Erhellende Challenges, peinliche Photoshop-Fails, ein paar düstere Geschichten von Zuckerberg & Co. und am Ende sogar ein kleiner Gastro-Tip. Und das ist erst der Januar. Zum Start ins Jahr haben wir zehn Meldungen rausgesucht, die es nicht in die erste Reihe geschafft haben oder nicht ganz erzählt wurden. Nochmal Kaffee nachschenken und dann die Füße hochlegen. Bitte schön, der Januar.
#FijiWaterGirl – Foto-Bombe mit Guerilla Wasser
Aber jetzt kommt es: Frau Cuthbert verklagte nach ihren 15 Minuten Ruhm die Wassermarke, da diese von ihrer überraschenden „Berühmtheit“ profitiere. Fiji Wasser klagten zurück und so erfahren wir, dass das kanadische Model als hochoffizielle „Wasser-Botschafterin“ der Marke einen Jahresvertrag im Wert von sage und schreibe 90.000 US-Dollar hat. Erkenntis Nr. 1: Wasserträger können einen Batzen Geld verdienen. Und Erkenntnis Nr. 2: Man sollte sich den Erfolg eines Jobs, für den man bereits bezahlt wurde, nicht zu Kopf steigen lassen. Denn diese Querelen sind eigentlich schade. Der Fiji-Wasser-Zwischenfall ist ratzfatz zu einem typischen Stück Social-Media-Netzkultur geworden. Der ultimative Beweis dafür sind die zahlreichen Memes, die das Fiji-Girl in alle möglichen Szenen verfrachten.
#Photoshoped – Langfinger Trump
Bilder manipulieren, um etwas Ungewolltes zu kaschieren? Na, das geht in 4 von 5 Fällen wohl schief. Ein harmloses Beispiel hierfür lieferte uns kürzlich der australische Premier Scott Morrison. Ein hineinkopierter Turnschuh, der nicht nur wie ein Fremdkörper aussieht, man sieht auch nicht, wieso hier gephotoshopped wurde. Peinlicher hat es mal wieder der aktuelle Bewohner des Weißen Hauses geschafft. Gizmodo haben sich Trumps Social Media Grafiken mal etwas genauer angeschaut. Da verliert das orange Oberhaupt schon mal ein paar Kilo. Und weil es Trump offensichtlich stört, dass man ihm kleine Hände nachsagt, werden auch schon mal die Finger länger gemacht. Das ist nicht nur peinlich, es lässt auch tief blicken. Obwohl es uns eigentlich nicht überraschen sollte, dass Trumps Finger die gleiche Eigenschaft haben, wie Pinocchios Nase.
#Hacker – Rem0te Con Troll
Ganz schlecht, wenn man als Betrüger an einen Hacker gerät, der das Treiben sofort durchblickt. Was ist passiert? Der Twitter-Nutzer Rem0te, Mitglied des Chaos Computer Clubs, wurde von Kreditkartenbetrügern angerufen, die sich als Service-Team von Microsoft ausgaben. Weil die sich kostenpflichtig Zugriff auf seinen Rechner verschaffen wollten, schickte er ihnen kooperativerweise seine Kreditkartendaten rüber. Auf viel Freude stieß das jedoch nicht, denn der Hacker vom CCC hatte direkt eine Ransomware an die vermeintlichen Daten geheftet. Die Betrüger fluchten und brachen ab. Tja, klassischer Fall von „an den Falschen geraten“.
#FourGenerations – Eine Challenge für Generationen
Die Chinesen haben uns mal wieder eine nette Challenge geschenkt. Aufgabe: Video läuft, das jüngste Familienmitglied kommt in den Raum, ruft nach Mama, die ruft nach ihrer Mutter und die wiederum nach ihrer. Schwups, vier Generationen in einem Bild. Eine schöne Aktion, die viel Respekt und Familiensinn transportiert. Die #FourGenerations-Challenge hat sich von China aus vor allem im englischsprachigen Raum verbreitet. In Europa ist sie leider noch nicht so richtig angekommen. Obwohl, vielleicht waren ja die englischen Royals die Vorlage für die chinesische Variante. Im September 2018 verbreitete das Königshaus nämlich bereits ein Four-Generations-Bild mit entsprechendem Hashtag. Und die Queen sieht sogar recht glücklich aus. Hellooooo!
https://twitter.com/Royal__Reporter/status/1039471145026764800
#ProjectAtlas – Der Daten-Spanner vom Zuckerberg
Wie TechCrunch kürzlich herausgefunden haben, hat Facebook, mittels einer „Forschungs“-App, die Daten vieler User, darunter auch vieler Minderjähriger, abgesaugt. Im Gegenzug für das Rumschnüffeln in allen Bereichen des Smartphones erhielten die Probanten 20 Dollar monatlich. Wäre es einfach eine Teilnahme an einer wissenschaftlichen Untersuchung, könnte man es bei „Schön blöd, wer sich dafür hergibt“ belassen. Aber wie es aussieht, hat sich Facebook wohl auch nicht unmissverständlich als Ausrichter des Projekts zu erkennen gegeben.
Die Tatsache, dass die Schnüffel-App auch bewusst nicht im Play- oder Apple App-Store vertrieben wurde, verstärkt den Eindruck, Facebook wollte durch die App nicht erkannt werden. Nicht zu vergessen, dass sich Zuckerberg dabei dem Prüfverfahren von Google/Android und Apple entzogen und damit gegen Richtlinien von Android- und Apple-Gerätschaften verstoßen hat. Facebook erklärten, dass Project Atlas nicht mehr fortgeführt würde und nichts geheimgehalten werden sollte. Und letztlich wurden alle für ihre Teilnahme bezahlt. Schöne Umschreibung dafür, dass man In Cognito eine VPN auf den Smartphones der Probanden installiert hat.
#DickRunClaire – Kampf der Penis-Jogger
Die 33-jährige Claire aus New Jersey hat sich als „Dick-Run-Claire“ einen Namen gemacht. Womit die sportliche Lady sich diesen Titel verdient hat: Sie läuft ihre Jogging-Strecken immer so ab, dass der Routen-Tracker einen Penis nachzeichnet. Beobachter sehen darin sogar eine Art Kunstform. Nun tauchte mit der zunehmenden Bekanntheit auch noch eine andere Claire auf. Claire Wyckoff beschuldigt die Penis-Joggerin, ihre Idee geklaut zu haben und dabei nicht mal sonderlich gut zu sein. Wir haben selber mal nachgeschaut und müssen feststellen, Frau Wyckoff scheint recht zu haben. Während Frau Dick-Run erst 2015 mit ihren Penis-Zeichnungen anfing, finden sich auf Wyckoffs Instagram-Account Exemplare, die klar älteren Datums sind. Zudem belässt sie es nicht nur bei diesem schlüpfrigen Motiv, sondern läuft auch noch andere Silhouetten ab. Nettes Fundstück. Hoffen wir mal, dass niemand auf die Idee kommt, die Exemplare auszustellen.
#SuperVectoring – Kupfer vor Glas
Ein kleines Update zum Netzausbau in Deutschland. Bereits im Dezember entschied die Bundesnetzagentur, dass der Telekom beim Kabelausbau in Mehrfamilienhäusern der Vorzug vor den Glasfaseranbietern zusteht. Diese klagen nun, dass dem Bonner Netzriesen damit quasi ein Monopol für die Verbreitung der Kupfertechnologie, an der sie so hängt, geschenkt wurde. Die Telekom bestreitet, dass sie alte Technologie verbaue. Immerhin hat man es mittlerweile geschafft, die alten Kupferdrähte auf bis zu 250 Mbit zu pimpen. Wer sich jedoch für einen Glasfaseranbieter entschieden hat, muss wohl oder übel mit einer Inhouse-Verkabelung in klassischem Kupfer Vorlieb nehmen. Und das kann vor allem Geschwindigkeitseinbußen, wenn nicht sogar Netzausfälle, bedeuten. Darauf ein dreifaches #Neuland.
#GreatestHits – Sie kennen mich von Filmen wie…
Wer die Simpsons kennt, kennt auch das: „Meine Name ist Troy McClure. Sie kennen mich von Filmen wie…“ und dann folgen dämlich, zweideutige Filmtitel. Das Twitterversum hat daraus den Hashtag #GreatestHits gemacht, unter welchem Tweeter sich oder ihren Job beschreiben. Dabei schlagen auffällig oft auch kritische Töne durch. Ein schönes Beispiel, wie Social-Media-Trends zum Transporter für Meinungsbeiträge werden. Und natürlich darf die Polizei nicht fehlen, die ja vielerorts auch ihr Herz für Twitter gefunden hat.
https://twitter.com/Muttergefuehle/status/1087716783434485766
Achtung: @bundesamtfvs ist ein Parodie-Account. Sorry, Poes Gesetz.
#FriendlyFraud – Zuckerberg zockt Kinder ab
Wer Facebook als Abzocker bezeichnen möchte, darf dies ab jetzt mit Fug und Recht tun. Im Januar gab ein US-Gericht nämlich Unterlagen für die Öffentlichkeit frei, die Einblick in eine Kausa geben, die genau das belegt. Worum es dabei geht: Facebook hat jahrelang Kinder bei Online-Spielen dazu verleitet, Geld für diese Games auszugeben. Ohne Zustimmung der Eltern und meist mit deren Kreditkarten. Und obwohl sogar Facebook-Mitarbeiter intern dazu mahnten, dass den Kindern nicht bewusst sei, mit echtem Geld zu spielen, und diese Geschäfte ohne elterliche Einwilligung rechtswidrig sind, wurden Entwickler sogar angewiesen, diese intern als Friendly Fraud (freundlichen Betrug) getaufte Abzocke noch zu forcieren.
Der alte Fall, welcher Vorfälle bis 2014 zählte, wurde 2016 bereits geschlossen – Informationen zum Ausgang gibt es nicht. Facebook geben aber an, dass sie regelmäßig ihre Geschäftspraktiken überprüfen und daher 2016 hier die Richtlinien veränderten. Diese sehen unter anderem vor, automatisierte Verfahren einzurichten, wodurch klagende Eltern bereits am langen Arm abgeschmettert werden. Es ist etwa, als hätten Hütchenspieler ihre eigene Rechtsabteilung.
#Gastro – Food Porn Deluxe
Zum Abschluss noch ein kleiner Gastro-Tipp. Sein Essen knipsen und auf Instagram posten – im Social-Media-Zeitalter eigentlich schon ein obligatorischer Akt. Das Kölner Café Buur bewirbt sein Konzept als ausgedehntes Frühstück von 09.00 bis 18.00 Uhr, mit hochqualitativer Karte und hausgemachtem Brot. Was den Laden aber wirklich auszeichnet: Die Gerichte sind vor allem sehr instagramable hergerichtet. So hübsch, dass kein Gast widerstehen kann, sein Essen für Instagram zu knipsen. Und an den Wänden hängen große Platten, auf denen die passenden Hashtags mitgeliefert werden. Im Januar hat das 2017 in Köln gegründete Buur einen Ableger in Düsseldorf eröffnet. Und wir können uns kaum vorstellen, dass das Konzept dort nicht anschlägt.
Artikelbild: Guilhem Vellut (CC BY 2.0)