Einer der Big Five feiert Geburtstag, eine schräge Kampagne würdigt ein Gemüse und ein naturverbundener König verhilft einem Youtube-Video zu Millionen Views. Und natürlich gibt es wie immer viele wichtige Meldungen und schöne Geschichten aus der Netzwelt. Wer jetzt dringend mehr Kontext braucht, sollte unbedingt weiterlesen. Also wie gehabt, noch einmal Kaffee holen und dann Füße hochlegen. Viel Vergnügen: Unser Monatsrückblick September.

#Google – 25 Jahre Doppel-O

Im September wurde Google offiziell ein Vierteljahrhundert alt. Welcher Tag nun wirklich das Wiegenfest markiert, ist dabei gar nicht so klar: Die Gründung von Google Inc. datiert auf den 4. September 1998 – da kommen die 25 Jahre her. Die Anmeldung der URL erfolgte allerdings schon ein Jahr zuvor, ebenfalls im September. Und die Inbetriebnahme der Suchmaschine folgte dann wieder später.

25 Jahre danach hat der Konzern das Internet sortiert und die Art, wie wir das Netz nutzen, nicht nur beeinflusst – eher bestimmt. Wir feiern somit weitaus mehr als den Geburtstag einer Suchmaschine.

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#WhatsApp – Kanäle: Neues Feature, neue Ausrichtung?

WhatsApp hat im September das Channel-Feature gestartet. Damit besitzt der Messenger nun auch eine Art öffentliches News-Tableau und verlässt damit irgendwie das Terrain der reinen Messenger. Und während eine der Hauptfrage der Netzgemeinde war, ob man den Bereich wieder rausschmeißen könne, kündigt die Meta-App an, bald das Kanal-Feature für alle zu ermöglichen. Ist das jetzt Überfrachtung oder eine signifikante Weiterentwicklung? Wir sind gespannt, was WhatsApp im öffentlichen Bereich noch hinzufügen wird.

#Tiktok – DeoChallenge: Die Olympiade der Hirn-Akrobaten

Die Liste der dämlichen und lebensbedrohlichen tiktok-Challenges ist um eine Attraktion reicher: die DeoChallenge. Wer hält es länger aus, sich Deo auf die Haut zu sprühen? Konsequenz der Dauerbestäubung sind Verbrennungen und Verätzungen der Haut, Schädigungen der Lunge und des Herz-Kreislaufsystems. Und wer Pech hat kann sogar sterben. Zwei dokumentierte Todesfälle gibt es bereits. Nicht nur die Polizei, auch das Bundesinstitut für Risikobewertung rät davon ab. Nicht, dass es dieser Warnung bedurft hätte. Aber das verdeutlicht eben auch, welche absurden Ausmaße dämliche Challenges mittlerweile annehmen.

Letzten Monat gab es den Schärfe-Test mit Hot-Chip-Challenge und medizinischen Notfällen – sogar in Schulen. Diesen Monat die DeoChallenge. Wir sind gespannt, worüber wir nächsten Monat berichten werden.

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#MTB – Trifft man den König beim Wandern…

Der Youtube-Kanal @McTrailRider braucht normalerweise bis zu vier Jahre, bis die 100k Views erreicht werden. Jetzt hat es der Mountainbike-Vlog mal in einer Woche auf mehr als 1,7 Millionen Sichtungen geschafft. Tendenz steigend. Wie das? Eigentlich unspektakulär: Auf einer Radtour haben die vloggenden Biker König Charles von England getroffen. Der flanierte ohne großen Personenschutz im royalen Tweed durch die schottische Natur und war natürlich auch prompt für einen Plausch über das Wetter und seine Kindheitserinnerungen zu haben.

Sehr sympathisch. Dass ein Promi, der vermeintlich unerwartet in einer überraschenden Situation auftaucht, ein klarer Reichweiten-Booster ist – keine Raketenwissenschaft. Aber ein König ohne Bodyguards beim Wandern? Das ist schon nice.

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#Kampagne – Voll der Lauch

Aldi Süd hat bereits in der zweiten Augusthälfte eine Kampagne gestartet, die zwar erfolgreich war, aber auch die Frage aufwirft, was daran jetzt genau erfolgreich war. Mit der gerade allgegenwärtigen Nina Chuba als Flagschiff-Promi bewarb der Discounter ein spezielles Gemüse – den Lauch. Im Zentrum stand ein schöner, selbstironischer Clip, der auf tiktok über 16 Millionen Views erntete. Flankiert wurde die Kampagne von weiteren tiktok-Influencern aus allen Pflichtbereichen wie Fashion, Comedy oder ASMR.

Das Design der Kampagne sieht etwas steif und erzwungen aus, aber es ging viral. Das Ziel, so viele Likes wie möglich zu bekommen, wurde von Aldi selbst abgeklemmt, als sie die Kampagne nur auf 48 Stunden begrenzten. Vermutlich, weil die Zahl der Likes den Betrag einer Spende entsprechen sollte und dieser Betrag, wie gemunkelt wird, schon vorher feststand.

Aber weil Kampagnen ja keinen Selbstzweck erfüllen: Was bleibt denn? Was ist die Benchmark für den Erfolg? Wir wissen es nicht, aber wir erkennen auch kein klares Ziel. Dass Gemüsebauern mehr Aufmerksamkeit bekommen? Vielleicht, aber das kam dabei ja nicht heraus. Dass ein Bewusstsein für den Nährwert des Lauchs geschaffen wurde? Eher unwahrscheinlich. Es scheint eher, als wäre das minderbeliebte Gemüse nur ein Bauernopfer für eine digitale Kampagne, die vor allem zwei Ziele verfolgen sollte: schräg sein und viral gehen.

Aldi bläst immer mehr Geld in Social Media Kampagnen und unter den beiden Teilgeschäften, Nord und Süd, ist das südliche Aldi auch das erfolgreichere. Vielleicht hat Social Media da seinen Anteil dran. Auch wenn die Kampagnen oft so gut wie überhaupt keine Strategie erkennen lassen. Da sollten wir mal drüber nachdenken.

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#XVideos – Plötzlich groß

Die Porno-Website XVideos verkündet, dass sie pro Monat mehr als 160 Millionen Besucher zählten. Schön für sie, aber damit rückt das Vergnügungsfachportal in die Nähe sogenannter VLOPs – Very Large Online Portals. Dazu zählen eigentlich nur die wirklich großen namenhaften Plattformen. Ebenfalls heißt es hier auch „Größe verpflichtet“, denn mit dem Sprung in die große Liga kommen auch Auflagen: Risikoberichte über potentielle geschlechtsbasierte Gewalt oder potentielle psychische Gefahren. Fachleute, welchen man Einblick ins Unternehmen gewähren muss. Ganz zu schweigen von der Monitoringpflicht bei Meldungen von zivil- und strafrechtlichen Verstößen.

Ob die Seite nun wirklich zu den VLOPs zählt, muss allerdings die EU-Kommission feststellen – da reicht eine eigene Zählung nicht. Wenn es aber stimmen sollte, will das Portal sich alle Mühe geben, den Auflagen gerecht zu werden. Das kann ja was geben.

#Glasfaser – Rüffel aus Brüssel

Trantüte Deutschland: Während der Glasfaseranteil beim Festnetz in den meisten europäischen Ländern bei durchschnittlich 56 Prozent liegt, hat es sich Deutschland bei peinlichen 19 Prozent bequem gemacht. Das bemängelte die EU-Kommission in einem aktuellen Bericht und fordert das größte europäische Land zu etwas mehr Fortschritt auf. Der Plan ist, bis 2030 in allen EU-Haushalten Internet in Gigabitgeschwindigkeit zu haben und in besiedelten Räumen eine Netzabdeckung mit 5G zu gewährleisten. Dass Deutschland davon noch weit entfernt sei, wäre ein Euphemismus.

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#Geschichtsstunde – Cur homines de imperio Romano cogitant

Das war die Frage des Monats: Wie oft denken Männer über das Römische Reich nach? Und das war auch eine sehr virale Frage in den sozialen Medien des Septembers. Besonders auf tiktok, wo der Hashtag #RomanEmpire gut 1,6 Milliarden Hits erreicht.

Der Trend scheint im September 2023 aufgekommen zu sein, als immer mehr Clips auftauchten, in welchen Frauen ihre Männer fragten, wie oft sie ans römische Reich denken würden. Faktisch liegt der Ursprung aber knapp ein Jahr zurück, als die schwedische Influencerin Saskia Cort auf Instagram in die Runde fragte, wie häufig Männer an die alten Römer denken. Bis heute sammelte dieses Instagram-Posting gerade einmal 3.000 Likes, hat es aber nicht wirklich über die Landesgrenzen geschafft.

Als der amerikanische Influencer @GaiusFlavius im August die Frage in einem Reel aufwärmte, nahm der Trend an Fahrt auf. Der Rest ist genauso wie das Römische Reich – nämlich Geschichte. Jetzt darf jeder im eigenen sozialen Kreis nachfragen, wie oft Menschen mit X- und Y-Chromosom ans alte Rom denken. Unsere vorsichtige Schätzung: eher nicht so häufig – höchstens mal an Gladiatoren, den Wein, Orgien und die beeindruckende Ingenieurskunst. Ganz zu schweigen vom Kolosseum, dem römischen Heer, dem Essen, vielleicht sogar mal an Asterix und Obelix…

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#News – und dann war da noch….

  • #VW: Ein IT-Problem stoppt die Produktion an allen VW-Standorten weltweit. Zur Beruhigung: Es war wohl keine Cyberattacke. «hier mehr»
  • #Werbung: Laut der Werbewirtschaft hat die Online-Display-Werbung nun die Print-Werbung überholt. Da fragen wir glatt: Jetzt erst? «hier mehr»
  • #KI: Laut einer Bitkom-Umfrage würden 7 von 10 Deutschen sich mehr künstliche Intelligenz in Praxis- und Klinikalltag wünschen. Klingt nicht nach Vertrauensbeweis. «hier mehr»
  • #Tinder: Bei der Dating-App gibt es jetzt ein Premium-Abo, das knapp 500 Dollar im Monat kostet. Ist das dann der Preis, wenn man nicht mehr mit Bots flirten will? «hier mehr»

#Prank – Der große Steak-House Coup

Und zum Abschluss eine wunderbare Geschichte, wie man von digitalen Fakten ins Boxhorn gejagt werden kann: 140 Gäste der New Yorker Gourmet-Elite haben für einen speziellen Abend einen Platz im stark ausgebuchten „Mehran’s Steak House“ bekommen. Ein Etablissement, das höchste Bewertungen bekommen hat, von Promis frequentiert wird und vor allem: gar nicht existiert.

Der Namensgeber, Mehran Jalali, ist eigentlich Gründer eines KI-Startups und der Hintergrund ist Folgender: Während der Pandemie bekochte Mehran Jalali seine Mitarbeiter wohl so gut, dass diese irgendwann aus Spaß ihre privaten Essen auf Google-Maps als „Mehran’s Steak House“ eintrugen und dann spaßeshalber mit super Bewertungen pflegten. Als dann eines Tages wirklich Leute vor der Tür standen und das „Restaurant“ ausprobieren wollten, wurde die Idee des Pranks geboren.

Auf einer gefakten Warteliste der für den Streich aufgesetzten Website trugen sich Interessenten ein. Für den besagten Abend wurde ein Gebäude gemietet und 60 Freunde imitierten das fachkundige Personal. Mit welchen Reaktionen die 140 Gäste den Abend beschlossen, ist nicht überliefert. Aber Jalali und seine 60 Freunde werden vom Netz gefeiert und die Gourmet-Elite ausgelacht.

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Artikelbild: KI Bild mit gencraft.com erstellt

Monatsrückblick

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