Bilder oder Videos der eigenen Kinder posten: Seit Jahren warnen Kinderschutzorganisationen und Polizeibehörden vor dem inflationären Verbreiten dieser Inhalte in den Social-Media-Kanälen. Eine amerikanische Studie hat nun die Kinder zu Wort kommen lassen und deren Verdikt ist unmissverständlich: Eltern heucheln oftmals Disziplin vor, sind sich ihrer Vorbildfunktion nicht immer bewusst und müssen sich allem voran selber an Regeln halten.

Family

Die Studie der Universitäten von Washington und Michigan nahm 249 Familien, aus 40 verschiedenen Bundesstaaten, mit Kindern zwischen 10 und 17 Jahren unter die Lupe. Die Teilnehmer der Erhebung wurden nach den wichtigsten häuslichen Regeln für Technologie befragt, was sie erwarten und wie sie die Einhaltbarkeit dieser Regeln einschätzen.

Heuchelei und Doppelmoral

Die Antworten der Kinder offenbaren, dass Eltern ihrer Vorbildfunktion nur eingeschränkt nachkommen und ihrem Nachwuchs nichts vormachen können. Die Kernaussagen können in sieben Kategorien zusammengefasst werden:

  • Seid anwesend – Kinder sind der Meinung, dass es technologiefreie Situationen geben muss. Beispielsweise, wenn ein Kind mit seinen Eltern reden möchte.
  • Unabhängigkeit der Kinder – Eltern sollten ihren Kindern die Möglichkeit geben, ihre eigenen Entscheidungen über die Nutzung von Technologie treffen zu können – ohne Störfeuer.
  • Moderate Nutzung – Eltern sollten ihr Nutzungsverhalten mit anderen, technologiefreien Aktivitäten, ausbalancieren und Maß halten.
  • Kinder beaufsichtigen – Eltern sollten Regeln aufstellen, die dem Schutz der Kinder dienen.
  • Augen auf im Straßenverkehr – Eltern sollten beim Autofahren keine Kurznachrichten schreiben – nicht mal bei Rot an der Ampel.
  • Keine Heuchelei – Eltern sollten einhalten, was sie predigen. Beispielsweise kein Internet, wenn die Familie zum Essen zusammensitzt.
  • Zu viel Information – Eltern sollten keine Informationen über ihre Kinder online verbreiten, wenn die Kinder nicht zugestimmt haben.

Erst fragen, dann posten

Auffällig ist besonders der letzte Punkt, der eine erhebliche Diskrepanz im Bewusstsein der Teilnehmer aufzeigt: Doppelt so viele Kinder als Eltern äußerten ernste Bedenken, was das Posten von Inhalten über Familienmitglieder betrifft. Dabei wäre es für die Kinder bereits ein Fortschritt, wenn die Eltern zumindest vorher fragen würden, ob es Filia und Filius etwas ausmacht. Es sieht so aus, als seien den Kindern Persönlichkeitsrechte und potentielle Konsequenzen bewusster, als ihren Eltern.

Zur Studie

 

Artikelbild: Niklas Hellerstedt (flickr / Nutzungsbedingungen)

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