Der März war so gegensätzlich wie ereignisreich: Krise am Bosporus, Twitter-Rekord mit Selfie und viel Bewegung auf Messen und Konferenzen. Und dazwischen offene Fragen, die wohl noch die eine oder andere Debatte produzieren werden. Ein kleiner Überblick – der März.

Hellblaue Schrift mit den Worten "März 2014" auf lilanem Grund.Tage des Donners – Kaum ist die olympische Flamme erloschen, bricht in der Ukraine das revolutionäre Chaos aus – und am Ende ist die Krim weg. Das war die Kurzfassung – für nähere Informationen hält jeder Nachrichtenkanal ein 24-Stunden-Angebot parat.

Obwohl die Ereignisse des russischen Spätwinters natürlich die erwartbaren Spuren im Social-Media-Universum hinterlassen, ist ein Aspekt besonders interessant: In den Kommentarbereichen von Facebook und Nachrichtenportalen bahnt sich eine bemerkenswerte Welle überraschend Putin-freundlicher Kommentare, gepaart mit einem sehr reduntanten anti-amerikanischen Weltbild, ihren Weg. Auffällig sind dabei nicht nur die Unmengen offensichtlich russlanddeutsch-stämmiger User, sondern auch die große Menge von Fake Accounts. Einzelne Stichproben haben dabei ergeben: Profilbilder werden von russischen Foto-Communitys zum Bestücken der FB-Accounts geklaut – die Diskutanten haben meist so um die 60 Freunde, die man vorsichtig als arg bunt zusammengewürfelt bezeichnen kann – und Widersprüche ziehen sich wie ein roter Faden durch die Accounts: Schalker, die den BVB liken oder Frauenbeauftragte, die ausschließlich Pornos unter den Lieblingsfilmen führen. Wieso gibt sich bei der Manipulation eigentlich niemand mehr Mühe?

Quelle: @TheEllenShow pic.twitter.com/C9U5NOtGap

Rekord-Selfie – Der Februar startete mit einem Rekord: Auf der Oscar-Verleihung inszenierte die Zeremonienmeisterin Ellen DeGeneres spontan ein All-Star-Selfie, welches danach natürlich sofort auf Twitter-Reise ging. Und während die Show weiterlief, wurde der Tweet von der Zwitschergemeinde geteilt und geteilt und geteilt… Mittlerweile sind wir bei über 3 Mio. Retweets. Und der Twitter-Stunt hatte sogar noch einen tieferen Sinn: Die Aktion wurde von Samsung initiiert und die Koreaner willigten ein, für jeden Retweet einen Dollar zu spenden, welchen DeGeneres für einen guten Zweck ihrer Wahl aufwenden kann. Die Spende wird der Humane Society und dem St. Jude Children’s Research Hospital zukommen.

Wal-Kampf – Wir haben ein neues Craze in der Tadition von Planking & Co.: #whaling. Bei diesem viralen Spaß geht es darum, einen springenden Wal zu immitieren. Der Trend verbreitete sich besonders stark via Vine-Kurzvideos.

Bitcoin-Krise und ein Todesfall – Autumn Radtke ist tot. Die 28-jährige Amerikanerin war Cheffin des Bitcoin-Handelsplatzes First Meta. Behörden sprechen von Selbstmord. Vor dem Hintergrund der erschütternden Bitcoin-Krise fragt man sich jedoch, ob es nur ein persönliches Drama war: Die größte BC-Börse Mt.Gox hat Insolvenz angemeldet und im Vorfeld sind hunderttausende Bitcoins „verschwunden“. US-Behörden sind in die Ermittlungen einbezogen.

Falsche Cops, echte Werbung – Zur Auflockerung ein kleiner Lacher: Dieser Clip machte im März die Runde. Zu sehen sind vermeintlich planlose Polizisten. Damit es nicht zu weiteren Fragen kommt: Es handelt sich um ein Privatvideo, welches die Dreharbeiten einer Chevy-Werbung dokumentiert. Und damit Alles am Ende Sinn macht: Hier ist der Werbe-Clip.

Messe, die Erste – Im März beheimatete Hannover Deutschlands größte IT-Messe CeBIT. Wie üblich: Politiker schütteln Hände, viele Techy-Highlights und zahlreiche gute Ansätze für Wirtschaftsprojekte. Das große Buzzword der Messe lautet in diesem Jahr Datability, also der verantwortungsvolle Umgang mit Big Data. Augenzeugen dokumentierten vorwiegend trockene Diskussionen.

Messe, die Zweite – Praktischer orientiert und weitaus unterhaltsamer war dagegen das Festival South by Southwest (SXSW) in Austin, TX. Nicht zuletzt, weil auf der Messe Digital-, Musik- und Filmbranche zusammenkommen und Lösungen diskutieren. Ein echter, stadtweiter Event, welcher nicht nur indoor stattfindet – eben ein Festival. Auch Start-Ups aus Deutschland waren anwesend und hatten viel Gutes zu erzählen. Welche digitalen Trends befeuert wurden – hier ein Clip:

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Historische Funde – Die Stanford-Universität löscht anscheinend nicht die alten Websites. So kann man auch heute noch Sergey Brins alte Homepage aus dem Jahre 1996 bestaunen. Er arbeite zur Zeit bei Google und habe verschärftes Interesse an Data-Mining. Ob ihm das mal was für den Job bringt… hier gehts zur Seite.

Quelle: Yallah Tayyip

Ab ins Mittelalter – Hatten wir nicht letzten Monat erst Türkeis Premier Erdogan – wegen der Möglichkeit willkürlicher Abschaltung von Social-Media-Diensten? Der Verzweifelte vom Bosporus macht noch ernster und ließ Twitter und YouTube sperren. Von Präsident Gül gab es einen Rüffel – dummerweise via Twitter. Und das türkische Verfassungsgericht kassierte die Twitter-Sperre auch wieder. Die Netzgemeinde am Bosporus ist glücklicherweise nicht so schnell einzuschüchtern – und reagierte.

Y-Schleichwerbi – Die YouTube-Komödianten von Y-Titty waren letzten Monat gleich zweimal in den Schlagzeilen. Erst gewannen sie recht überraschend einen Echo für ihren „Halt dein Maul“-Clip. Kurz darauf stießen Vorwürfe der Schleichwerbung eine neue Debatte an: Dass die YouTuber ihre viralen Erfolge für Werbezwecke nutzen, ist nicht weiter verwerflich. Dass sie es allerdings nicht ausreichend kennzeichnen, wird ihnen nicht erst seit gestern vorgeworfen. Gegen Y-Titty wird zwar nicht ermittelt, aber geprüft werden die Vorwürfe nun schon. Da wird wohl noch was kommen.

Falsche Küsse, echte Häme – Erst tauchte der Kurzfilm „First Kiss“ von Tatia Pilieva auf, in welchem angeblich dokumentiert wurde, wie sich 20 völlig Fremde zum ersten Mal küssen. Dann wurde klar, dass es eine virale Kampagne des Mode-Labels Wren Studio war. Blogger wurden für überraschte Begeisterung bezahlt und an den Kassen des Labels soll es auch geklingelt haben. Der PR-Stunt blieb natürlich nicht unkritisiert, nicht zuletzt, weil mal wieder primär schöne Schauspieler Authentizität vorheucheln. Und folglich dürfen natürlich auch nicht die gut gemachten Mockings fehlen. So beispielsweise ein erfrischendes Fake von Nice Piece. Oder auch dieser Clip von Vice, der wirklich 20 völlig Fremde in diese Situation wirft – 20 völlig Fremde, die man vermutlich nicht als Models buchen würde.

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Kampf den Schandmäulern – Einen positiven Etappensieg konnte die GEMA verzeichnen: Das LG München stellte klar, dass die GEMA-Sperrtafeln auf YouTube rechtswidrig sind und die Formulierung verändert werden muss. Die Texte sind herabwürdigend und banalisieren den Rechtsstreit, in welchem der schwarze Peter zurecht bei Google/YouTube liegt. Trotz hoher Werbeeinnahmen fließt keinerlei Beteiligung an die Rechteinhaber der Musik. Auffällig ist in dieser Langzeitposse, dass viele Leitmedien einen Imageverlust der GEMA bedauern, selbst aber kaum Anstalten machen, dem Hype der Schandmäuler entgegenzuwirken. Mittlerweile ist die Lügenkampagne gegen die GEMA so abstrus geworden, dass man sich fragt, wann der nächste Internet-Depp eine Online-Petition gegen Forderungen des Finanzamtes initiiert.

PeliCam – Und zum Schluss: Wir können noch so oft suggerieren, dass ein Trend vorbei ist. Aber seien wir ehrlich: Selfies boomen immer noch. Das hat mittlerweile auch die Bewegtbild-Gemeinde erreicht. Einer der coolsten Clips stammt aber nur indirekt von Menschen: Für ein Reise-Portal haben die Macher dieses Videos einem Pelikan eine GoPro-Cam auf die Nase geklemmt und den Flattermann eine Runde drehen lassen. Flieg nicht zu hoch…

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