Deutschland hat einen neuen Fleischskandal. Diesmal traf es ausgerechnet die für ihre Nachhaltigkeitskampagnen bekannte Einzelhandelskette Edeka. Der Shitstorm in den sozialen Netzwerken ließ folglich nicht lange auf sich warten.

Edeka-Zentrale in Hamburg: Hier wird man sich eindringlich mit dem Fleischskandal beschäftigt haben. Foto: Edeka Pressematerial

Steilvorlage für aufgebrachte Fans

„Unsere kleine Sünde der Woche: Feurige Chili-Cheese-Nuggets zum Nachkochen“, postete am 7. August die Supermarktkette Edeka in seine Facebook-Timeline. Anspielen wollte man damit wohl auf den Kaloriengehalt des verlinkten Kochrezepts. Die Kommentare unter dem Posting bezogen sich dagegen auf eine weniger lässliche Sünde. Einen Tag zuvor wurde im „Journal Hamburg“ des NDR ein Etikettenschwindel bei der Edeka-Eigenmarke „Gutfleisch“ aufgedeckt. Eine Steilvorlage für die aufgebrachten Fans.

Was war passiert? Zusammen mit der Tierschutzvereinigung „Animal Equality“ fand der Sender heraus, dass trotz Herkunftsnachweis Fleisch zum Teil aus Uruguay stammte, statt wie versprochen aus der Region. Tiere wurden zudem in überfüllten Ställen gehalten, Lizenzen für Futtermittellieferanten fehlten oder waren abgelaufen. Der Skandal weitete sich von Edeka-Nord schnell auch auf Edeka-Süd aus. Der Shitstorm von Tierschutzverbänden und Facebook-Usern war vorprogrammiert.

Enttäuschtes Vertrauen bei den Kunden

Gerade Edeka wirbt damit, sich Nachhaltigkeit und Klimaschutz verschrieben zu haben, kooperiert mit dem WWF, verspricht hohe Qualitätsstandards und einen nachvollziehbaren Weg der Produktherkunft. Mit dieser Politik will man sich von Discountern absetzen und ein höheres Preisniveau rechtfertigen. Wenn dieses Versprechen aber nicht gehalten wird, geht auch ein Stück Vertrauen beim Kunden verloren.

Was dann passierte, war abzusehen: Die Facebook-Gruppe „TIERSCHUTZ INFO“ ging über die Seite des Supermarkts auf Mitgliederfang und wuchs auf über 3000 User, zahlreiche User machten an‎ Edekas Timeline ihrem Unmut Luft, häufig auch mit Überreaktionen wie: „Alle die sich um die Schweine kümmern und die Verantwortlichen totschlagen !!!!! Eckeeeeeeelhaft! Dank euch bin ich Vegetarierin!!!“

EDEKA gelobt Besserung

Wie also verfahren, wenn eine transparente Firmenpolitik versagt? Bis vor Kurzem bot Edeka auf seiner Gutfleisch-Datenbank im Internet an, den Weg von Schweine- und Rindfleisch vom Stall bis zur Ladentheke nachzulesen. Diese wurde kurzerhand gesperrt. Man versichert aber, es seien „bereits konkrete Maßnahmen eingeleitet“ und „Solche Zustände wie im TV gezeigt haben wir nie wissentlich toleriert und werden das auch weiterhin nicht tun.“

Roland Ferber, Mitgründer der Marke Gutfleisch kommentierte im NDR eine Auswahl der Bilder, die Animal Equality in Gutfleisch-Zulieferbetrieben gedreht hatte. Der Konzern gibt sich einsichtig und spricht von „Fehlern im Stallmanagement“ und „kurzfristig höherer Belegung“. Der Markt gibt die Verantwortung also an die Betriebe weiter.

Gestärkt aus der Krise

Manche User zeigen sich daraufhin auch selbstkritisch: „Kaum wird der nächste Fleischskandal publik, schon fallen die deutschen Billigheimer über den „Supermarkt des Entsetzens“ her. Solche mehr oder weniger persönliche Kommentare beruhigen den User und machen ihn beim Einkauf nur noch sensibler – eben das Klientel, auf welches Edeka es absieht. Aus einer Krise mehr Bewusstsein beim einkaufenden Kunden erzeugen – so kann es gehen.

Die Verantwortung wird gekonnt auf alle beteiligten Schultern gelastet. Prompte Reaktionen anhand anteilnehmender Interviews zeigen das Verständnis des Verursachers für die Wirkung seines Handelns – auch, wenn der schwarze Peter daran gekonnt weitergeschoben wird. Wenn jetzt noch eine offizielle Stellungnahme – und zwar nicht nur auf Anfrage – vom Unternehmen selbst über die firmeneigenen Kanäle kommt, kann der Supermarkt sogar gestärkt aus dem Skandal hervorgehen.

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