Die Weltmeisterschaft im Schweinsleder-Treten entpuppt sich als Booster und Bremse des Netzlebens: Selfies von Star-Kickern, Mems und Rankings um das beste Sixpack klauen viel Aufmerksamkeit. Dabei käme der Frühsommer in seiner Fülle auch ohne Sport-Brimborium aus: Wir haben da Verbraucher-Infos, einige wichtige Meldungen aus den Ressorts Corporate, Politik, Kampagnen und reichlich Netzkultur anzubieten. Wer braucht da noch Fußball – der Juni.

Heil der Lederkugel – Das Großevent des Monats ist natürlich die Fußball-WM in Brasilien. Die Social Media Kabel glühen und trotzdem ist es nicht so beeindruckend, denn: Das Netz macht Dienst nach Vorschrift. Was wir schon aus dem Alltag der Ligen kennen, wird auch hier exerziert – nur eben intensiver und internationaler: Spieler, Teams und Fans tweeten und „selfien“ was das Zeug hält, große Momente werden durch die Mem-Maschine gejagt und leben in Vine-Clips ewig, Sport-fremde Persönlichkeiten finden dank Social Media ihr Herz für den Fußball – und natürlich ist jeder User ein potentieller Nationaltrainer. #gähn

Blutung nicht gestoppt – Der OpenSSL-Fehler Heartbleed machte in den letzten Monaten das Internet zu einem unsichereren Ort. Um so beunruhigender zu hören, dass immer noch 300.000 Server Herzschmerzen plagen. Auch wenn die Situation von Experten als katastrophal eingeschätzt wird, sollte man einen differenzierteren Blick wagen: Auffällig ist, dass sich die Zahl der unsicheren Server seit rund einem Monat nicht mehr ändert. Da alle großen und relevanten Server (Banken, Web-Dienste, etc.) mittlerweile wieder sicher sind, handelt es sich um semiprofessionelle oder Amateur-Unternehmungen. Oder um Unternehmen, die Probleme nur ernst nehmen, wenn sie akut sind. #selberschuld

Der Shopping-Knochen – Amazon spielt jetzt auch auf dem Smartphone-Markt mit. Fire-Phone nennt sich das Multitalent. Und man muss fragen: Was kann das Teil nicht? Es bleibt aber auch der unterschwellige Verdacht, dass hier ein effektives Überwachungs-Instrument geschaffen wurde. Der Nutzer muss sich nämlich die Frage stellen, wie viel er mit diesem Smartphone noch unbeobachtet machen kann. Beeindruckend ist jedoch ein Gimmick des Konsum-Schlauphones – die 3D Darstellungen und Funktionen.

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Fliegengitter – Im Juni kam es in Augsburg zu einem gerichtlichen Zusammentreffen, welches enorme Konsequenzen für das Online-Shopping haben kann. Der Fall: Ein Fliegengitter mit unpräziser Bauanleitung führte zu einer negativen Bewertung des Produkts. Der Händler verstand das Feedback als üble Nachrede und klagte gegen den Kunden. Aufgrund einer Beschwerde gegen den Händler sperrte daraufhin Amazon den Händler, welcher nun vom Kunden 39.000 Euro Verdienstausfall und rund 30.000 Euro für etwaige Folgeschäden forderte. Das Gericht vertagte die Entscheidung und wir müssen uns fragen, ob der Händler den Sinn des Kunden-Feedbacks verstanden hat. #unverschaemt

Guck auf die Straße – Seit einiger Zeit versuchen uns verschiedenste Vorträge und Kampagnen zu erklären, dass wenige Sekunden Smartphone-Ablenkung zu schlimmen Unfällen führen kann. Während die meisten Predigten zwar wahr, aber wenig eindrücklich sind, bekommen wir von Volkswagen ein Beispiel für eine überzeugend gelungene Aufklärungs-Aktion geliefert.

Vorsicht Elche – Es gibt Leute, die lieben IKEA. Die fanatischsten Anhänger gehen dem IKEA-Hacking nach: Bestehende Möbel und Elemente umbauen, um neue Kreationen zu schaffen. Eine beliebte Referenz für diese Hacking-Gemeinde ist die Seite IKEAhackers.net von Jules Yap. Und was macht die schwedische Möbelschmiede mit ihren größten Fans? Sie klagt – genauer gesagt: IKEA klagen gegen den Domain-Namen, da er die vier Buchstaben enthält und sie daraus Profit zieht. Darüber hinaus klagt der skandinavische Bastel-Mogul auf Unterlassung – also, dass sie damit kein Geld mehr verdienen darf, was ein Ende der Seite bedeutet. Ende vom Lied: Großer Shitstrom gegen die Fichten-Elche und eine Rolle Rückwärts – war ja alles nicht so gemeint. IKEA schätze den Enthusiasmus und wolle eine gütliche Lösung. Das ist Dilettantismus vom Feinsten, denn: Was soll gelöst werden? Statt Yap als Corporate-Bloggerin zu engagieren, dankt man ihr die kostenlos PR mit einer Enttäuschung. Wir lernen: IKEA ist ein familienbewusstes Unternehmen – vorausgesetzt, die Familie besteht aus Bankern und Anwälten. #Amateure #niewiederikea

Der nette Geheimdienst von nebenan – Der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA macht jetzt auch in Social Media und hat Accounts auf Twitter und Facebook eröffnet. Was diese gespielte Nähe zum Beobachteten soll, wird nicht deutlich. Bekannt ist jedoch, dass der Twittername @CIA bisher dem Cleveland Institute of Art gehörte. Die hatten aber keine Probleme damit, den Twitternamen aufzugeben, da sie eh schon von den ewigen Anspielungen und Verwechslungen genervt waren. Im Social-Web kassiert die Behörde überwiegend Häme. Der erste Tweet der Schnüffelbrüder bringt wahrscheinlich den Hauptgedanken der meisten Netzbewohner bereits auf den Punkt:

 

Alles Android – Googles Entwicklerkonferenz Google I/O dient dem Mogul mit dem Doppel-O traditionell als Plattform, die Marschrichtung der aktuellen Zukunftsplanung auszubreiten. Und die konzentriert sich mittlerweile voll und ganz aufs mobile Geschäft: Neues Android unter dem Projektnamen „L“, Android fürs Auto und den Fernseher, Streaming und –Trommelwirbel– Wearables. Eigentlich etwas verspätet, da das tragbare Leben in Digital bereits seit einem Jahr schon der dicke Boom auf allen Messen ist. Mit Android Wear machen Google jedoch ernst: Der Hardware-Partner heißt Samsung und die Lösungen sehen sehr praktisch und sinnvoll aus. Wird sicher auch nicht so konfliktbeladen wie Google Glass, welches nun übrigens auch in Europa erhältlich ist.

Schluss mit Lustig – Kennern des amerikanischen Alltagslebens ist der Provider Verizon ein Begriff – in Europa ist das Unternehmen weitestgehend unwichtig. Dachten wir. Im Zuge der NSA-Affäre kündigte nun die Bundesregierung die Verträge mit ihrem provider Verizon. Die erste Frage sollten jedoch lauten, wieso der Bundestag überhaupt Verträge mit dem US-Dienst hatte. Die Antwort könnte lauten: Verizon betreibt das große innereuropäische Netzkabel-System Ulysses (1 & 2) – Besitzer des Netzes sind mehrere große europäische Telefonunternehmen. Da muss man die Kündigung des BT-Vertrages doch schon als echten Hammerschlag verstehen.

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Kraut Vadis – Crowdfunding finanzierter Journalismus: Das ist die Idee der Krautreporter – und die Idee wurde von der Crowd nun positiv goutiert. Benötigt wurden 15.000 Mitglieder à einem Abo von 60,- Euro – am Ende sind es rund 16.500 Mitglieder geworden – Ziel erreicht. Dafür konnte sich das Online-Magazin auch bei der Rudolf Augstein Stiftung bedanken, welche 1.000 Mitgliedschaften (50.000,- Euro) beisteurte. Von den mehr als 900.000,- Euro kann die Redaktion nun ein Jahr lang den Betrieb finanzieren und muss auf eine steigende Zahl an Unterstützern hoffen. Das hoffen wir auch, zumal immer mehr Leute den Beispielen von ProPublica und DeCorrespondent folgen – und –tja– Wettbewerb ist auf jedem Markt naturgegeben.

Was wäre wenn… – …Superhelden auch im realen Leben existierten? Wir wissen es nicht, aber die Seite MediAvengers versucht das Gedankenexperiment gerade in voller Multichannel-Breite mit Marvel-Helden durchzuspielen: Tabloid-News, Tumblr-Blog mit Mems, Twitter- und Facebook-Profile der Marvel Helden, usw. Die Macher treiben einen ziemlichen Aufwand, zumal ein relativ kleines Team dahinter steckt. Trotzdem fehlt irgendwie der Kick. Vielleicht liegt das daran, dass Boulevard auch im echten Leben nicht so spannend ist wie immer behauptet.

 

Quelle: Screenshot

#Facebookdown – Und plötzlich ging nichts mehr: Am 19.Juni um 9.55 Uhr fiel Facebook aus – für 30 Minuten. Und es gab durchaus Leute, die in Panik verfielen. Viel wichtiger: Das ist nicht die einzige Störung gewesen – nur die längste. Sowohl Facebook als auch WhatsApp plagen nun schon seit Wochen Störungen und Ausfälle. Von der Netzgemeinde gabs natürlich Häme – und von Facebook ein ‚Sorry, something went wrong‘.

Versuchskaninchen – Voll funktionsfähig war Facebook jedoch, als die eigenen Kunden, ohne deren Kenntnis natürlich, zu Versuchsobjekten eines psychologischen Versuchs gemacht wurden. über 300.000 Nutzern wurde ein manipulierter Verlauf ihrer Newsfeeds gezeigt, um Stimmungsbeeinflussung und Handlungen zu untersuchen. Das geschah bereits 2012 – die Studie wurde lediglich jetzt veröffentlicht. Und auch wenn bereits vorher darüber berichtet wurde, tröpfelte die Empörung mit schleppender Verspätung ein. The Atlantic berichtet, dass selbst die Autoren der Studie das Experiment für gruselig hielten. Facebook selbst verstehen die Kritik nicht so ganz und antworten ungefähr: Vertraut uns, wir wissen, was wir tun.

30 Jahre Klötze stapeln – Und zum guten Schluss: Russlands wichtigster Beitrag zur Computer- und Netz-Kultur feiert seine drei Dekaden Existenz – Tetris wird 30. Eine reiche, weil nicht selten komplizierte Geschichte, auf welche das „Soviet Mind Game“ zurückblicken kann. Sicher ist heute: Tetris spielen stärkt die Hirnrinde, beugt Krankheiten vor und kann sogar therapeutische Funktionen übernehmen. Sicher ist leider auch: Es macht süchtig… und kann etwas verblöden.

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