Wie klingt eigentlich der Weltraum? Warum dürfen englische Kinder keine weiblichen Brüste sehen? Wieso hemmen Zoom, Skype & Co. den Fortschritt? Und wer beantwortet in Island meine E-Mails? Brennende Fragen und die Antworten sind nicht fern. Unser Monatsrückblick ist ein bunter Strauß aus Netzkultur, politischem Irrsinn, weltfremder Wächtermoral und lustigen Ideen. Also noch mal Kaffee holen, Füße hoch und dann gute Unterhaltung: Hier kommt der Mai.

#Adidas – Vorsicht Brüste!

Im Februar machte Adidas mit einer Kampagne für ihre neuen Sport-BH Furore. Für das Plakat inszenierte die Fotokünstlerin Sophie Ebrard rund 60 Brüste, nackt natürlich, um die natürliche Verschiedenheit weiblicher Körper darzustellen. Na ja, und natürlich um den neuen Sport-BH mit unbegrenzten Passformen zu bewerben. Eine Passform war aber jedoch nicht dabei, nämlich jene für die Moralapostel. Denen passten die Brüste irgendwie nicht.

Im Nachgang reichten der englischen Werbeaufsicht ASA allerdings läppische 24 Beschwerden, um die nackten Brüste aus Herzogenaurach aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Frauen würden dadurch angeblich auf ihre Geschlechtsmerkmale reduziert. Und besonders wichtig: Kinder sollten das nicht sehen müssen. Und das hat schon Geschmäckle. Eine Kampagne, die dokumentiert, dass Frauen nicht von Natur aus gephotoshopt sind und die zeigt, was andere Werbungen ums Verrecken vermeiden wollen, soll Frauen auf ihre Brüste reduzieren?

Jetzt fragen wir uns natürlich auch, wer schützt die Kinder vor Mamas Brüsten, wenn sie gestillt werden? Müssen englische Frauen ihre Brüste vor dem Stillen pixeln? Damit wir nicht vergessen, worum es geht:

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

#Chatkontrolle – Alles für die Kinder?

Im Mai hat die EU-Kommission einen neuen Vorschlag zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch vorgelegt. Worum es dabei primär geht, ist jedoch die Kontrolle von Chats in Messengern von Telegram bis WhatsApp – auch ohne konkreten Anlass. Die Pläne sind nicht neu und haben den Regierungen der Mitgliedsstaaten schon Zeit gelassen, prüfend Stellung zu beziehen. In Deutschland wird das Vorhaben eher kritisch gesehen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Was die Pläne ebenfalls mit sich bringen würden: Sowohl Polizei und Ermittlungsbehörden wie auch die Betreiber selbst müssten massiv aufstocken, um diese Untersuchungen strukturell zu ermöglichen. Der Kampf gegen Kindesmissbrauch ist natürlich ein hehres Ziel. Darf man so skeptisch sein und fragen, ob die missbrauchten Kinder hier vielleicht nur als Strohmann zu Legitimierung bestimmter Methoden herhalten müssen?

Wir sind aber auch realistisch genug, um zu wissen, dass der Gesetzesvorschlag so nicht durch die Länderparlamente gehen wird. Wir sind daher gespannt, was von dem Vorhaben am Ende übrig bleibt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

#LostArk – Bot or not?

Bots, die sich als Menschen ausgeben: ein altes Problem, welches wir bereits von Dating-Portalen kennen. Eine Meldung zum Computer Spiel “Lost Ark” zeigt, dass dieses Problem lebendig und wohlauf ist: Amazon Games hat in dem Fantasy-Spiel mehrere Millionen Konten gesperrt. Der Grund für die Fakeaccounts ist das Farmen von Items, also das Sammeln von Wertgegenständen und Gold im Spiel, die dann für echtes Geld wieder verkauft werden können. Dass das Problem langfristig unter Kontrolle gebracht werden könnte, glaubt jedoch keiner.

#Ukraine – Unkaputtbare Netze?

Der Krieg in der Ukraine hat ein auffälliges Cyberpunk-Element: Komplexe Technologie wird auf sehr niedrigem Niveau taktisch genutzt. Ein gutes Beispiel ist das Tracking von digitalen Geräten. Im April erfuhren wir bereits, dass Smartphones, Tablets und AirPods nach dem Abzug russischer Truppen aus dem Norden der Ukraine über die Ortungsfunktion in Belarus lokalisiert wurden. Die Devices sind offensichtlich von russischen Soldaten bei ihrem Überfall gestohlen worden.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Im Mai ist dann eine Karte aufgetaucht, die sehr kontrovers diskutiert wurde. Angeblich zeigt die Karte, wo sich russische Soldaten mit ihren SIM-Karten im ukrainischen Netz einwählen, was natürlich deren Konzentration und Stellungen preisgeben würde. Ob das stimmt und ob diese Informationen aktuell überhaupt noch technisch ermittelbar sind, ist sehr fraglich.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Zwei Dinge können allerdings schon festgestellt werden: Russische SIM-Karten sind teilweise im ukrainischen Netz gesperrt, weshalb russische Soldaten auch ukrainische Devices und SIM-Karten raubten und angeblich unter Gewaltandrohungen Pins herausforderten.

Was aber ziemlich beeindruckend ist: Die mobilen Netze sind auch nach Wochen der Bombardierungen immer noch nicht lahmgelegt. Das liegt auch daran, dass die Funk- und Verteilungszellen recht feingliederig strukturiert sind. Und Russen wie Ukrainer brauchen auch im Krieg weiterhin mobilen Datenempfang. Zyniker sagen, dass die Netzabdeckung in der kriegsgebeutelten Ukraine immer noch besser ist als in ländlichen Teilen Deutschlands. Vermutlich stimmt das sogar.

#Deepfake – Googles stiller Kampf

Colab (Colaboratory) ist, kurz gesagt, eine Service-Seite von Google, die es Programmierern und Forschern erlaubt, Machine-Learning-Projekten wie beispielsweise Deepfake-Modelle browserbasiert zu trainieren und zu testen. Nun hat Google still und heimlich Deepfakes zu den No-Gos auf ihrer Plattform in ihren FAQ aufgenommen – was natürlich auffiel. Das ist eine kleine Meldung, hat es aber in sich: Viele Deepfakes, die im Netz unterwegs sind, nutzen mit Colab trainierte Modelle .

Google hat sich bisher nicht zu dem Vorgang geäußert. Aber das Video hier unten dokumentiert sehr eindrücklich, wie einfach es war, mit Google Colab Deepfakes zu erstellen. Man hat den Eindruck, dass auch Laien mit etwas Cleverness sehr leicht Video-Fakes könnten. Vielleicht will man gerade in Zeiten des Krieges, wo zu viele Fakes unterwegs sind, sich nicht zum Mittäter machen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

#PainTok – Algorithmus in die Depression

Es ist ein allgemein bekanntest Dilemma, dass Algorithmen Bubbles und Echokammern verursachen. Das ist besonders gefährlich, wenn junge Zielgruppen und Themenfelder wie Depression, Suizid und Selbstverletzung zusammenkommen.

Ein Team von BR Data und PULS Reportage haben nun unter die Lupe genommen, wie toxisch TikToks Content-Auswahl auf die Sensibilität junger Menschen wirkt. Wir verweisen auf das Experiment des Reporter-Teams nicht ohne Trigger-Warnung: Wer gefährdet ist, sollte sich selbst den Bericht nicht ohne Begleitung anschauen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

#NASA – Wie klingt das Weltall?

Nach so viel düsteren Nachrichten nun etwas buchstäblich Erleuchtendes. Datensonifikation ist eine Technik, welche Daten in Klänge umwandelt. Klassische Beispiele sind der Geigerzähler oder auch das Sonar. Die Methode kann aber weit mehr. Die NASA stellt auf diese Art schon seit längerer Zeit Bilder des Hubble-Teleskops von entfernten Galaxien in Klängen dar. Im Mai gab es mal wieder eine neue Galaxie. Und was sollen wir sagen? Klingt gut.

Wir empfehlen auch dringend die Datensonifikationen von weiteren Galaxien. Hier geht es zur passenden NASA-Seite.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

#Studie – Fernkommunikation killt Kreativität

Corona hat uns gelehrt, dass man auch Konferenzen aus der Ferne abhalten kann. Einer der bedauerlichen Nebeneffekte scheint zu sein, dass Videokonferenzen die Kreativität hemmen könnten. Das legen zumindest die Ergebnisse einer Studie zweier amerikanischer Wissenschaftler nahe. Zwei Hauptgründe begünstigen demnach den niedrigeren Kreativ-Output:

Während bei physischen Meetings oftmals viele Ideen am Ende zu der einen guten Ideen führen, ist das Volumen der Gedankenblitze bei Videokonfis im Durchschnitt niedriger. Das heißt, die beste Idee hat in Fernkonfis ein kleineres Entwicklungsfeld.

Ebenso interagierten die Probanden bei Konferenzen im echten Leben mehr mit ihrer Umwelt. Offensichtlich beeinflusst das die Qualität der Ideen positiv. Bei Konfis via Bildschirm liegt der Fokus aller Beteiligten nachweislich eben auf dem Bildschirm. Der Impulsgeber „Umwelt“ fällt somit weg. Das klingt gar nicht so unlogisch.

#Spotify – Playlist mit Wurst

Apropos gute Ideen: Das haben wir bei Reddit gefunden. Leider ist die Playlist nicht öffentlich. Aber das ist auch egal – die Idee ist gut und wir wollten Ihnen das nicht vorenthalten:

Quelle: reddit

#Outhorsing – Vom Huf gezeichnet

Und zum gütlichen Abschluss: Island ist ja für gutes Tourismus-Marketing bekannt. Jetzt können Urlauber unter OutHorse your E-Mail eine Abwesenheitsnotiz für ihr Postfach einrichten. Der Clou: Die Antwortmails werden von einem Pferd geschrieben. Wenn wir ehrlich sind: Manche Abwesenheitsnotizen sind auch nicht besser. Also, warum nicht?

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Artikelbild: Greg Rakozy / unsplash

Monatsrückblick Netzwelt

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert