Facebook-Dating hat Deutschland erreicht. Nun können auch wir offiziell auf Facebook flirten. Ob es neben Tinder, Lovoo und Co wirklich noch eine weitere Dating-App braucht? Ein Selbstversuch.

Die Dating-Funktion nutzen

Privatsphäre beim Facebook Dating
Quelle: Facebook Dating

Um Dating auf Facebook zu nutzen, ist keine zusätzliche App nötig. Die Funktion kann einfach in der aktuellsten Version der Facebook-App aktiviert werden. Angst vor unangenehmen Begegnungen mit Freunden, Familie oder Arbeitskollegen muss ich dabei nicht haben. Facebook benachrichtigt meine Freunde netterweise nicht über die Aktivierung der Funktion und schlägt diese auch nicht als potenzielles Match vor. Wobei, mit der Veröffentlichung dieses Blogbeitrages hat sich die Geheimnistuerei ohnehin erledigt. Bevor es an das Erstellen eines Profils geht, erinnert mich Facebook noch an ein paar Regeln, an die ich mich beim Dating halten soll. Keine Fake-Informationen im Profil angeben, sich respektvoll verhalten, merkwürdige Personen einfach blockieren und, last but not least, sich zweimal überlegen, welche Informationen man auf der Plattform über sich preisgibt. Jaja, schon klar.

Das Dating-Profil

Mein Profil auf Facebook DatingFacebook schlägt als nächstes Inhalte für das Dating-Profil vor, die einfach aus meinem Facebook-Konto gezogen werden. In meinem Fall sind das:

  • Vorname,
  • Alter,
  • Geschlechtsidentität,
  • Heimatort,
  • Berufsbezeichnung,
  • Arbeitgeber und
  • Ausbildung.

Bis auf die ersten beiden Punkte lassen sich alle weiteren manuell wieder aus dem Dating-Profil entfernen. Facebook weist dann allerdings darauf hin, dass durch möglichst viele Angaben passendere Profile vorgeschlagen werden können. Da meine heimlichen Verehrer mich aber bitte nicht unangemeldet auf der Arbeit besuchen sollen, lösche ich ein paar Infos wieder. Als nächstes werde ich gefragt, ob Frauen, Männer oder „Alle“ für mich für ein Date in Frage kommen. Mehr Optionen gibt es nicht. Leute, die explizit nach nicht-binären, genderqueeren oder transsexuellen Personen suchen, müssen sich entweder mit dieser Auswahl zufriedengeben oder auf Apps wie OkCupid ausweichen.

Als nächstes weist mich Facebook noch darauf hin, dass Daten wie sexuelle Orientierung und religiöse Ansichten nach EU-Recht besonders geschützt sind. Meine Religion müsse ich zwar nicht preisgeben, Daten über meine sexuelle Orientierung seien aber essenziell, damit ich die Dating-Funktion nutzen kann. Selbst, wenn ich einstelle, nur neue Freunde zu suchen. Wer das nicht angeben möchte, für den ist die Dating-Reise hier schon beendet.

Mehr Daten, mehr Matches

Zu guter Letzt will Facebook von mir noch ein paar grundlegende Infos. Ich soll angeben, wo ich mich befinde, wie groß ich bin, ob ich nicht doch verraten möchte, wo ich arbeite, ob ich Kinder habe, welchen Bildungsabschluss ich besitze, ob ich rauche, trinke und welche Sprachen ich spreche. Ich sag’s mal so, ich bin mir sicher, dass die Datenkrake Facebook all das schon längst über mich weiß. Aber wäre ja peinlich, das zuzugeben, deshalb lieber noch mal ganz offiziell fragen. Bis auf den Standort kann ich alle diese Angaben aber auch überspringen. Das mach ich mal, ob das im Endeffekt für den Algorithmus einen großen Unterschied macht, ist aber eher fraglich.
Jetzt wähle ich noch ein Foto von mir aus. Das kann mein Facebook Profilbild sein, ein Bild aus meinem Instagram Konto oder von meinem Smartphone. Dann ist alles fertig.

Die große Enttäuschung

Facebook Dating - Keine Profile in der Region
Quelle: Facebook Dating

Cool, Samina, dass du dir jetzt fast ’ne halbe Stunde Zeit genommen hast, um dein Profil einzurichten. Kleine Info für dich am Rande: Hier ist niemand, den du matchen könntest.

Das sagt Facebook mir jetzt einfach so in mein hoffnungsvolles Gesicht und zur Entschädigung gibt’s zwei Cocktails, die ich ja jetzt wohl alleine trinken soll, oder wie…?

Naja, dann lege ich jetzt wohl eine Recherchepause ein. Mal sehen, wann Facebook mit potenziellen Verehrern in meinen Push-Benachrichtigungen auftaucht. Solange darf ich mir allerdings Zeit nehmen um mein Profil und meine Einstellungen noch mal zu überarbeiten, indem ich zum Beispiel anpasse, wonach ich suche oder Facebook Dating Zugriff auf meine Instagram-Fotos gestatte.

Uuund Angriff!

Social Distancing und Facebook Dating
Quelle: Facebook Dating

Wie schon erwähnt, sehen meine Facebook-Freunde mein Dating-Profil nicht. Wer jetzt aber gehofft hat, seinen oder ihren heimlichen Schwarm doch dort zu treffen und auf Partnersuche zu erwischen, dem ist vielleicht mit der „Secret-Crush“-Funktion geholfen. Hier können Facebook-Dating-Nutzer bis zu neun ihrer Facebook-Freund*innen oder Instagram-Follower*innen zum Secret-Crush ernennen. Das sieht der oder die Auserwählte aber nur, wenn er oder sie ebenfalls Dating nutzt und dann auch noch mein Profil zu seinen Secret Crushes hinzufügt. Bei den Chancen vielleicht lieber direkt ’ne Nachricht auf Facebook oder Instagram schreiben.

Abends kurz vorm Schlafen gehen bekomme ich dann die erste Benachrichtigung: Dennis hat dir ein Like und eine Nachricht gesendet, und mit ihm noch ein paar weitere Personen. Plötzlich kann ich mich durch einige Profile tippen und Leute liken und anschreiben, mit dem Hinweis, während der Corona-Pandemie vielleicht besser noch ein wenig Abstand zu halten. Da Nachrichten schreiben bisher nicht als ansteckend gilt, schaue ich mal, wer so für mich dabei ist. Anders als bei den meisten anderen Dating-Apps kann beim Dating auf Facebook nicht „geswipt“, also gewischt werden. Besteht Interesse, reicht ein Tippen aufs Herz, wenn nicht, dann aufs X. Außerdem kann ich sehen, ob wir auf Facebook gemeinsame Freunde haben. Nutzer mit detektivischer Veranlagung können diese dann also erst mal über das potenzielle Match ausfragen. Weitere Besonderheiten im Gegensatz zu Tinder und Co. fallen mir erstmal nicht auf.

Brauche ich Facebook Dating?

Ja, neue Leute auf Facebook kennen lernen und anschreiben, das geht schon immer. Ob das von den auserwählten Flirtpartner*innen allerdings immer so gerne gesehen wird, ist fraglich. Mein Lieblings-Internet-Clown @elhotzo bringt es in einer seiner Instagram-Storys auf den Punkt, nachdem Facebook ihm die Dating-Funktion vorschlägt:

„Hab ich schon [ausprobiert], ich hab einfach jede angeschrieben, die mein Profilbild geliked hat und mich ‚für den like bedankt ;)‘, es war creepy und unangenehm für alle, vielen Dank.“

Unangenehm ist Online-Dating schon lange, daran wird wohl auch eine neue Dating-Plattform nicht viel ändern. Aber mit der Dating-Funktion auf Facebook weiß man nun zumindest, dass das Gegenüber auch offen für neue Kontakte ist.

Facebook Dating in Gruppen und Veranstaltungen
Vielleicht versteckt die große Liebe sich ja in der „Lasagne for life“-Gruppe? Quelle: Facebook Dating

Von mir gibt’s für Facebook Dating ein ganz klares Jein. Wer bereits Apps wie Bumble, Veggly oder OkCupid nutzt, braucht nicht noch ein weiteres Flirtprofil auf dem Smartphone, das keine besonderen Extrafunktionen bietet. Wer hingegen neu im „Flirtgame“ ist und Facebook sowieso nutzt, hat den Vorteil, sich fürs Online-Dating keine zusätzliche App herunterladen zu müssen und findet damit vielleicht eine neue Beschäftigung für die zweite Lockdown-Phase. Facebook Dating kann alles, was es braucht, aber nicht bedeutend mehr, als andere können.

Was neben Dating auf Facebook sonst noch neu ist, lest ihr in unserem Beitrag zum Relaunch!

Artikelbild: Canva

Netzwelt Tutorials

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert