Wenn das Jahr so weiter geht wie der Februar, dann müssen wir bald zwei Monatsrückblicke machen. Wir haben für euch ein paar große Meldungen zwischen Meteoritenregen, Shitstorms und schreienden Ziegen zusammengestellt – Bitte schön.

Super Bowl – Der rund 35-minütige Stromausfall beim diesjährigen Football-Finalspiel der NFL war besonders auf Twitter ein Social Media-Highlight: Nach nur vier Minuten der unfreiwilligen Unterbrechung begannen zahlreiche Unternehmen Anzeigen zu ordern und mit dem Begriff „power outage“ (Stromausfall) zu werben. Dieser Zug traf auf fruchtbaren Boden, zumal Twitter durch die spielfreie Dunkelheit sehr humorvoll von den Usern befeuert wurde.

Ausgetwittert – Erst im Dezember entdeckte der Papst das Zwitschern für sich. Mit seinem überraschenden Rücktritt verabschiedet er sich nicht nur vom Petrus-Dienst, sondern auch von Twitter. Das gilt aber nur für Benedikt: Dem Vatikan ist der Wert von 2,9 Mio. Followern durchaus bewußt. Und so wird der Nachfolger den Account bei Antritt unter seinem Namen fortführen. Amen!

Das Leben durch die Datenbrille – Wie sich der Alltag mit Googles AR-Brille Glass anfühlt, zeigt ein neues POV-Video vom Suchmaschinen-Mogul. Das Filmchen macht nicht nur Appetit auf mehr, es wirbt auch für Testpersonal:  Bis zum 27. Februar konnte man sich bei Google bewerben, das Gerät auszuprobieren. Wie die Testergebnisse aussehen können, zeigt Joshua Topolsky von The Verge. Wir warten dann mal weiter auf die Marktreife.

Shitstorm 2.0? – Den monatlichen Shitstorm hatte diesmal Amazon zu ertragen. Dabei muss man diesen Sturm der Entrüstung paradigmatische Eigenschaften zugestehen: Der Aufregung ging ein Enthüllungsbericht voran, der Arbeitsbedingungen und fragwürdiges Sicherheitspersonal thematisierte; die Wellen schlugen hoch, von Facebook-Kommentaren bis zu skurrilen internationalen Pressereaktionen; es wurde eine Petition gestartet; Fachleute warnten vor dem Imageschaden und übten sich in Ratschlägen; Amazon reagiert erst nicht, dann doch, und so weiter. So läuft ein moderner Shitstorm. Das Dumme ist nur: Amazons Reichweite litt dadurch nicht, legte sogar noch zu, und für den treuen Kunden ändert sich anscheinend eh nichts – ein Vergleich mit dem Fall Wiesenhof regt zum Nachdenken an.

Stresstest wird zum Rohrkrepierer – Mit diesem viralen Clip wollte Nivea eine neue Kampagne launchen – und verfehlte eindeutig das Ziel: Einige Zuschauer als auch Fachleute reagierten eher verstört und prophezeiten kontraproduktive Effekte. Darüber hinaus stellt sich durchaus die Frage, welche Botschaft hier gesendet werden soll. Unter dem Strich steht: Aufmerksamkeit erzeugt, Likes gewonnen, Likes verloren, transportierte Botschaft: Null. Manchmal wird eben nur Geld verbrannt.

Armageddon goes viral – Der Meteorit (nicht Meteoroid), der sich in 15 Km Höhe über dem Ural entschloß, kraftvoll zu explodieren, demonstrierte eindrucksvoll: Auch ein unbedeutender Furz im Universum kann verheerende Folgen für das terrestrische Leben haben. Es zeigte aber ebenso, dass Social Media auch im eher strukturarmen Ural nichts seines Potentials einbüßt: Über 2000 Videos (vorwiegend YT) bereits in den ersten Stunden nach dem Crash und reichhaltiges Bild- und Verschwörungsmaterial auf Facebook, Twitter & Co. waren nur der Anfang. Ein Grund für die schnelle Verbreitung könnten die in Russland sehr verbreiteten Dashcams sein: Der russische Strassenverkehr ist nicht für seine gelebte Ordnung bekannt, sehr wohl jedoch für seine inszenierten Unfälle, absurden Zwischenfälle und vodkatrunkene Aggressivität – da kann gefilmtes Beweismaterial Gold wert sein.

Leistungsschutzrecht – Sollen Suchmaschinenbetreiber dafür zahlen, dass sie redaktionelle Inhalte in den Suchergebnissen zitieren? Nach Verlegermeinung: Ja! Doch Google lehnte dies bis dato ab und ließ im speziellen Fall Frankreich auch bis vor Kurzem noch die Muskeln spielen. Anscheinend bis jetzt: Google zahlte auf Druck der französischen Regierung 60 Millionen Euro – allerdings eher symbolisch, denn das Geld ging nicht direkt an die Verleger, sondern in einen Förderfond. Kritik: Nicht wenige Beobachter sehen den Deal eher als Kuhhandel und typisch für eine Lobbyschlacht.

Shake it, Baby – Der Gangnam Style hat in der Rolle des aktuell heißesten, viralen Trends einen würdigen Nachfolger gefunden: Der Harlem Shake feierte im Februar seinen Höhepunkt. Ob er es schafft, Gangnam Style in puncto statistischem Erfolg zu schlagen, muss noch ausgewertet werden. Beeindruckend sind die Harlem-Shake-Videos allemal, benötigt man im Gegensatz zu ähnlichen Vorgängern doch weitaus mehr Vorbereitung und Personal.

Verdammte Hacke – Nachdem im Januar bereits mehrere große Medienhäuser, darunter NYT und WSJ, Opfer von Cybereinbrechern wurden, waren im Februar die IT-Riesen dran: Facebook, Apple, Twitter und Microsoft gaben offen zu, von Hackern kompromittiert worden zu sein. Auch deutsche Unternehmen der Luftfahrt-, Raumfahrt- und Rüstungsindustrie gerieten ins Fadenkreuz. Der gemeinsame Nenner liegt im Reich der Mitte: Ursprung der Angriffe soll das chinesische Militär sein. Und was das heißt…

Wenn ich 1 Mio. Likes bekomme… – Der Februar ist bis jetzt die aktivste Zeit für die kleinen ad hoc-Kampagnen auf Facebook, die via einer Million Likes für ein Bild Wünsche zu erfüllen versuchen. Diesen Trend machen sich nicht nur Teenys zunutze, die einen kleinen Hund wollen – auch Marken versuchen, auf dieser Welle mitzuschwimmen. Das Ende ist abzusehen, denn wie jeder ausufernde Boom treibt auch dieser zunehmend merkwürdige Blüten.

Screaming Goats – Ein kleines Schmankerl zum Abschluß müssen wir unbedingt noch unterbringen: Ziegen, die wie Menschen schreien sind ein aktueller Trend – und das ganz abseits von Harlem Shake & Konsorten. Und wären die stimmgewaltigen Paarhufer nicht eh schon zum Schreien: Ziegenfreunde schneiden das Human-Blöken in bekannte Pop-Songs und… irgendwie passen die Laute stellenweise auffällig gut ins Original. Bühne frei – möööööööööh!

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