Der Mai konnte beweisen, dass User-generated content einer der stärksten Motoren im SocialWeb ist. In zwei Fällen mit schalem Beigeschmack, in einem Fall mit einer märchenhaften Karriere. Aber wir haben auch wieder eine schöne Challenge, diskriminierende Policies und ein paar Updates aus Politik und Corporate. Bitte schön – der Mai.

rpTEN_300x250_1re-publicaTEN-245-box-black-mirror1#rpTEN – Internet hat Klassentreffen

Im Mai fand wieder die re:publica in Berlin statt. Das Treffen war etwas Besonderes, denn man durfte diesmal zehn Kerzen auf der Torte ausblasen. Viele namenhaften Großversammlungen der Branche scheinen zunehmend zu depressiven Selbsthilfetreffen zu werden. Und der Eindruck drängt sich einem auch bei den Feierlichkeiten der ersten re.publica-Dekade auf: Problemthemen stehen im Vordergrund und der ewige Sasha Lobo stimmt seine larmoyanten Canto an. #Gähn. Wer sich selber einen Eindruck verschaffen möchte: 192 Veranstaltungen kann man bei YouTube noch einmal Revue passieren lassen. >> hier

#RunningManChallenge – Viraler Renner

Wir haben endlich (nach Urzeiten) einen legitimen Nachfolger des Harlem Shake: Die #RunningManChallenge. Was zwei Jungs aus New Jersey sehr klein starteten, machte erst die Runde in der NBA und zog dann um die ganze Welt – von tanzenden Polizisten in Neuseeland bis Boateng & Co. beim FC Bayern. Wie es genau dazu kam, erklären die beiden Jungs bei Ellen selbst.

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#Twitter – Die 140 fällt

Jack Dorseys Tweet-Bude kämpft in den letzten Monaten öffentlich um die richtige Idee, den Zwischerdienst wieder in Fahrt zu bringen. Dabei wurde öfter als einmal diskutiert, ob die Aufhebung der 140er-Grenze der richtige Ansatz wäre. Twitter schaffen jetzt selber Fakten und wird zukünftig Links und Bilder nicht mehr zählen. Das heißt: 140 Zeichen für den Text und keine Abzüge. Das heißt dann wohl auch das Ende der Kurz-URLs, oder?

#HealthPolicy – Diskriminierung laut Policy

Brauchen Sie einen Grund, das Bild einer propperen Dame im Bikini von Facebook zu verbannen? Das Haus Zuckerberg kennt einen: Solch ein Bild widerspräche der Gesundheits- und Fitness-Politik. Aber statt dessen könne man die Frau ja bei einer „relevante Aktivität“ zeigen – so etwas wie Laufen oder Radfahren. Dies ist die offizielle Begründung, warum das Bild des „Plus-Size-Models“ Tess Holliday, mit welchem eine feministische Veranstaltung beworben werden sollte, abgelehnt wurde. Die werbende Organisation Cherchez la Femme veröffentlichte die Begründung und, wie sollte es anders sein, ein Shitstorm brach los. Sollen wir weitererzählen? Eigentlich nicht nötig, denn jeder kann sich denken, was dann kam: Facebook entschuldigte sich und lässt das Bild nun doch zu. Bei Kleinkriminellen würde man sagen: Man kann’s ja mal versuchen?

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#Neuland – Politik übt Fortschritt

Der Running-Gag des Monats kommt unserer Regierung, welche sich am Rande einer zweitägigen Klausurtagung über Förderprogramme, ethische Fragen und Risiken neuer Technologien austauschte. Den passenden Kommentar lieferte Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU): „Wir erleben einen neuen Wettbewerb der Staaten und können unsere Erfolgsgeschichte nur digital fortschreiben.“ Da fällt uns direkt ein, dass der Ausbau der Glasfasertechnik erst kürzlich zugunsten des Vectorings ausgebremst wurde. Vermutlich, weil die Finanzierung des Breitbandausbaus nach wie vor auf tönernen Füßen steht, ohne die private Wirtschaft eh nicht realisiert werden kann und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Netzneutralität auf dem Altar dieses goldenen Kalbs geopfert wird. Aber wir haben ja durch die Bankenrettung gelernt, dass man systemisch denken muss. Und so wird es vermutlich für die großen Förderprogramme der Digitalwirtschaft heißen: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.

#MuslimSelfieGirl – Ambivalente Realität

Die Selfies der belgischen Muslimin ZakiaBelkhiri demonstrierten im Juni, dass Symbolik im Netz meist nur im Moment stark ist und schnell ins Gegenteil umschlagen kann. Was war passiert: Vor der Muslim Expo im belgischen Anvers demonstrieren die üblichen Islamgegner, mit Plakaten und populisitischen Sprechchören – so weit, so bekannt. Belkhiri reagierte frech, in dem sie Selfies von sich vor der protestierenden Horde machte, stellte sich für einige Aufnahmen sogar in die Menge. Für ihr trotziges Verhalten gegenüber den xenophoben Demonstranten wurde die junge Frau im Netz gelobt und gefeiert. Und dann war plötzlich ihr Account @rabiosaaloca weg. Denn nach näherer Studie ihres Feeds kamen einige hässliche, antisemitische Tweets zum Vorschein. Es folgte die obligatorische Entschuldigung mit den üblichen Erklärungen – bedingt glaubwürdig. Und natürlich muss sich die forsche Dame gefallen lassen, vor dem Hintergrund jedes weiteren Terroranschlags nun mit ihrer Position hinterfragt zu werden. Wir lernen: Die Welt ist weiterhin selten schwarz-weiß, meist grau – auch im Netz. Und wer kommuniziert, darf sich nicht über Reaktionen wundern.

#AlgorithmWatch – Gute Vorsätze

Ein Rechtsphilosoph, ein Journalist und Softwareunternehmer, ein Verleger und ThinkTanker und eine biotechnologische Wissenschaftlerin haben sich für ein Blog-Projekt zusammengetan – die Idee ist großartig: „AlgorithmWatch analysiert die Auswirkungen algorithmischer Entscheidungsfindungsprozesse auf menschliches Verhalten und zeigt ethische Konflikte auf.“ Wir finden, ein Ansatz der mehr als überfällig ist. Bis jetzt hat sich jedoch noch nicht viel Content auf der Seite eingefunden. Vielleicht hätten die auch einen Social Media- und Projekt-Manager miteinbeziehen sollen.

#Muttertag – Social Huldigung für Mutti

Am 08.Mai feierten wir den Ehrentag für alle Mamas. Dass die Feierlichkeiten auch eine vermarktungsrelevante Seite haben, zeigen wir in unserem Blogpost zum Muttertags-Marketing. Aber wir haben auch eine praktische Seite gefunden: Pretty Little Liars-Star Shay Mitchell erklärte sehr einleuchtend, wie man eine coole Mutti auf Social Media sein kann. Bei den ganzen DOs und DON’Ts fällt uns allerdings auf: Die Tipps sind nicht nur für Mütter beherzenswert – da könnte sich jeder eine Scheibe abschneiden.

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#Hacker – Früh übt sich

Jani kommt aus Finnland und ist gerade einmal 10 Jahre alt. Damit darf er zwar noch keinen Account bei Instagram besitzen. Aber das hielt ihn nicht davon ab, erfolgreich ihre Server zu hacken und von dort aus Texte von Nutzern zu löschen – hypothetisch. Statt dessen meldete er das Facebook und die zeigten sich erkenntlich: Für das Aufspüren der Sicherheitslücke erhielt Jani $10.000. Na bitte, hat schon früh verstanden, wie das Geschäft funktioniert.

#PrisonBae – Schön kriminell

Und ein weiteres Mal lernen wir etwas über virale Phänomene und das Mindset der Netzgemeinde. Vielleicht erinnert sich noch jemand an Jeremy Meeks, den hübschen Ganove, dessen Polizeifoto durch seine Verbreitung zur viralen Set-Card geworden ist. Über den gleichen Erfolg durfte sich Sarah Seawright freuen, die wegen eines verpassten Gerichtstermins festgenommen wurde. Nachdem das Bild der jungen Frau die Runde machte, hagelte es Liebesbekundungen und Heiratsanträge. Und aufgrund leichter Ähnlichkeit zu GOT-Star Emilia Clark tauften sie manche Khaleesi of the hood oder auch Black Daenerys. Auch wenn die Festnahme wegen einer Bagatelle erfolgte, die Dame ist kein unbeschriebenes Blatt: Schwerer Raub, Entführung, schwere Körperverletzung, Behinderung von Ermittlungsverfahren und Fälschung von Beweismitteln hat die Hübsche bisher im Klassenbuch stehen. Scheint den Netzlingen egal zu sein – wenn sich das Auge verliebt, hat das Hirn Urlaub. Jeremy Meeks ist übrigens wieder aus der Haft entlassen und will sich nun auf seine Model-Karriere konzentrieren.

#Google – Ri, Ra, Razzia

Google und die französischen Behörden – es muss Liebe sein: Am 24. Mai, um Fünf Uhr morgens, klingelte es bei Googles Dependence in Paris. Rund 100 Polizisten, Finanzbeamte und IT-Spezialisten wollten mal für eine Razzia vorbeischauen und den Laden auf den Kopf stellen. Es geht dabei natürlich immer noch um die Vorwürfe der Steuerhinterziehung, welche seit 5 Jahren immer mal wieder neu aufgerollt werden. Worum es im Grunde geht, ist einfach: Wenn Google Frankreich ein eigenständiges Unternehmen ist, versteuert es nur die eigenen Einkünfte. Sollte es aber faktisch nicht nur eine Dependence des US-Riesen sein, sondern eine 100%ige Niederlassung der Europazentrale in Irland, sieht die Grundlage ganz anders aus. Bis dato wissen wir nur von der Razzia, was nur heißen kann, dass sich gerade viele französische Beamte mit der Lektüre umfassender Datenmengen beschäftigen. Warten wir ab.

#CandacePayne – Die Macht der Chewbacca-Maske

Es liest sich wie ein Märchen: Candace Payne sitzt in ihrem Wagen, startet ein Facebook-Live-Video und erzählt, dass sie gerade aus einem Kohl’s (Warenhaus) kommt und etwas gekauft hat, was sie sofort mit all ihren Freunden teilen muss: Eine „sprechende“ Chewbacca-Maske. Dank eines ansteckenden Lach-Flashs und ihrer passionierten Art, macht der Clip eine Wahnsinnskarriere: Mehr als 150 Mio. Views und 3 Mio. Shares machen den Clip zum Rekordhalter. Ihr privater Account hat mittlerweile über 800.000 Abonenten. Und damit nicht genug: Ihre Familie wurde mit Star Wars Fan-Gifts überschüttet, Einladungen zu Talk-Shows und Reisen ins Disney-Land im Wert von rund 15.000 $ und ein College-Fond für ihre Kinder im Wert von gut 400.000 $. Aber nicht nur Payne und Facebook profitierten.

Die 30 $-Maske ist mittlerweile in allen Läden ausverkauft und erzielt auf Ebay Kurse von bis zu 500 $. Tolle Geschichte, wenn es wirklich ein privater Clip einer zweifachen Mutter war. Wie gesagt: Wenn! Und deshalb wollen wir nicht mit dem bekannten und lustigen Clip der Frau Payne schließen, sondern mit einem Clip, den Lady Chewbacca auf ihrer Tour bei Facebook gemacht hat. Wenn diese zweifache Mutter wirklich eben „nur“ eine Frau Jedermann ist, dann haben wir hier ein einmaliges Performance-Talent, das wir dabei live beobachten können, wie sie die Chance of a life time nutzt. Wir lehnen uns mal aus dem Fenster und möchten behaupten: Das könnte der Social Event des Jahres werden.

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Artikelbild: InspiredImages (CC0 Public Domain)

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