Den Vorsatz, mit dem Monatsrückblick eine Corona-frei Zone zu präsentieren, können wir diesen Monat leider nicht einhalten. Aber ein paar erheiternde und wenig beachtete Ecken konnten wir doch entdecken. Warum Pornografie aus dem deutschen Netz verschwinden könnte, wieso wir bei Facebook immer auf die blauen Haken achten sollten und weshalb wir uns als Krankenversicherte Sorgen machen sollten: Das und vieles mehr lest ihr in unserem Monatsrückblick April. Also Füße hoch und gute Unterhaltung.
#AprilFools – Einer muss es ja versauen
Der erste April ist im Internet bekanntermaßen immer ein großes Festival aufwendiger und origineller Pranks. In diesem Jahr herrschte allgemeiner Konsens, den Tag ausfallen zu lassen. Nur einer hat das Memo wohl nicht bekommen: Der K-Pop-Star Jaejoong fand es wohl lustig zu vermelden, dass er mit Corona eingeliefert worden sei. Kommt sicher gut, bei einem Boyband-Star mit jungen, aufgeregten Fans. Der Post den ihr hier seht ist die kurz darauf eingestellte Entschuldigung. Dass das in Korea noch ein Nachspiel haben wird, ist vorprogrammiert.
#PornoBlock – Moraloffensive der Medienwächter
Bald könnte Schluss mit Pornografie im deutschen Internet sein. Die Landesanstalt für Medien NRW mit ihrem obersten Moralwächter Tobias Schmid argumentieren: Die mehrheitlich im Ausland sitzenden Porno-Portale verstößen gegen europäisches Jugendschutzrecht, denn die Seiten seien weiterhin ohne Altersprüfung erreichbar.
Die deutsche Behörde möchte nun den Portalbetreibern bis zum Sommer Zeit geben, eine Altersprüfung ihrer Seiten auf den Weg zu bringen. Gemeint ist keine einfach Altersabfrage, sondern eher eine Verifizierung der ID. Also eine Prüfung der faktischen Identität. Sollte dies nicht erfolgen, würde man versuchen, diese Seiten in Deutschland zu sperren. Schaun wir mal. In England ist dieses Vorhaben letztes Jahr bereits gescheitert.
#SaveWithStories – Prominenter Vorlese-Service
Zur Zeit suchen viele Prominente nach Aktivitäten, um sich als helfende Krisenkraft ins Spiel zu bringen. Jennifer Garner und Amy Adams sind auf die wirklich schöne Idee gekommen, unter Save With Stories mittlerweile mehr als 200 Schauspieler, Musiker und Promis via Stream oder Video Geschichten vorlesen zu lassen. Folgt man dem Hashtag #savewithstories findet man sogar noch unzählige mehr, da sich nun auch Privatleute beteiligen.
Die beiden Aktricen stellen ihre Aktion in den Dienst von Save the Children und No Kid Hungry. Vergessen wir nicht: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten heißt Corona auch Massenarbeitslosigkeit ohne soziales Netz. Und das heißt wiederum viele Kinder, die keine warme Malzeit auf den Tisch bekommen. Also Chapeau, die Damen. Die Aktion ist systemrelevant.
#Instagram – Legal gebettet
Wem es noch nicht bekannt war: Ja, es gibt eine Debatte darum, ob das Einbetten von Instagram-Posts Urheberrechte verletze. Die Fotografin Stephanie Sinclair verweigerte Mashable den Kauf einer Lizenz eines ihrer Bilder, woraufhin der Publisher einfach das Foto über Sinclairs Instagram-Account einbettete.
Die Fotografin zog vor Gericht, welches jedoch die Klage abwies. Die Begründung liegt in den AGB Instagrams, wodurch sich jeder, der ein eigenes Bild hochlädt auch bereit erklärt, dass dieses eingebettet werden kann. Also keine Urheberrechtsverletzung. Damit gibt es jedoch noch keine Rechtssicherheit. Sinclair kann in Berufung gehen und selbst, wenn die Entscheidung bestätigt würde, zählt dies nur für die USA. Im Sinne der Rechtssicherheit hoffen wir auf eine Klagewelle. Und nein, die AGB von Instagram sind dabei nicht das Maß aller Dinge. Es bleibt spannend.
#FakeGewinnspiele – Glaube nur dem blauen Haken
25 E-Bikes und 50-mal Jahreseinkauf: Mit diesen Gewinnen köderten gefälschte Facebook-Seiten von Discountern leichtgläubige Netzlinge. Dabei wäre es so einfach gewesen, die gefakten Seiten zu erkennen. Es fehlte der blaue Haken und die Seiten waren erst seit wenigen Wochen online, was nicht schwer festzustellen ist.
Dass diese Fake-Gewinnspiele nun während der Pandemie besonders boomen, kann man aber nicht sagen. Mimikamas Monitoring-Liste zeigt eine normale Anzahl von etwas über 20 falschen Gewinnspielen pro Monat. Was man mitnehmen sollte: Wenn es zu schön klingt und der blaue Haken fehlt – lasst es sein.
#ZoomFails – Hose hoch beim Conference-Call
Ach wenn viele Business-Animals Videokonferenzen immer als Normalität verkauften, erst jetzt lernen wir wirklich, sie in unserem Alltag zu integrieren. Und die Lernkurve hat noch reichlich Platz nach oben, wie zahlreiche Fails zeigen. Dass der britische Premier Boris Johnson den Link zur digitalen Kabinettssitzung öffentlich teilte, gehört dabei gar nicht mal zu den peinlichen Vorkommnissen.
Machen wir es kurz und halten einfach mal fest, worauf ihr im Umgang mit Zoom, Skype & Co. achten solltet:
- Stellt sicher, dass während des Conference-Calls niemand im Hintergrund durchs Bild tanzen kann.
- Wenn ihr zur Toilette geht, bedenkt immer, dass Laptops und Smartphones Kameras haben, die vielleicht an sein könnten.
- Kein Drogenkosum während der Sitzung.
- Zieht euch eine Hose an. Bitte! 😉
#Konsum – Freunde schlagen Influencer
Eine aktuelle Studie der GroupM hat herausgefunden, dass für die Gruppe der 14- bis 35-Jährigen, also GenY und GenZ, Freunde immer noch wichtige wenn nicht die wichtigsten Einflussfaktoren für Kaufentscheidungen sind. Was ebenfalls nicht zu unterschätzen sei: Suchmaschinen, die für Recherchezwecke genutzt werden. Influencer werden laut dieser Studie ihrem Namen nicht gerecht, denn ihr Einfluss ist kaum relevant. Da die Erhebung eine Auftragsarbeit für ein Fußballportal war, kann man die Ergebnisse hinsichtlich des Studien-Designs sicher noch relativieren. Aber die Aussage „Freunde wichtig, Influencer mäßig relevant“ finden wir gut.
#Netflix – Rekord dank EMEA
Der Streaming-Dienst darf sich getrost zu den Nutznießern der Krise zählen: Während Januar und Februar in puncto Nutzerzahlen noch normale Monate waren, änderte der März mit seinen Lockdowns alles. Ein Monat reichte aus, die Umsatzzahlen des Vergleichsquartals 2019 zu verdoppeln. Ausschlaggebend waren dabei die gestiegenen Neuregistrierungen auf dem EMEA-Markt (Europa, Mittlerer Osten, Afrika). Warten wir mal ab, wie das nach dem laufenden Quartal aussieht. Immerhin startete Ende März Disney-Plus in Europa.
#PDSG – Eine App für den gläsernen Patienten
Während wir alle geistig im Corona-Modus verweilten, beschloss das Kabinett am 1.April ein wichtiges Gesetz für alle Krankenversicherten. Dank des Patientendatenschutzgesetz (PDSG) können Versicherte ab 2022 Rezepte per App einlösen. Die Anwendung wird auch weitere Daten wie den Mutterpaß speichern können. Mit dem Beschluss wird auch schon an der Struktur für die elektronische Patientenakte, die ab 2021 optional verfügbar sein soll, gebaut.
Kritik am beschlossenen Entwurf kommt mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber ausgerechnet aus dem eigenen Haus. Die bisherige Initiative enthalte „gravierende“ und „wesentliche datenschutzrechtliche Defizite“. Michael Schmed, Chefredakteur des Ärzteblattes, verweist ebenfalls auf die handwerklichen Defizite des Entwurfs und sieht vor allem Probleme in der praktischen Umsetzung des Gesetzes. Hoffen wir, dass es da trotz Pandemie-Ablenkung noch eine öffentliche Debatte gibt. Der Entwurf bedarf nämlich nicht der Zustimmung im Bundesrat.
#Werbeverluste – Down Under bittet zur Kasse
Australische Medienunternehmen leiden, wie alle anderen auch, an Verlusten auf dem Anzeigenmarkt. Nun ist die Regierung auf eine Lösung gekommen, die etwas naiv erscheint. Google und Facebook sollen für Nachrichtenbeiträge zahlen. Wieviel wollte man noch nicht definieren. Aber eine Milionensumme sollte es sein. Mehr Details gibt es noch nicht.
Google zeigte sich durchaus kooperativ und arbeitete bereits beim Versuch eines freiwilligen Kodex mit australischen Medienunternehmen zusammen. Vielleicht will man ja auch keinen Fall wie in Spanien. Dort wurde Google News bereits 2014 abgeschaltet.
Facebook zeigte sich von dem australischen Plan enttäuscht und verwiesen darauf, dass man Investitionen von 100 Mio. in Medienunternehmen ankündigte. Man muss dazu sagen, dass 25 Prozent an Redaktionen aus dem eigenen Journalismus-Projekt in den USA gehen. Die restlichen 75 Mio. gibt es für ausgesuchte Medienhäuser in Werbeguthaben.
Wir hoffen jetzt alle, dass man irgendwann Gehälter in Werbeguthaben auszahlen kann. Vielleicht bringen Zuckerbergs ja noch ein Kochbuch heraus: Die schönsten Gerichte, mit Werbeguthaben gekocht. #WhoKnows
#NHS – Captain Tom dreht seine Runden
Und zum Abschluss noch etwas wirklich schönes: Das britische Gesundheitssystem NHS ist notorisch klamm und das große Sorgenkind der Angelsachsen. Weil er sich trotzdem von dem System immer gut versorgt gefühlt hat, wollte sich der 99-jährige Kriegsveteran Tom Moore mit einer viralen Spendenaktion bedanken: 1000 Runden mit dem Rollator im Garten drehen – 10 Stück am Tag. Sein Gesamtziel lag bei 1000 Pfund. Aber bereits nach dem ersten Tag kamen über 70.000 Pfund zusammen. Am Ende waren es über 28 Mio. Pfund.
Damit nicht genug. Seine Version von „You never walk alone“ schaffte es auf Platz 1 der britischen Charts. Und als würde das nicht reichen, mit 99 Jahren hält er nun den Guinessbuch-Rekord des ältesten Nr.1-Künstlers in den Charts. Wir wünschen Captain Tom alles erdenklich Gute, aber vor allem, dass er am 30. April einen wunderschönen 100. Geburtstag mit allen seinen Lieben feiern kann.
Artikelbild: Julián Gentilezza on Unsplash
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