Dass der diesmalige Monatsrückblick überdurchschnittlich viel Facebook und Trump beinhaltet, ist wohl der aktuellen Nachrichtenlage geschuldet. Bedrückenderweise auch dem brutalen Tod George Floyds, welcher ja letztlich erst durch das Social-Web für die ganze Welt sichtbar wurde. Wir wünschten, es wäre nicht nötig – aber das Thema ist aktuell einfach zu wichtig. Trotzdem haben wir auch erhellende Momente gefunden und hoffen, diese zukünftig wieder stärker beleuchten zu können. Bis dahin wünschen wir trotzdem gute Unterhaltung: Der Monatsrückblick Juni.

#BLM1 – Das Netz trägt schwarz

Quelle: cnbc

Als Reaktion auf den gewaltsamen Tod George Floyds und Zeichen der Solidarität mit der „Black Lives Matter“-Bewegung (BLM), postete das Social-Web schwarze Bilder und färbten die Feeds eindrucksvoll ein.

Der Anstoß für den „Blackout Tuesday“ getauften Symbolakt kam aus der Musikindustrie. Unter dem Hashtag #TheShowMustBePaused initiierten Jamila Thomas und Brianna Agyemang, beide Manager aus der Musik-Branche, den Tag, an dem alle Räder still stehen sollten. Was die beiden mit der Kampagne wirklich geschafft haben: Das gesetzte Zeichen war so groß, dass der ganzen Welt klar war, es handelt sich nicht nur um ein weiteres, schändliches Rassismusverbrechen – jetzt muss was passieren.

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#BLM2 – Gewissenlose Influencer

Wir wollen nicht auf alle Details der Geschehnisse nach der Tötung George Floyds eingehen – wer das braucht, hat den Juni vermutlich eh auf einem anderen Planeten verbracht. Was uns aber immens genervt hat, ist leider allzu typisch für das Social-Web: Influencer, die die BLM-Proteste als Zugpferd für ihre Hyperoberflächlichkeit missbrauchten.

Eine sehr unkluge und bedauernswerte Form war die vermeintliche Solidarität, welcher manche weiße Influencer durch Blackfacing Ausdruck verleihen wollten. Gut gemeint ist halt bekanntermaßen das Gegenteil von gut gemacht.

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Richtig peinlich wird es aber, wenn der Solidaritätsgedanke komplett ausgeblendet wird und nur noch die Oberflächlichkeit glänzt. Eine Szene des russischen Influencer/Models Kris Schatzel hat besonders die Runde gemacht. Und sie hatte dann auch noch die Chuzpe, das als Solidarität zu verkaufen.

Kumulierte Dokumente dieser Schande findet man kaum noch. Viele Bilder und Videos sind mittlerweile von Twitter und Instagram verschwunden. Manche Accounts, die das zeigten, sind sogar gesperrt. Da scheinen die geschäftlichen Interessen der Influencer wohl schwerer zu wiegen. Einen von wenigen Schatzel-Clips haben wir aber trotzdem noch. Mal sehen, wie lange noch.

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#UnterhaltungsTipp – Influencers In The Wild

Wo wir gerade bei Influencern sind: Eine Seite, die von den entfernten Bildern und Videos massiv betroffen war, ist Influencers in the wild. Und die wollen wir allen als erhellende Pausenbeschäftigung ans Herz legen. Nein, keine gnadenlosen Fail-Videos. Einfach Influencer, die man zufällig bei der Arbeit gespottet hat. Als wäre das nicht schon genug.

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#KJM – Porno-Block, die Nächste

Update zum angedrohten Porno-Block: Wie wir bereits zum April berichteten, hat die Landesmedienanstalt NRW die freie Zugänglichkeit von Porno-Portalen angemahnt und deutete gravierende Konsequenzen an. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) stellte sich in einer Erklärung nun hinter das Vorhaben der Kollegen aus NRW und drohten an: Wenn die drei Anbieter, gegen die das Verfahren gerichtet ist, nicht reagieren, gedenkt man mit allen Mitteln die Sperrung durchzusetzen.

Auch wenn die KJM die Unternehmen, mit Sitz in Zypern, nicht namentlich nennt, die FAZ tut es: YouPorn, Pornhub und Mydirtyhobby. Allesamt Unternehmen der Firmengruppe MindGeek. Wir bleiben dran, aber es sieht nicht gut aus für die Erotikportale.

#Anonymous – F die Polizei

Ok, wir wollen hier auf keinen Fall polizeifeindliches Verhalten gutheißen. Aber dieser Hack hat sich eine Erwähnung verdient. „Fuck da Police“ von NWA ruft nicht zum Hass auf die Polizei auf, sondern schildert die Erfahrung junger Afro-Amerikaner mit täglicher und willkürlicher Polizeigewalt. Der perfekte Song in der aktuellen Situation. Dachten sich wohl auch Anonymous und haben den Polizeifunk gehackt, um über die Frequenzen diesen Song zu spielen.

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Wie an diesen Tweets (s.u.) deutlich wird, ist der Hack wohl nur das Ausrufungszeichen, um dem Statement zum Verhalten der Polizei Ausdruck zu verleihen. Anonymous beziehen klar Position und verkünden ihre volle Unterstützung der BLM-Bewegung. Auch wenn wir solche Aktionen natürlich ausdrücklich unkommentiert lassen möchten, ist es gut zu sehen, dass sich Anonymous auf diese Art mal wieder zu Wort melden. In der Vergangenheit haben viel zu oft rechte und rassistische Hetzer den Namen für sich gekapert.

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#MSN – Maschine ersetzt Mensch

In Microsofts Nachrichtenredaktion für MSN werden Redakteure demnächst durch KIs ersetzt. Was wieder etwas nach dem alten „Maschine ersetzt Mensch“-Narrativ klingt, sollte Redakteure auch hierzulande beunruhigen. Denn was im MSN-Newsroom wirklich passiert, ist auch in deutschen Redaktionsstuben Alltag: Statt der eigenen Recherche und geschultem Umtexten von Rohmaterial, werden lediglich Agenturmeldungen übernommen, neue Überschrift, gelegentlich neuer Teaser – fertig. Genau für diesen Workflow werden nun die KIs eingesetzt. Und das ist nicht mal neu. Wer braucht da noch echte Redakteure.

#Unterhaltungstipp – Tanz den Russen

Diesen Twitter-Account solltet ihr nicht verpassen: Man nehme alte TV-Ausschnitte von (überwiegend) russischen Soldaten, die Kasatschok tanzen, unterlege diese dann mit moderner Musik und bekommt: Soviet Soldiers Dancing. Wir wissen nicht, wer dahinter steckt, aber wir wollen nur eins sagen: Danke, danke, danke!

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#Trump – Netiquette gilt für alle

Wenn es um Trump und sein polemisches Verhalten im Social-Web geht, sprechen wir in der Regel über Twitter oder Facebook. Aber was ist mit LinkedIn? Kürzlich kursierten (mittlerweile bestätigte) Audio-Mitschnitte, in denen Blake Lawit, Leiter der Rechtsabteilung des Karrierenetzwerks, erklärt: Bisher haben sich Beamte des Kabinetts oder des Weißen Hauses zwar auf LinkedIn nicht daneben benommen, aber wenn es dazu komme, wird man deren Beiträge einschränken. Das gelte auch für den Präsidenten. Hoffentlich hat Donnie das nicht gehört.

#Twitter – Der Test-Trump

Wird der US-Präsident nur indiziert, weil er es ist, oder liegt es wirklich an seinem Verhalten? Unter @SuspendThePres testet ein gewisser Jason Murdock was passiert, wenn man 1:1 das gleiche tweetet, wie der Präsident. Und siehe da: Es passiert genau das Gleiche wie beim Präsidenten. Die Tweets wurden indiziert und als Fake gekennzeichnet. Na, soll doch einer nochmal was sagen.

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#China – Löschroutine

Damit abschließend nicht der Eindruck entsteht, es ginge nur um Trump: Twitter hat aktuell auch sage und schreibe 170.000 Accounts aus China gelöscht. Etwas über 20.000 davon haben vornehmlich regierungsfreundlich über die Proteste in Hongkong oder die Verbreitung des Coronavirus‘ Informationen verbreitet. Die restlichen rund 150.000 Accounts dienten als Verstärker, um durch Retweets ihre Reichweite zu erhöhen. Zumindest in dem Punkt ähneln sich Ost und West wie eineiige Zwillinge.

#Nam June Paik – Der Nostradamus der digitalen Gesellschaft

„Eines Tages wird jeder seinen eigenen TV-Kanal haben.“ – Mit diesem Zitat sagte der futuristische Künstler Nam June Paik bereits in den frühen 70er Jahren etwas voraus, was YouTube später realisierte. Im Juli wäre der Koreaner 88 Jahre alt geworden. Für uns Grund genug, kurz an diesen visionären Künstler zu erinnern.

Wer Lust auf einen Tagesausflug hat: Bis Mitte August stellt das Stedelijk Museum in Amsterdam noch eine Sammlung seiner bekanntesten Werke aus.

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#Reels – Wie der Zuckerberg tiktokt

Vordergründig lautet die Meldung: Instagram hat jetzt auch eine Funktion wie TikTok. Immerhin rückt die chinesische App in puncto DAU immer näher an den Bilderdienst von Facebook. Und was Zuckerbergs nicht kaufen können, kopieren sie.

Nun ist Herr Zuckerberg bekanntermaßen Teilzeitkomiker und warnte immer wieder vor TikTok. Das Internet außerhalb Chinas werde von amerikanischen Plattformen und Werten wie Meinungsfreiheit geprägt. Amerikanische Apps wie WhatsApp unterstützten Demonstranten wogegen chinesische Apps wie TikTok Inhalte zensieren. „Ist das das Internet, das wir wollen?“, fragte der Hobby-Humanist Zuckerberg.

Moment. War da nicht mal was? Genau: Wer erinnert sich noch an 2016, als Zuckerberg von Tools sprach, die Inhalte für den chinesischen Markt von seiner Plattform runterfiltern können? War vielleicht ein anderer Mark Zuckerberg.

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Jedenfalls möchten wir, ausschließlich zu Chronistenzwecken, darauf hinweisen: Zuckerberg hatte versucht die in Shanghai beheimatete App Musical.ly zu kaufen, um auf den chinesischen Markt zu kommen. Wie wir gerade gehört haben, nur um dem Reich der Mitte mehr Freiheit zu schenken. (Gelächter) Der chinesische Tech-Riese ByteDance hat ihm jedenfalls die App vor der Nase weggeschnappt und weiterentwickelt.

Für den chinesischen Markt gibt es nun die höher-entwickelte Version, genannt Douyin – für den Rest der Welt gibt es TikTok. Und diese App wächst nicht nur in beunruhigendem Tempo – sie konnte eine Altergruppe für sich gewinnen, die Facebook vielleicht längst verloren hat.

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#StopHateForProfit – Die Palastrevolte und der Werbeboykott

Zuckerbergs rückgratloses Einknicken vor Trumps Zorn hat dazu geführt, dass sich die eigenen Leute zur Palastrevolte genötigt fühlten. Es ist ein seltener Fall, dass die eigenen Mitarbeiter den Chef öffentlich so kritisieren. Ob es diesem Protest oder den immer abstruseren Anzeigen geschuldet ist, dass Facebook letztlich doch Trumps Anzeigen entfernt hat – wir können nur spektakulieren.

Das ändert aber nichts am tiefer liegenden Problem. Denn mittlerweile sind immer mehr Unternehmen der Meinung, dass Zuckerbergs so lange kein Problem mit Hass haben, wie auch die Kasse stimmt. Das ist dann auch mit dem Hashtag #StopHateForProfit gemeint, unter welchem immer mehr Unternehmen den Anzeigenbetrieb auf Facebook eingestellt haben. Mimikama beziffern den Verlust in Facebooks Werbeeinnahmen in der Höhe von 7 Mrd. pro Tag.

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Aber es geht nicht nur um Trump und nicht nur um Fake-News. Facebook haben immer und immer wieder beteuert, nachhaltig Maßnahmen zu ergreifen. Kaum etwas ist passiert. Statt dessen wurde das Unternehmen von Skandalen wie Cambridge Analytica durchgeschüttelt. Verbesserungen scheinen nicht einzutreten. Jetzt gibt es halt die Quittung.

#SocialMedia – Post für Tony

Nach all den bedrückenden Meldungen, schließen wir mit etwas, das zeigt: Social Media kann auch die Macht des Positiven freisetzen. Der kleine Cooper drückt dem FedEx-Fahrer Mikail ein Skateboard in die Hand und fragt ihn “Kannst du das zu Tony Hawk bringen?”. Der weiß natürlich nicht, wo die Skater-Legende wohnt. Aber er denkt sich „Ich kann es zumindest ins Internet stellen.“. Fast zu schön, um wahr zu sein: Tony Hawk kriegt das mit und reagiert angemessen.

Nur eine kleine Geschichte, aber die ist erhellend genug, um uns daran zu erinnern: Social Media ist auch für etwas Gutes zu gebrauchen.

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Artikelbild: Jordi Bernabeu Farrús / Flickr (CC BY 2.0)

Monatsrückblick

30 Kommentare zu “Tony Hawk und die tanzenden Russen – Monatsrückblick Juni”

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