User im Social Web sind sensibel für gesellschaftlich relevante Themen. Sie teilen Beiträge zum Thema Feminismus, Rassismus, Gleichberechtigung, Umweltschutz. Doch dabei vergessen sie häufig einen Gruppe: Menschen mit Behinderung. Und auch da können wir alle etwas für Barrierefreiheit tun! Nicht nur im echten Leben, sondern auch online.

Wir fassen uns beim Thema Barrierefreiheit an die eigene Nase

Symbolbild, das zeigt, dass Menschen mit Behinderung auch in den Sozialen Medien unterwegs sind
Menschen mit Behinderung brauchen barrierefreie soziale Medien

Dabei ist es gar nicht so schwierig, auch im Social Web möglichst viele Barrieren zu beseitigen. Menschen mit Behinderung wird so der Zugriff auf Content leichter gemacht – oder überhaupt erst ermöglicht. Wir fassen uns dabei übrigens auch an die eigene Nase und haben deshalb überlegt, was man alles mit einigen wenigen Kniffen an den Inhalten im Social Web im Sinne einer größeren Barrierefreiheit verbessern kann. Also, los geht’s!

Korrekte Rechtschreibung und Sprache

Wichtige Punkte sind zunächst eine korrekte Rechtschreibung und die richtige Grammatik. Von Vorteil sind auch kurze Sätze. Schwierige Wörter sollten möglichst erklärt werden. Hilfreich ist es auch, Ironie oder Sarkasmus zu kennzeichnen. Davon profitieren besonders Menschen, deren Lesefähigkeit eingeschränkt ist oder die kognitive Einschränkungen haben.

Emojis sparsam nutzen

Emojis sind keine Herdentiere. Es gilt: Weniger ist hier mehr. Ein lächelndes Gesicht mit Sonnenbrille wird zwar als solches vorgelesen. Wer Emojis aber dosiert nutzt, erleichtert ganz bewusst das Leben von Menschen, die auf Screenreader angewiesen sind.  

Hashtags richtig setzen

Jedes Wort innerhalb eines Hashtags sollte mit einem Großbuchstaben beginnen. Das gilt auch für die Buchstaben von Abkürzungen. Nur so lesen Screenreader sie mit einer entsprechenden Pause vor. Ein Beispiel wäre: #BarrierefreiPosten anstelle von #barrierefreiposten. Allein das hilft schon sehr!

 

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Links erklären

Beim Posten eines Links erstellen die meisten sozialen Netzwerke eine automatische Vorschau. So erkennen Nutzer sofort, was sie auf der verlinkten Website erwartet. Sehbehinderte Menschen sind hier allerdings auf eine kurze Beschreibung angewiesen, worum es im Beitrag geht und wohin der Link führt. Wenn diese Nutzer beispielsweise wissen, dass sie einem PDF-Link folgen, müssen sie nicht vergebens nach vermeintlich fehlenden Browser-Funktionen suchen.  

Bilder und Grafiken beschreiben 

Die größte Herausforderung für blinde und sehbehinderte Menschen ist, dass die sozialen Medien stark visuell geprägt sind. Der Content besteht immer mehr aus Bildern und Videos. Wenn es aber keine Bildbeschreibungen oder keinen Alternativtexte gibt, sind diese nicht wirklich zugänglich. Diese zusätzlichen Angaben sind vor allem nötig, wenn die Information des Postings im Bild enthalten ist. Beim Verfassen des sogenannten Alt-Textes helfen folgende Fragen: Was möchte ich mit diesem Bild im jeweiligen Kontext transportieren? Welche Funktion hat das Bild? Die Beschreibung sollte dabei so kurz wie möglich sein. Der Hinweis „!B“ zeigt übrigens, dass eine Bildbeschreibung vorhanden ist.

 

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Bei Facebook kann während des Uploads eines Fotos ein eigener Alternativtext hinterlegt werden. Die Option dafür findet man mit einem Klick auf „Foto bearbeiten“ im Reiter „Alternativtext“. 

Auch bei bereits geposteten Fotos kann der Alternativtext nachträglich angepasst werden. Einfach auf das Foto, dann auf die drei Punkte oben rechts und auf „Alternativtext ändern“ klicken.  

Instagram erlaubt ebenfalls Alternativtexte zur Bildbeschreibung. Diese können im letzten Schritt vor dem Upload unter dem Menüpunkt „Erweiterte Einstellungen“ hinzugefügt werden.

Eine Anleitung, um Alternativtexte für mehr Barrierefreiheit bei Instagram einzustellen
Alternativtexte bei Instagram einstellen

Bei Twitter ist die Funktion beim Upload eines Bildes unter „Bearbeiten“ zu finden. Dort ist neben der Funktion, das Bild zu beschneiden, auch die Möglichkeit, den Alternativtext einzustellen.

Eine Anleitung, um Alternativtexte für mehr Barrierefreiheit bei Twitter einzustellen
Alternativtext bei Twitter einstellen

Untertitel bei Videos einfügen

Videos brauchen einen Untertitel! Nur so können taube und schwerhörige Menschen die Inhalte verstehen. Und da dies auch Berufspendlern hilft, die sich in der Bahn bei entsprechender Geräuschkulisse Videos anschauen, lohnt sich dieser Tipp gleich doppelt!

Bei Facebook lassen sich Videos nach dem Hochladen übrigens noch bearbeiten und es lassen sich auch Untertitel einfügen. Beim Öffnen des Videos gibt es nach einem Klick auf die drei Menü-Punkte die Option „Video bearbeiten“. Dort kann unter „Untertitel und Bildunterschriften“ eine SRT-Datei hochgeladen werden, die die zusätzlichen Angaben enthält. 

Eine Anleitung, um für mehr Barrierefreiheit Untertitel bei Facebook-Videos hinzuzufügen
Untertitel bei Facebook-Videos hinzufügen

Twitter hat diese Option im Media Studio. Wer dort sein Video hochlädt, kann im Menüpunkt „Mediendetails“ unter „Untertitel“ eine SRT-Datei mit Untertiteln hochladen. 

Auch bei YouTube können Untertitel eingefügt werden. Dort gibt es die Option im YouTube-Studio unter „Untertitel“.

Lediglich Instagram hat da Nachholbedarf. Dort gibt es leider keine Möglichkeit, Videos zu untertiteln. Eine Alternative wäre hier, Apps zu nutzen und die Untertitel direkt in das Video einzufügen.

 

Barrierefreiheit hat auch wirtschaftliche Aspekte

Und hier noch ein paar zusätzliche Fakten zum Thema Barrierefreiheit im Social Web: In Deutschland leben etwa 350.000 sehbehinderte oder blinde Menschen. Gehörlos sind rund 80.000 Menschen. Und erstaunliche 16 Millionen Menschen sind schwerhörig. Das macht beinahe ein Viertel der Bevölkerung aus. Hinzu kommt, dass Menschen mit Sprachproblemen oder Lernschwierigkeiten ebenfalls auf barrierefreie Postings angewiesen sind. 

Gerade in den sozialen Medien ist Reichweite nun eine wichtige Kennzahl. Wer ein paar Kriterien beachtet, um Beiträge barrierefrei zu gestalten, erreicht eine größere Zielgruppe. Deswegen hat barrierefreies Posten großes Potenzial – auch in wirtschaftlicher Hinsicht.

Menschen mit Behinderung nutzen technische Hilfsmittel

Es ist kein Problem für Menschen mit Behinderung, Postings, Fotos und Videos mit Hilfe von technischen Hilfsmitteln zu verstehen. Sie lassen sich die Inhalte mit einem Screenreader vorlesen oder nehmen sie, im Falle eines Hörfehlers, visuell wahr. Das gelingt aber nur, wenn möglichst viele der hier erwähnten Voraussetzungen auch wirklich erfüllt werden.   

Ein Screenshot einer Google-Suche, um Tipps für barrierefreies Posten zu finden

Die meisten sozialen Medien bieten Optionen für Barrierefreiheit

Initiative #BarrierefreiPosten stellt Wissen zur Verfügung

Die Initiative #BarrierefreiPosten hat es sich zur Aufgabe gemacht, das nötige Wissen für Barrierefreiheit in den sozialen Medien zur Verfügung zu stellen. Dabei beziehen sie sich vor allem auf Facebook, Instagram und Twitter. Wer sich noch intensiver in das Thema einlesen möchte, kann dort gerne noch einmal vorbeischauen.

Wir selbst werden die hier zusammengestellten Tipps auch künftig auf jeden Fall weiterhin beherzigen und in unserem Arbeitsalltag anwenden. Denn Inklusion von Menschen mit Behinderung findet auch online statt – es heißt nicht umsonst Social Web. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Ausprobieren!

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