Welche Beiträge werden welchem User angezeigt? Wie sorgt Facebooks Algorithmus aus Likes, Friends und gesponsorten Posts für eine erfolgreiche Reichweite? Auf der F8-Konferenz 2015 lieferte Facebook Einblicke in die Mechanismen des jüngst aktualisierten News Feeds.
Dabei ging es weniger um technische Details, als vielmehr um einen Einblick in die Arbeitsweise der Facebook-Techniker, wie sie den Algorithmus lernen lassen und das individuelle Nutzerverhalten, Userfeedback und Erfahrungen aus der Vergangenheit neue Ideen einfließen lassen. Die Keynotes können im angefügten Videomitschnitt nochmal im Detail nachvollzogen werden.
Häufig werden auch wir gefragt, warum einem User ein Beitrag gezeigt wird, während andere gar nicht im News Feed („Neuigkeiten“) auftauchen. Oder warum es sich bei jedem Log-In unterschiedlich verhält beziehungsweise warum bei mobilen Nutzern wieder ganz andere Ansichten existieren. Eine zentrale Frage von Seitenbetreibern ist natürlich immer, wie die Mechanismen für die eigenen Inhalte nutzbar gemacht werden können.
Personen sind wichtiger als Seiten
Organische Inhalte im News Feed wählt der Facebook-Algorithmus laut Betreier nach drei Hauptaspekten aus. Facebook hat nach eigener Angabe dabei den Anspruch, eine möglichst hohe Relevanz bei den angezeigten Inhalten zu erzielen:
- Freunde und Fanseiten
- Inhalt
- Beitragsaktivität
Dabei spielen anders als früher nicht mehr nur die reinen Interaktionsraten die Hauptrolle. Zeitliche Chronologie wird bei den Standard-Ansichten zwar nicht mehr berücksichtigt, wohl aber der Faktor Aktualität. Auch bezahlte Inhalte werden zu einem kleineren Prozentsatz im Newsfeed eingeflochten, auf sie soll in diesem Beitrag aber aber nicht näher eingegangen werden.
Stellt Facebook beispielsweise fest, dass ein User sich lieber Fotos als Links anschaut, erscheinen Beiträge mit Bildern eher oben in den Neuigkeiten. Verbindungen zwischen Personen, also Profilen, spielen zunächst eine wichtigere Rolle, als Verbindungen zu Fanpages. Zweitere profitieren vor allem von Aktualität, hohen Interaktionsraten und relevantem Content.
Unter den oben genannten drei Haupt-Aspekten wird wiederum nach einem Fünf-Punkte-Ranking sortiert, welches von „Muss ich unbedingt sehen“ bis „Will ich gar nicht sehen“ reicht. Nach diesem Schema wird also dem User ein Beitrag eines Freundes mit wenigen Likes eher angezeigt als ein Beitrag einer Seite mit tausenden Likes. Allen Beiträgen voran stehen aber immer jene von den Usern, mit denen man als Familienmitglied verbunden ist.
Das angestrebte Gleichgewicht zwischen Freunden und Seiten
Jüngst ergänzte Facebook die Neuheiten im News Feed um drei Updates. Ziel dieser Updates sei es, das Gleichgewicht der Beiträge von Freunden und Seiten herzustellen oder zu behalten.
Wird etwa ein Link von vielen Seiten geteilt, erschien er bisher als Link, über dem die teilenden Seiten genannt wurden. Nun soll dieser mit entsprechenden Beiträgen der Seite öfter erscheinen – aber eben nur, wenn der News Feed des Users nicht überfüllt ist – dann bleibt alles beim alten, „Platz sparenden“ Link mit der Angabe der „Teilenden“.
Updates von Freunden bleiben also nach wie vor wichtig. Je mehr sich der User dafür interessiert, desto mehr Neuigkeiten werden ihm angezeigt. Facebook gibt an, dass „Freund XY gefällt Foto A von Seite B“, mit der der User nicht direkt in Verbindung steht, auf wenig Interesse stößt. Die Anzahl solcher Meldungen wird daher in Zukunft reduziert. Was dem User nach Meinung der Facebook-Betreiber jedoch nicht entgehen soll, sind Änderungen des Profilbildes, des Beziehungsstatus oder ähnliche den persönlichen Status betreffende Meldungen.
Wie gelangen Seiten mit ihren Beiträgen in möglichst viele News Feeds?
Um das jüngst kursierende #facebookgeddon wurde nach unserer Ansicht also mehr Wind gemacht, als es letztlich angemessen war. Der Umfang der Algorithmus-Änderungen hält sich in Grenzen und kommt der Nutzererfahrung der Facebook-User sogar zu Gute. Natürlich müssen sich Seitenbetreiber nun noch etwas mehr Mühe geben und vor allem für kreativen und relevanten Content sorgen. Das sollte aber immer schon das Ziel einer guten Social Media Strategie sein.
Ein Geheimrezept, möglichst viele User zu erreichen, gibt es also weiterhin nicht. Lars Backstrom vom News-Feed-Team gibt in seiner Keynote folgende Tipps:
- Sprich mit
- Verbreite relevante Inhalte
- Sei aktuell
- Poste nachhaltig
Diese Tipps sind nicht wirklich weltbewegend neu und galten in der Form eigentlich auch schon immer, aber man kann es ja nicht oft genug sagen.
Natürlich macht es einen Inhalt nach wie vor relevanter, je mehr Interaktionen er aufweist.
Videos werden derzeit von Facebook übrigens ein wenig bevorzugt behandelt. Das lässt sich vor allem damit erklären, dass Facebook seit einiger Zeit versucht, Youtube im Video-Bereich langfristig Konkurrenz zu machen.
Kreativität und Relevanz sind gefragt
Es lohnt sich durchaus zu experimentieren und alle Funktionen des Netzwerks zu nutzen. Gerne kann auch mal auf andere Facebook-Seiten hingewiesen werden. Die Beitragsarten sollten variiert werden. Facebook bietet viele Möglichkeiten von Texten über Bilder bis zu Videos. Auch Personenmarkierungen oder Ortsangaben können sinnvoll sein. Posting-Frequenz oder Uhrzeiten sowie Aktualität können ebenfalls wichtige Faktoren sein. Die Facebook-Statistiken geben hilfreiche Informationen darüber, welche Ansätze im individuellen Fall nutzen und welche nicht.
Eine Social Media Strategie sollte grundsätzlich immer beobachtet, hinterfragt und optimiert werden. Der entscheidende Teil von Social Media ist ja immer noch „Social“. Das gilt für Facebook genau so wie für alle anderen Social Media Plattformen. Und das bedeutet am Ende, nicht nur in eine Richtung zu kommunizieren, sondern vor allem auch mit anderen zu interagieren. Wenn es dann darum geht, eigene Inhalte zu posten, verstehen wir die neueste Aktualisierung des News Feed als Aufruf, als Seite kreative und relevante Inhalte zu produzieren und zu interagieren.
Fotos: newsroom.fb.com