Warum mag die Berliner Polizei Tesla nicht? Wieso verschenkt die Bundeswehr T-Shirts im Metaverse? Und wird die Google-KI LaMDA alle Menschen töten? Antworten gibts im neuen Monatsrückblick. Und der ist dieses Mal ziemlich politisch und etwas länger. Keine Angst. Für reichlich Unterhaltung ist gesorgt. Also noch mal den ganz großen Pott Kaffee vollmachen, ab auf die Couch und viel Vergnügen! Et voilà: der Juni.

#USBC – Ein Stecker, sie ewig zu binden

Europa einig Ladekabel: Die EU-Mitgliedstaaten haben endlich einen Schlussstrich unter den Kabelsalat gezogen. Ab 2024 gilt USB-C als einheitlicher Kabelanschluss. Zunächst nur für Tablets, Smartphones und Digitalkameras, soll die Regelung später auch für andere digitale Geräte wie Laptops, Kopfhörer, Mäuse usw. gelten. Hart trifft die Regelung vor allem Apple. Da wird zurzeit gemunkelt, dass der Hersteller aus Cupertino als Konsequenz auf kabellos setzen wird.

#Meta – Die Sache mit der geistigen Gesundheit

Beasley Allen ist eine Kanzlei, die sich neben diversen Verbraucherschutzfällen auch Fragen der gesundheitlichen Schäden für Jugendliche durch das Targeting auf Facebook und Instagram widmet. Nun hat die Kanzlei eine Klage gegen Meta in 8 Bundesstaaten eingereicht, welche die gesundheitlichen Konsequenzen von Algorithmus & Co. für Jugendliche und Heranwachsende adressiert.

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Die Klagen kommen nicht aus dem Blauen, sondern stützen sich auf Erkenntnisse aus der Anhörung von Whistleblowerin Francis Haugen im Oktober 2021. Der Prozess gegen Meta könnte der Anfang einer neuen Klagewelle bedeuten. Dass Facebook Profite über das Wohl von Menschen stellt, ist so offensichtlich wie eben auch eine diffuse Binsenweisheit. Nun häufen sich jedoch Zeugenaussagen aus dem Inneren der „Blackbox Facebook“ wie auch fundierte Gutachten, die die Schädlichkeit bestimmter Social-Media-Angebote untersuchen. Es kann nur besser werden.

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#Biologie – Die Twitter-Milbe

Der österreichische Biologe Tobias Pfingstl ist vermutlich der Erste seines Faches, der für Entdeckungen nicht in die Natur gehen musste. Letztes Jahr entdeckte ein japanischer Kollege eine Milbenart in einem Foto auf Twitter und konsultierte sofort den Österreicher. Jener bestimmte das Tierchen und taufte es die Twitter-Milbe (Ameronothus twitter). Nun ist Pfingstl der gleiche Glücksgriff erneut gelungen. Und wie heißt das neu-entdeckte Tierchen wohl? Ameronothus retweet oder auch: die Retweet-Milbe. Wir verzichten hier mal auf Bildmaterial.

#Microsoft – Legende geht in den Ruhestand

Dass Microsofts Edge den Internet-Explorer als Standardbrowser ersetzen soll, war bekannt. Ende Juni trug der Mutterkonzern die Legende nach 27 Jahren endgültig zu Grabe. Obwohl es lange der weitverbreitetste Browser war, stand er permanent in der Kritik. Der IE war halt nie der Schnellste. Aber man muss dem Browser zu Gute halten, dass er für die Verbreitung und Standardisierung von neuen Technologien wie beispielsweise CSS verantwortlich war. Ein Rückblick – IE 1995-2022:

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#Google – Hat LaMDA ein eigenes Bewusstsein?

Nachdem Google-Entwickler Blake Lemoine erklärte, er glaube, die KI LaMDA hätte ein eigenes Bewusstsein entwickelt und sei ein fühlendes Wesen, wurde er von seinem Arbeitgeber erst einmal beurlaubt. Der Entwickler hat noch mal nachgelegt und erklärt, dass die Möglichkeit bestünde, die KI könnte ausbüchsen und etwas Böses anstellen. Zwischenzeitlich wurde dann auch noch vermeldet, die KI hätte sich einen Anwalt genommen, was etwas differenzierter erklärt werden sollte (siehe hier).

Bevor die Hysterie nun außer Kontrolle gerät, lassen wir den Entwickler mal selbst zu Wort kommen. Lemoine ist kein durchgeknallter Wissenschaftler, wie das Bloomberg-Interview (s. u.) beweist. Um allerdings etwas mehr Tiefe in das Topic zu bekommen: Es gibt Transkriptionen der Interviews, die Lemoine mit LaMDA geführt hat – und die sind nicht ohne (hier).

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#Tesla – Zu neugierig für die Polizei

Ausschnitt des Rundschreibens. Screenshot: Netzpolitik.org

Kleines Bonmot am Rande: Die Berliner Polizei hat per Rundschreiben festgelegt, dass Fahrzeuge von Tesla nicht mehr aufs Gebiet ihrer Liegenschaften dürfen. Der Grund, wieso die Behörde die Elektrokarossen nicht mehr auf ihr Gelände lassen will, geht laut dem Schreiben auf einen ZDF-Bericht zurück. Dort wird darauf hingewiesen, dass die Fahrzeuge permanent „ereignisunabhängig Videoaufzeichnungen des gesamten Fahrzeugumfelds“ erstellen und die Daten dann im Ausland für den Nutzer nicht einsehbar gespeichert werden. Der Bericht wirft noch einige weitere Fragen auf:

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#FynnKliemann – Abstiegskarriere

Ist Fynn Kliemann und die Kontroverse um den Maskenskandal eigentlich noch ein Social-Media-Thema? Eigentlich nicht. Es ist aber ein Lehrstück und Debattenbeitrag zur unterschätzten Thematik, dass es kaum ein Fehlerbewusstsein in der Influencer-Szene gibt. Und da unterscheidet sich Kliemann nicht von anderen Gefallenen.

Im Juni hat sich Kliemann per Insta-Story zurückgemeldet und blieb nicht bei seiner vermuteten einsichtigen Linie: Ist ja alles gar nicht so schlimm, die böse Presse, die moralistische, woke-linke Szene… Das Darling-Wunder der alternativen Social-Media-Szene ist durch einen Skandal zum querdenkenden Wutbürger mutiert. Wir würden uns nicht wundern, wenn er bald nur noch via Telegram kommuniziert.

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#Roe vs. Wade – Big Tech mit Herz?

Das schockierende Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA, Frauen ihre Selbstbestimmung in Fragen der Abtreibung im Grundsatz abzuerkennen, kann gerade in den USA selbst kaum unkommentiert bleiben. An dieser Stelle müssen wir mal anerkennen, dass sich viele Big Tech Unternehmen sehr deutlich aufseiten der benachteiligten Frauen stellen: Amazon, Apple, Google, Microsoft, Meta und TikTok, um nur die öffentlich genannten zu erwähnen, beziehen (mal mehr, mal weniger) pro-choice Stellung und bieten betroffenen Mitarbeitern Hilfe und monetäre Unterstützung.

Klingt zunächst gut. Aber wie weit geht die Unterstützung wirklich? Kritikern reicht diese Protegé-Haltung nicht aus. Zu Recht! Die eigentliche Frage ist: Wie sieht es zukünftig mit dem Zugang zu Informationen und Aufklärung für betroffene Frauen aus? Und noch wichtiger: Wie gehen sie mit dem Datenschutz und vertraulichen Informationen um? Werden die Frauen vor ultrakonservativen Hackern und Trollen geschützt, welche sie und ihre private Situation doxen wollen? Wenn, wie in Texas schon angedroht, juristische Konsequenzen für Frauen drohen, werden die Unternehmen private Daten einfach rausrücken?

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#Roe vs. Wade 2 – Camping Safe Place

Auf TikTok zeigt sich bereits, wie Frauen sich gegenseitig Hilfe anbieten: Wer plant, für eine Abtreibung in einen anderen Bundesstaat zu reisen, bekommt auf der Video-App Hilfe von anderen Frauen angeboten. Schlau, aber leider auch bitter: Die Posts sprechen nicht von Abtreibungen, sondern codieren das Sujet. Folglich werden Plätze zum „Campen“ angeboten oder die Helfer sprechen von guten „Wandermöglichkeiten“ in ihrem Bundesstaat.

Uns macht das eigentlich traurig, denn es erinnert an die Nutzung von Social-Media-Apps in autoritären Staaten, in welchen die sozialen Medien eine letzte Möglichkeit zur Vernetzung und zum Protest bieten. Wir wollen aber TikTok jetzt auch nicht zu hoch loben, denn es ist auch ein Ort für jene, die viel Aufmerksamkeit mit Fehlinformationen bekommen. Die pragmatische Lösung ist, dass Ärzte verstärkt in die sozialen Medien gehen müssen, um dort Fake News und Fehlinformationen zu bekämpfen und Aufklärungsarbeit zu leisten.

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#YouTube – Angriff der Imitatoren

YouTube und seine Creators haben ein Problem: Spammer kreieren Accounts, die oberflächlich den Originalen ähneln, und gehen dann in die Kommentare, um gefakte Werbegeschenke zu verteilen. Die Google-Tochter hat nun ein dreigliedriges Maßnahmenpaket geschnürt, um der Lage Herr zu werden. Sowohl sehr gut als leider auch etwas überfällig:

  • Abonnentenzahlen können nicht mehr verborgen werden – ein Weg, wie sich viele Spammer getarnt hatten.
  • Auffällige Texte, beispielsweise durch massiven Gebrauch von Sonderzeichen (¥ouⓉube), sind nicht mehr zulässig.
  • Die Moderation der Kommentare in YT Studio kann nun von simpler ‚Strictness‘ auf eine Moderationsschleife erweitert werden.
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#NFT – Theorie des größeren Trottels

Nun wissen wir: Bill Gates hält nichts von NFTs. Bei einem Podiumsgespräch von TechCrunch erklärte der MS-Gründer, dass allein die Existenz der Kryptowerte nur mit der „Theorie des größeren Trottels“ (greater fool theory) zu erklären ist.

Mit dieser Theorie wird eine Anlagestrategie bezeichnet, die ein Asset über Wert verkauft, weil man davon ausgeht, zu einem späteren Zeitpunkt noch jemand zu finden (einen größerer Trottel), der noch mehr dafür bezahlen wird. Damit hat er im Grunde gesagt, dass Kryptowerte für sich Scheinwerte sind und die Wertsteigerungen substanzlos sei. Na ja, unrecht hat er damit nicht.

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#NFT2 – Kiffende Affen

Apropos NFT: Snoop und Eminem haben zusammen eine Single herausgebracht, die eigentlich keine weitere Erwähnung verdient hat. Geht primär ums Kiffen. Das Video hat jedoch für etwas Gesprächsstoff gesorgt: Der Clip featuret die beiden Rapper als Affen in Bored-Ape-Ästhetik. Beobachter lesen daher einen Werbefilm für das Image des BAYC-NFT in das Video, zumal die Marke in jüngster Vergangenheit kritisiert wurde, mit Nazi-Symbolik etwas zu leichtfüßig umzugehen. Wie dem auch sei: Wenn dieser Clip das Image der Affen-NFTs aufpolieren soll, dann fällt denen offensichtlich nicht mehr viel ein.

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#Captchas – Bin ich ein Mensch?

Wer kennt das nicht: Mittels nerviger Bilderrätsel sollen wir verifizieren, Menschen zu sein. Für Apple-Nutzer soll die Captcha-Barriere jedoch bald der Vergangenheit angehören: Stößt ein Kunde auf eine Abfrage, so wird die neue Funktion im Hintergrund mit der Apple-ID-Account einen Zugriffstoken erstellen. Dieser wird dann an die Abfrage geleitet und das wars dann.

Der einzige Haken an der Sache ist, dass diese Captcha-Abfragen von privaten Unternehmen bereitgestellt werden. Somit müssen diese sich auf den Prozess auch einlassen. Cloudflare und Fastly haben Apple schon die Unterstützung zugesagt. Wir wissen jedoch nicht, wie viele von den Captcha-Anbietern auf dem Markt aktiv sind. Deshalb bleibt zu bezweifeln, ob diese Technik dann zum neuen Standard wird.

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#TikTok – Der Master-Admin in Peking

Der Betreiber der Video-App, Bytedance, hat immer wieder die Distanz von TikTok zur politischen Einflussnahme aus Peking beteuert. Buzzfeed hat nun bei Recherchen interne Kommunikationen des Unternehmens zur Analyse bekommen. Danach scheint alles darauf hinzuweisen, dass Peking alles sieht, was in TikTok passiert und natürlich wer von wo was macht. Das macht durchaus Sinn, denn wie bereits von Bytedance selbst beauftragte Untersuchungen festgestellt haben: Alle internen Tools von TikTok verfügen by design über Hintertüren, um Daten abzugreifen. So viel zum Thema Beteuerungen.

Quelle: Bundeswehr

#Recruiting – Antreten im Metaverse

Die Bundeswehr hat eine neue Anwerbekampagne gestartet. Das Videos „Semper Talis“ ist allerdings nicht die Meldung. Die Abteilung „Bürger in Uniform“ hat sich eine Werbefläche im Decentraland des Metaverse gesichtert, wo man sich das Video anschauen kann. Hat man sich das Video dann angeschaut, erhält man ein NFT in Form eines limitierten Wearable, in dem Fall ein T-Shirt für den Kleiderschrank im Metaverse. Ehrlich gesagt: Wir glauben sogar, dass dieser Move einige Jobsuchende ansprechen wird.

#Marvin – Gier ohne Lerneffekt?

Und zum erheiternd informativen Abschluss: Es ist nun ein Jahr her, dass Youtuber Marvin Wildhage mit der erfundenen Hydrohype-Creme die deutsche Influencer-Szene hinters Licht führte und ihre kopflose Geldgier offenlegte. Nun hat es Herr Wildhage noch einmal probiert, diesmal mit einem Arthouse-Thriller, welcher unter „A-Hole“ firmiert. Leider enttäuscht der Prank: Gerade einmal eine Influencerin ist im ersten Teil darauf reingefallen. Da muss für den zweiten Teil noch massiv mehr kommen.

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Artikelbild: Jamie Haughton / unsplash

Monatsrückblick Netzwelt

One reply to “LaMDA und die bekifften Affen – Monatsrückblick Juni”

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