Die turbulenteste Nachrichtenkarriere des Dezembers geht eindeutig an den Abmahn-Krimi um das Streaming-Portal RedTube. Aber auch der Rest des Monats hielt mit Politik, Chuck Norris und ein paar Netz-Fauxpas recht abwechslungsreiche Events parrat. Bitte schön – der Dezember.

Geld her oder schäm dich – Der Dezember wird vielen Surfern als Monat der Porno-Abmahnung in Erinnerung bleiben. Um es kurz zu machen: Über 10.000 Abmahungen für das Ansehen von Porno-Streams (galt/gilt bisher nicht als illegal) – ein Abmahn-Anwalt, dem es offensichtlich primär um schnelles Geld ging – ein Landgericht, das in völliger Ahnungslosigkeit vor Tatsachen kapituliert – kriminelle Methoden der Datengewinnung. Und die Geschichte hat auch ein vorläufiges Ende: Einstweilige Verfügung, zahlreiche Ermittlungen gegen die Abmahner und der begründete Verdacht, dass die juristischen Strauchdiebe nicht einmal die Verwertungsrechte des angemahnten Materials haben. Man könnte stundenlang über den Fall schreiben und diskutieren. Es bleibt aber eine fundamentale und bittere Erkenntnis: Die moderne Netzwelt ist immer noch ein ziemlich fragiles Konstrukt, in welchem Anwälte zu geldgierigen Revolverhelden werden können und Richter ahnungslos die Hände in die Taschen stecken.

And the winner is… – Das GroKo hat seine Netzbeauftragten ernannt: Der neue Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur wird Alexander Dobrindt (CSU). Das oberbayerische „Fettnapfsuchgerät“ hat auch schon verkündet, dass 140 Zeichen nicht reichen, um seine frohe Botschaft zu verkünden – deshalb verweigert er sich weiterhin Twitter. Oberste Datenschützerin wird Andrea Voshoff – und ihre erste Amtshandlung war, ihre Twitter- und Facebook-Accounts in die Wüste zu schicken. Wenn das mal keine vielversprechenden Aussichten sind.

Chuck Norris kann das auch – Witzige Idee, aber irgendwie fehlt der Pfiff: Wir erinnern uns an den Epic Split von Van Damme für Volvo? Dieser Viral-Stunt erfuhr nun eine prominente Replik: Chuck Norris – ohne Trucks, mit Flugzeugen. Der Clip baut auf den bekannten Chuck Norris Witzchen auf und ist folglich sehr unterhaltsam überdreht. Kein Brüller, aber nett.

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Quelle: Screenshot Facebook

Shitstorm Dekolleté – Die Ankündigung der Weihnachtsfeier auf Facebook, und dazu ein Bild als Kleidungsinspiration für die Damen: Ein tief ausgeschnittenes Dekolleté. Was sich ausgerechnet die Werbe-Cracks von Jung von Matt erlaubten, löste in kürzester Zeit ein kleines Shitstörmchen aus. Die Akte konnte rasch geschlossen werden: JvM entfernten das Posting und entschuldigten sich für diese infantile Aktion. Der eigentliche Aufhänger war allerdings: Recht schnell manifestierte sich die Meinung, dass JvM ja nicht das erste Mal ins digitale Fettnäpfchen getreten sei. Und daher gilt ab sofort: Jung von Matt kann alles, außer Digital.

Sieg für Öffentlich-Rechtlich – Im Jahre 2011 verklagten private Verlagshäuser die ARD wegen ihrer Tagesschau-App. Die Anwendung sei gegen den Rundfunkstaatsvertrag, auch weil das Angebot gebührenfinanziert ist und damit eine Wettbewerbsverzerrung erfüllt sei. In erster Instanz wurde den Verlagshäusern recht gegeben – in zweiter Instanz wurde die Klage nun vom OLG Köln abgelehnt. Das Amüsanteste an der ganzen Geschichte: Die App, welche Gegenstand des Verfahrens war, ist nur einen Tag lang verfügbar gewesen. Die Tagesschau-App, welche danach erhältlich war, wurde in diesem zweijährigen Gerichtsmarathon gar nicht berücksichtigt.

Weihnachtsgruß vom Eddie – Es gibt Weihnachtsansprachen vom Papst, von Präsidenten und Kanzlern – und jetzt auch von Edward Snowden. Das Thema seiner Ansprache kann man sich denken: „Wir werden alle überwacht!“. Channel 4 strahlte die Rede aus. Auf Vimeo war sie zu sehen. Im Channel 4 Youtube-Kanal sucht man den Clip vergebens – wohl nicht freiwillig.

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Frühzeitiger Trauererguss – Zum Jahresabschluss hat sich Facebook noch einmal von seiner unreifen Seite gezeigt: Als bekannt wurde, dass Ex-Formel 1 Champ Michael Schumacher schwer verunglückt sei, konnten die üblichen Verdächtigen den Tod gar nicht erwarten und eröffneten schon mal Kondolenz-Seiten im Stile „RIP Michael Schumacher“. Und wenn du glaubst „dümmer geht nimmer“ – doch, geht: Es kursiert ein vermeintliches Video vom Unfall, welches sich als Trojaner entpuppt. Frag man sich doch glatt: Würde es dem recht geschehen, der das auch noch sehen will?

Selfie-Boom – Selfies, also Selbstportraits im Format Handy-Foto, sind nie ein Trend gewesen. Eher ein Vehikel für beispielsweise Duckfaces. Nun hat US-Präsident Obama die unendlich dämliche Idee gehabt, ausgerechnet auf der Trauerfeier von Nelson Mandela einen Selbstschnappschuss von sich nebst dem britischen Premier Cameron und der dänischen Ministerpräsidentin Thorning-Schmidt zu schießen. Bravo, Barry – denn jetzt werden Selfies auf einmal zum Trend erklärt. Und das bedeutet dann leider immer auch, dass sich (sagen wir mal) eher „uncoole“ Leute ein neues PR-Instrument einreden lassen. Und so kommt es dann, dass sich beispielsweise solche Super-Checker wie Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier neben CDU-BuVo-Vize Julia Klöckner zu Spontanknipsereien hinreißen lassen. Also, wenn man einen Trend, der gar keiner war, kaputt machen möchte, dann muss man ihn nur hypen – irgendwer vergeigt das Ding schon. Mittlerweile macht sich folgerichtig auch ein neuer Slogan auf Shirts breit: Go Fuck Your #Selfie.

Safety Dance – Es wurde auch mal wieder Zeit für ein schönes virales Video mit viel Gehüpfe – und wir danken Virgin America dafür. Die obligatorischen Sicherheitshinweise in getanzter und gerappter Form mit einem Schuss Broadway – danke, Herr Branson. Besonders schön ist auch der Unterton, der wohl für alle Sicherheitsvideos gelten darf: „Sie gehören also zu dem 0,001 Prozent, das noch niemals einen Sicherheitsgurt in der Hand hatte?“. Virgin America hat einfach Sinn für Social Media.

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