Droht bei den Social-Media-Apps der große Einheitsbrei? So oft und unverblümt wie Facebook und Co. die erfolgreichen Features der Konkurrenz kopiert haben, kann man nur allzu leicht auf den Gedanken kommen. Alles, was mehr Nutzer und längere Nutzungszeiten der Apps verspricht, wird gnadenlos assimiliert.

Es wird weniger aufgekauft, dafür mehr kopiert

Anfangs arbeitete Facebook (heute Meta) noch mit Aufkäufen. Instagram wurde gekauft. WhatsApp wurde gekauft. Doch schon als Snapchat den Social-Media-Himmel erklomm, wurde die Einkaufstour-Masche um einfaches Kopieren erweitert. Hier eine kleine Liste einiger augenfälliger „Übernahmen“ aus anderen Social-Media-Apps:

  • Nachdem Snapchat ein Übernahmeangebot von Zuckerberg ablehnte, übernahm der Snapchats Stories 2016 einfach für seine Produkte. Heute ist dieses Feature vor allem aus Instagram nicht mehr wegzudenken. Dort sind Stories erfolgreicher als bei Snapchat. In Facebook und WhatsApp wurden sie auch implementiert.
  • Bislang nicht erfolgreich: Facebook „Workplace“. Mit diesem Kollaborationsinstrument wollte Zuckerberg Slack und Microsoft Teams angreifen.
  • 2020 kündigte Facebook Messenger Rooms an, eine klare Konkurrenz zu Zoom und Houseparty.
  • Ebenfalls 2020 startete Instagram mit Reels. Die gelten als eindeutige Kopie von TikToks Erfolgsrezept der kurzen, musikhinterlegten Videos. TikToks „Duetts“ finden sich jetzt in Instagram als „Remix“ wieder. Einen Bericht zu Metas „Kampf gegen TiKTok“ findet ihr übrigens hier.
  • Mit Facebook Dating wollte Zuckerberg vor allem Tinder-Nutzer ansprechen. Bislang scheint dies nicht wirklich zu gelingen. Hier könnt ihr unseren Dating-Test nachlesen.

Die Liste lässt sich noch eine ganze Weile fortsetzen: Aus Foursquare machte Facebook Places, aus Periscope Instagram Live. Ebay „inspirierte“ Marketplace und so weiter und so fort.

Social-Media-Apps kupfern Features ab

Doch Meta mit Facebook und Instagram ist nicht der einzige Social-Media-Gigant, der Erfolgreiches einfach nachbaut. Auch andere kämpfen darum, ja nicht den Anschluss an wechselnde Nutzerinteressen, Hypes und langfristigen Trends zu verlieren. Snapchat bediente sich beispielsweise für seine Remixes ebenfalls bei TikTok. Google spendierte YouTube die TikTok-inspirierten Shorts. Und TikTok selbst, wer hätte das gedacht, hat sich zuletzt mit der Einführung von TikTok Now am Newcomer unter den Social-Media-Apps, BeReal, gütlich getan.

Es wird in der Branche also abgekupfert, was das Zeug hält. Das gilt vor allem mit Blick auf grundlegende Funktionalitäten. Und so ähneln sich die Social-Media-Plattformen immer stärker. Wir haben in der folgenden Tabelle mal den Stand der Dinge in Sachen „Bald können alle alles“ zusammengefasst:

Tabelle: Vergleich der Features von Social-Media-Apps.
Grafik: Social Media Konzepte

Warum ähneln sich Social-Media-Apps immer mehr?

Der Grund für diese Entwicklung liegt auf der Hand: Social-Media-Apps verdienen ihr Geld mit Werbung. Es macht dabei weniger Sinn, sich bewusst von Mitbewerbern abzugrenzen. Viel sinnvoller ist es, erfolgreiche Features der Konkurrenz selbst anzubieten. Da ist die Erfolgsmessung sozusagen bereits live erfolgt. Denn Features, die bei anderen besonders gerne genutzt werden, bedeuten in der Regel auch für einen selbst größere Reichweite und längere Nutzungsdauer. Beides Faktoren, die für ein attraktives Werbeumfeld zwingend erforderlich sind und entsprechend Werbeeinnahmen bringen.

Social-Media-Apps: Nutzer machen den Unterschied

Die User können sich bei dieser Entwicklung wiederum aussuchen, auf welchen Social-Media-Apps sie welche Funktionen nutzen möchten. Und aus den daraus resultierenden Nutzungsdaten lassen sich Publikumspräferenzen zur Optimierung von Marketingmaßnahmen ablesen. Facebook hat zwar Features aus allen jemals erfolgreichen Social-Media-Apps kopiert und doch werden für einige vielleicht unerwartet Funktionen wie Gruppen und Marketplace hier vom Publikum besonders gerne genutzt. Reels und Stories laufen auf Instagram besonders gut. Hier aber eher mit dem Fokus auf Inszenierung und Qualität. Bei TikTok sind in den Videos wiederum Spontaneität und Humor besonders wichtig. Und so gewinnen die einzelnen Social-Media-Apps durch ihre Nutzer dann doch wieder an eigenem Charakter.

Fazit: Auch wenn die Social-Media-Apps bei den Funktionen immer weiter konvergieren, das Publikum nutzt auf der einen Plattform Funktion X lieber als auf der anderen. So ergeben sich mit den inhaltlichen Vorlieben der verschiedenen Nutzer weiterhin genau beschreibbare und lokalisierbare Zielgruppen für Marketingmaßnahmen.

 

Aus der Agentur Blog Mobile Netzwelt

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert