Was haben Dating-Apps und der digitale Stellenmarkt gemeinsam? Bei der Frage, wer gut zu wem passt, verlassen sich beide auf die Antworten, die uns Zahlen liefern. Eine aktuelle Befragung unter Personalmanagern zeigt, dass datenbasierte Suchprozesse bisher zwar noch etwas vorsichtig eingebunden werden, ein großer Teil jedoch die Gewissheit teilt, dass dieser Technologie die Zukunft gehört. Ein kurzer Überblick, wo Data Driven Recruiting zurzeit steht.
Data Driven Recruiting
Unter datenbasiertem oder Data Driven Recruiting verstehen wir, dass Operationen und Prozesse der Personalbeschaffung durch die Auswertung von Datenaggregationen beschleunigt, verbessert, optimiert und manchmal sogar erst ermöglicht werden. Auch wenn es sich zunächst vielleicht etwas kalt anhört, Bewerber auf Datenquellen für Auswertungen durch Algorithmen zu reduzieren, so zeigt sich der Einsatz dieser Methoden doch als durchaus effizient.
Für eine Untersuchung des Branchenportals Jobstairs wurden Personalentscheider aus deutschen Unternehmen gefragt, wie weit datenbasierte Tools bereits zum Einsatz kommen, und wie sie die Entwicklung bis 2020 einschätzen.
Recruiter 4.0
Data Driven Recruiting ist für Personaler kein unbekanntes Thema: Rund 54 Prozent geben an, die Einsatzmöglichkeiten datenbasierter Tools gut zu kennen. Das Potential dieser Technik ist dagegen so gut wie jedem bewusst: Gut 92 Prozent sehen gerade für die Auswertung von Bewerbungen große Entwicklungsmöglichkeiten. Die Prognose für die nächsten drei Jahre setzt allem voran auf die offensichtlichen Trends: One-Click-Bewerbungen, mobile Lösungen und Online-Formulare liegen an der Spitze. Direkt dahinter, mit knapp 83 Prozent, sehen Personaler bereits algorithmenbasierte Auswertungsmethoden.
Kommunikationskanäle
Dass diese technischen Möglichkeiten nicht automatisch zur Entmenschlichung des Personalwesens führen, zeigt die Tatsache, dass die persönliche Ansprache, direkt oder via Telefon, mit knapp 96 Prozent immer noch die Nummer 1 ist. Und Optionen wie beispielsweise Videokonferenzen (66,67 Prozent) oder Instant Messaging (25 Prozent) bestätigen, dass menschlicher Kontakt unersetzlich bleibt. Dass sich die Bedeutung des Zwischenmenschlichen nicht schmälern wird, bestätigen 75 Prozent – knapp 30 Prozent sagen sogar, dass es an Relevanz gewinnen wird.
Tinder Tech
Chatbots und Matching-Technologie halten ebenfalls Einzug ins Recruiting – wenn auch nur sehr verhalten. Rund zehn Prozent der Befragten setzten bereits Chatbots ein, knapp 16 Prozent sogar Matching-Technologien, wie wir sie von Dating-Apps wie Tinder kennen. Es wird spannend, ob der Einsatz so verhalten bleibt. Denn die Einschätzungen über die Entwicklungschancen der diversen Techniken liegen eher im skeptischen Mittelfeld: Robot-Recruiting (58 Prozent), Video-Konferenzen (58 Prozent), Chatbot-Kommunikation (56 Prozent), Online-Assessments (54 Prozent), Instant-Messaging-Dienste (50 Prozent).
AR und VR finden auch langsam ihren Weg ins digitale Recruiting: Mehr als 71 Prozent der Befragten setzen sich bereits mit den Optionen virtuelle und augmented Realität auseinander. Rund 14 Prozent haben sogar schon Projekte angestoßen oder umgesetzt.
Koexistenz von Mensch und Maschine
Auch wenn 13 Prozent der Befragten durchaus eine Bedrohung in maschinellen, datenbasierten Methoden sehen, so steht für 82 Prozent fest, dass Mensch und Maschine zukünftig Hand in Hand arbeiten. Für 73 Prozent gehört daher zu den anstehenden Aufgaben, einer potentiellen Entmenschlichung entgegenzuwirken. 65 Prozent sehen in dem Kontext auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Datenschutz. Knapp 70 Prozent sind jedoch sicher, dass datenbasierte Tools helfen können, menschliche Entscheidungen auf objektivere Füße zu stellen.
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