beliebt: Den chinesischen Staatschef Xi Jinping und Winnie Puuh zusammen abbilden. Die chinesischen Behörden blockieren seit 2017 Bilder des Bären. So sollen Vergleiche zum Staatspräsidenten verhindert werden.
Winnie the Pooh was banned in China for looking too much like Xi Jinpinghttps://t.co/wIzuoIchbR pic.twitter.com/eHFm2oKhnR
— 9GAG (@9GAG) 18. Juli 2017
März
#EU-Urheberrechtsreform
Am 26. März hat das EU-Parlament der Urheberrechtsreform zugestimmt. Nun müssen die Mitgliedsstaaten diese noch im europäischen Rat bestätigen. Die letzten Wochen waren von einer hitzigen Debatte um Artikel 13 (nun Artikel 17) bestimmt. Zur gesamten Urheberrechtsreform haben wir bereits ein ausgedehntes Q&A gemacht. Vor allem nach der Entscheidung wurde Twitter von Befürwortern und Gegner der Reform überschwemmt. Die Hashtags #Artikel13 und #Article13 waren unter den Top 10 Trending Hashtags in Deutschland.
Axel Voss veröffentlichte am gleichen Tag eine Mitteilung auf seiner Seite. Er betont, dass „der neue digitale Urheberrechtsschutz endlich das Wildwest im Internet [beendet]“. Er ist ebenso der festen Überzeugung, dass das Internet nicht in seiner bisherigen Funktionsweise eingeschränkt wird. Auch erwähnt er die oft kritisierten Upload-Filter. Diese sind eine Möglichkeit der Umsetzung aber kein Muss. Die Reform regelt nämlich das Was und nicht das Wie, wie Axel Voss erklärt.
Upload-Filter ist ein sehr beliebtes Wort der Debatte. Es besteht die Angst, eine Vorfilterung könne die Meinungsfreiheit einschränken. Daher appellieren nun die Gegner gegen die Reform im Europäischen Rat zu stimmen. Julia Reda, Abgeordnete im Europäischen Parlament, veröffentlichte dazu ein Video auf Twitter.
Die allerletzte Chance, #Uploadfilter & #Artikel13 zu stoppen: Wenn die Bundesregierung ihre Zustimmung im Rat zurückzieht, kann die Reform nicht in Kraft treten (Abstimmung im @EUCouncil vorauss. 9. April). Wir müssen nochmal alles tun, sie dazu aufzurufen! #SaveYourInternet pic.twitter.com/HUwSR3yLB8
— Julia Reda (@Senficon) 26. März 2019
Am 9. April tagt der Europäische Rat. Dort sehen die Gegner eine Chance, die Reform noch zu kippen. Wenn die Reform angenommen wird, hat Deutschland zwei Jahre Zeit die Reform auf nationales Recht anzuwenden.
#HelmeRettenLeben – Neue Kampagne des Verkehrsministeriums
Fahrradhelme, halbnackte Models und der Spruch: „Looks like shit. But saves my life.“ Et voilà, die neue Kampagne des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ist da. Der ganze Aufwand für ein großes Problem: nur 8 Prozent der 17-30-Jährigen tragen einen Helm.
Viele junge Menschen verzichten aus ästhetischen Gründen auf einen Helm beim Fahrradfahren. Das wollen wir ändern! U. a. mit einer gemeinsamen Aktion von BMVI, @DVR_info & @topmodel. Unsere Botschaft: #HelmeRettenLeben!
Mehr Infos 👉 https://t.co/wFnNR3yaiL #gntm #gntm2019 pic.twitter.com/TzlglgAaiE
— BMVI (@BMVI) 21. März 2019
Doch die Intention der Kampagne ist in eine Sexismus-Frage umgeschwenkt. Viele fragen sich, ob Nacktheit auf so ein Problem aufmerksam machen sollte. Der Spott der Kampagne wird vor allem auf Twitter deutlich. Eine Userin schreibt: „Weil Frauen sich mit Fahrradhelm so uncool fühlen, fahren Heidis Models jetzt mit Dessous? Das ist eine sexistische Kampagne mit Steuergeld finanziert. Einfach unnötig @AndiScheuer #helmerettenleben #GNTM @aufschreien.“
Verkehrsminister Andreas Scheuer ist zuversichtlich und twittert:
#HelmeRettenLeben Das gab es noch nie: In ganz Europa wird jetzt über Fahrradhelme diskutiert. Klar ist: Nur 8 Prozent der jungen Radfahrer tragen Helm. Klar ist auch: Helme schützen vor schweren Kopfverletzungen und retten Leben. @BMVI @DVR_info pic.twitter.com/J8VXvS9TVO
— Andreas Scheuer (@AndiScheuer) 25. März 2019
Andere User stimmen auf Twitter zu. Die Kampagne sei auf die Zielgruppe abgestimmt und löst eine große Diskussion bei dieser aus.
Eine provokante Kampagne, die ungewöhnlich ist für eine staatliche Institution.
#WorldWideWeb – Alles Gute zum 30. Geburtstag
Schon in der 80ern sind wir mit Horst Seehofer durch das Internet gesurft. Zwar wurde das Internet erst 1989 in seiner Form erfunden und ist erst seit Mitte der 90er Jahre salonfähig, aber das stört unseren Heimatminister wohl nicht.
2018 nutzten zirka 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland das Internet (Angaben des Statistischen Bundesamt). Um – zumindest einfach – die Geschichte des Internets zu verstehen, haben wir dieses Flowchart für euch rausgesucht:
As we’re celebrating 30 years of the internet this month – get clued up on the history of the internet! #internet #IoT #30yearsinternet #technology pic.twitter.com/vvGr7zyIeD
— Rubix Software (@Rubix_Tech) 22. März 2019