Willkommen zu einem bunten Monat mit virtuellen Popstars, einem Lehrstück für das Triggern von Zielgruppen, erschreckend gut imitierenden KI-Stimmen und einer Familie von Murmeltieren. Wem das noch nicht reicht: Wir lernen auch was über die krummen Geschäfte der Krypto-Welt und wie es mit Twitter oder TikTok weitergeht. Wie jeden Monat empfehlen wir: noch mal Kaffee holen, Füße hochlegen und gute Unterhaltung! Bitte schön, der März.

#SVB – Knappes Geld im Silicon Valley

Seit der Finanzkrise 2008 wissen wir alle, wie tiefgreifend und folgenreich eine Bankenpleite sein kann. Die Silicon-Valley-Bank, welche sich auf die Finanzierung von Start-ups aus der Tech-Branche spezialisiert hat, sammelte in der Vergangenheit Verluste von 600 Milliarden an. Damit steuerte das Institut unvermeidbar auf die Zahlungsunfähigkeit zu.

Anfang März wurde die SVB dann von der amerikanischen Einlagensicherung geschlossen, damit Panikabhebungen von Kunden nicht noch mehr Liquiditäten abfließen ließen. Auch die deutsche Dependance in Frankfurt wurde von der BaFin zunächst dichtgemacht.

Bei der Schadensanalyse macht auch die amerikanische Zentralbank (FED) keine gute Figur. Im Bankensystem ist einfach immer noch der Wurm drin. Ende März wurde bekannt, dass die First Citizen alle Einlagen gekauft hat und somit die SVB inklusive aller Kunden übernimmt. Kein schlechtes Geschäft, denn das Alltagsgeschäft dieser Branchenbank, Start-ups im Silicon Valley, ist durchaus lukrativ – wenn man sich nicht verspekuliert.

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#Trump – KI baut Fake-News

Düstere Perspektiven dank KI oder erwartbarer Mumpitz? Eine New Yorker Staatsanwaltschaft hat Donald Trump angeklagt. Der orange-häutige König der Chaoten hatte schon zuvor über eine bevorstehende Festnahme räsoniert und rief seinen Hofstaat gleich mal zum Volksaufstand auf.

Für einige Spaßvögel reichte dies, um die magischen KI-Generatoren mit den Begriffen Trump und Festnahme zu füttern. Und die Ergebnisse sind leider sehr spektakulär und natürlich ebenso Wasser auf die Mühlen der Fake-News-gläubigen Jünger des ehemaligen Präsidenten.

Das ist nicht ungefährlich, weil es genügend naive Seelen gibt, die den Fake-Charakter solcher KI-Bilder nicht erkennen oder auch nicht erkennen wollen. Ein erschreckendes Beispiel für die Gefahren, die uns durch den Siegeszug der künstlichen Intelligenzen noch ins Haus stehen könnten.

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#Twitter – Elon klaut die Haken

Nein, Elon Musk hat die Zwitscherbude immer noch nicht profitabel gemacht. Bis jetzt kommt immer noch zu wenig Schotter durch Werbeeinnahmen rein. Der nächste Stunt, um die wackeligen Finanzierungspläne durchzusetzen: Ab dem 1. April werden bisherige Verifizierungshäkchen nach und nach entfernt. Wer seinen blauen Haken behalten will, muss zahlen. Als Einzelperson acht Euro für das Twitter-Blue-Abo, als Unternehmen 950 Euro monatlich.

Ende letzten Jahres ist gut die Hälfte der 100 stärksten Werbekunden abgesprungen. Da sind wir mal gespannt, wer Elon bei seinen Plänen unterstützt.

#Mave – Erfolgszug des Unwirklichen

Das Metaversum ist nicht nur ein medium-erfolgreicher Geschäftsbereich des Herrn Zuckerberg. Der Begriff beschreibt auch kultur-soziologisch den virtuellen Raum als Lebenswirklichkeit. Und in diesem Raum lebt MAVE, eine K-Pop-Girlgroup, die im März mit ihrem ersten Video debütierte. Durchaus mit Erfolg, denn sie konnten schon für ein Interesse von mehreren Hundertmillionen Views und Streams sorgen.

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Heranwachsende haben sich eh daran gewöhnt, einen echten Fan-Interest für virtuelle Charaktere zu entwickeln. Beispielsweise Akteure und Figuren aus Spielen oder Animes. Und Beobachtern zufolge haben auch die Lockdowns der Pandemie dafür gesorgt, dass sich Menschen daran gewöhnt haben, Stars nur noch im Netz, also virtuell, sehen zu können. Da war MAVE eine logische Konsequenz.

In Asien sind virtuelle Popstars bekanntlich keine Neuheit mehr. Aber nicht nur das. Virtuelle Stars wie Hatsume Miku haben eine komplett andere Biosphäre eines Musikmarktes kreiert: Der Synthesizer VOCALOID von Yamaha macht es einfach ausgedrückt möglich, computergenerierte Stimmen wie ein Instrument zu spielen. Hatsume Miku ist eine dieser Stimmen, gepaart mit einer Anime-Figur. Sie hat somit nicht das Monopol auf ihre eigene Produktion. Fans können selbst mit ihrem Star kreativ werden. Funktioniert das? Und wie. Das Video (s. u.) ist über 10 Jahre alt und der Trend hält nicht nur an, er findet auch außerhalb Asiens immer mehr Freunde.

Die koreanische Produktion MAVE verbindet diese neue Biosphäre mit der aktuellen Beliebtheit von K-Pop. Da kommt wohl noch einiges auf uns zu.

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#Utah – Medienzeiten für den Nachwuchs

Im März machte eine Meldung die Runde, wonach im amerikanischen Bundesstaat Utah bald Minderjährige soziale Medien nur noch unter strengen Auflagen nutzen dürfen. Das Gesetz, welches nächstes Jahr in Kraft treten soll, verlangt dabei einiges, was unter Umständen kaum umzusetzen sein wird: Die Zustimmung der Erziehungsberechtigten ist noch im realistischen Rahmen. Dass aber die Plattformen selbst für die Überprüfung des Alters verantwortlich gemacht werden sollen, könnte an der Kooperation der Anbieter scheitern. Da wirken die ebenfalls geforderten Sperrzeiten und Werbebeschränkungen schon fast milde. Schauen wir mal, was nächstes Jahr von dem Gesetz noch übrig ist.

#Influencer – Böser Affe wirbelt Gebrauchtmarkt durcheinander

Josh Scott ist nicht direkt der typische Influencer. Er ist Tüftler für Musikelektronik und hat eine kleine Schmiede für Gitarrenpedale. Er ist natürlich wie die meisten Musiker ein Equipment-Nerd und erzählt daher auf seinem sehr aktiven YouTube-Kanal viel über die von Musikern so geliebten kleinen Gadgets, die das Leben einfach bunter machen. Josh Scott genießt in der Community ein hohes Ansehen für seine Expertise.

Im März stellte er solch ein Gadget vor, das sogenanntes Overdrive-Pedal „Bad Monkey“ der Firma DigiTech. Das Effektgerät ist schon 20 Jahre alt und galt zur Produkterscheinung als eher Low-Budget, obwohl es von Stars wie Gary Moore gespielt wurde. Josh demonstrierte aber, dass dieses Relikt durchaus hochpreisige Boutique-Pedale ausstechen kann und im Grunde schon Kult ist. Bevor wir zu den Konsequenzen kommen, hier das Video. Warnung: nur für Musiker wirklich interessant.

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Kurz nach Erscheinen des Videos wurden die Instrumentenmärkte im Netz von Leuten geflutet, die noch ein böses Äffchen im Schrank hatten. Das ehemals 50 Euro teure Pedal erzielte in einer sehr kurzen Phase bis zu 500 Euro und war wenig später kaum noch zu bekommen. Viel interessanter ist aber, dass dieser Hype für mittlerweile mehrere hundert oder mehr Videos gesorgt hat. Videos, welche den Test testen, sich über den Hype aufregen oder auf andere Art die Meta-Ebene bespielen.

Der Bad-Monkey-Hype ist ein Lehrbuch-Beispiel für viele Dinge. Welchen Einfluss „Beeinflusser“ haben können. Aber auch, wie leicht Menschen zu triggern sind, wenn man die richtigen Knöpfe drückt. Mit anderen Worten, wenn man die Motivationsauslöser seiner Zielgruppe kennt.

Es ist aber auch ein Lehrstück für die Automatismen, die Kettenreaktionen, die ausgelöst werden, wenn der Hype-Waggon erst mal ins Rollen gerät. Dieses eine Video hat einen Markt getriggert, für Content gesorgt, Merch ermöglicht und sich auf diese Art zu einem Stück Pop-Kultur des Social-Webs gemacht. Es sollte ein Best-Case-Beispiel für Seminare werden.

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#WashTrade – Drum prüfe, wer kopflos wirbt

Heute lernen wir etwas über krumme Geschäfte: Verschiedene, weniger bekannte US-Promis haben auf Twitter für Kryptogeschäfte geworben. Allerdings haben sie in ihren Tweets vergessen, dies als Werbung zu kennzeichnen. Wer jetzt denkt, dass es für diese Nachlässigkeit ein Bußgeld gäbe: falsch. Es gab zwar Strafzahlungen von bis zu 100.000 Dollar, allerdings wurden die unlauter Werbenden von der Börsenaufsicht auf Kursmanipulation verklagt.

Die Promis haben nämlich für Kryptogeschäfte von Justin Sun geworben, welche im Verdacht des sogenannten „Wash Tradings“ stehen. Dabei machen Investoren zum Schein Geschäfte mit sich selbst, um Kurse anzutreiben. Kim Kardashian hat für einen ähnlichen Fall auch schon mal eine Millionenstrafe zahlen müssen. Also, wer in Zukunft Promis für Finanzprodukte werben sieht: Es könnte sein, dass der Promi nicht versteht, was er da tut. Oder eben doch.

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#ElevenLabs – KI-Emotionen aus der Retorte

Ok, wir haben KIs, die ziemlich gute Texte generieren, täuschend echte Fake-Bilder produzieren und fast sogar so etwas wie eine eigene Persönlichkeit imitieren können. Was wir bisher noch nicht gesehen haben: KIs, die menschliche Stimmen generieren können. Ja, es gibt recht natürliche KI-Stimmengeneratoren. Aber so, dass emotionale Regungen täuschend echt imitiert werden, das gab es bisher nicht. Das Unternehmen dahinter heißt ElevenLabs und damit wir alle hören, was damit gemeint ist: Viel Vergnügen mit diesem erschreckend beeindruckenden Beispieldialog.

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#TikTok – Wie geht es weiter?

Die Probleme und Debatten um die chinesische App werden nicht weniger: offizielle Untersuchungen in Italien wegen einer Selbstverletzungschallenge; Pflichtverletzungen im Fall der getöteten Luise in Deutschland; Standortstreit mit einem norwegischen Rüstungsunternehmen; und natürlich die laufende Verbotskampagne in den USA.

Nun wurde bekannt, dass die Führung von TikTok durchaus über eine Abspaltung von der Mutter Bytedance nachdenke – so wie es in Washington bereits gefordert wurde. Ob sich TikTok damit wirklich von den Datensammlern im Reich der Mitte trennen lässt, darf bezweifelt werden.

Aber die chinesische App ist weiterhin ein begehrter Perspektivspieler und es ist wahrscheinlich, dass eine Abspaltung weiteres Kapital an den Finanzmärkten verfügbar macht. Am Ende könnte TikTok mit der Forderung zur Abspaltung also um einiges mächtiger gemacht werden. Nicht genau das, was wohl die Kritiker beabsichtigt hatten.

#Chunk – Und täglich grüßt das Murmeltier

Und zum Ende noch was für Tierfreunde: Was macht der Hobbygärtner, wenn einem ein Murmeltier das Gemüse wegfuttert? Gärtner Jeff verzweifelte erst, machte dann aber aus der Plage eine Tugend. Er baute dem Murmeltier einen eigenen Garten, fütterte ihn, nannte den Nager „Chunk“ und schenkte ihm einen YouTube-Kanal und ein Insta-Profil, das mittlerweile über 500.000 Follower generieren konnte. Familie „Chunk“ ist mittlerweile ein Social-Media-Hit und Jeff kann mit seinem Garten-Schicksal auch noch Merch verkaufen. Klassischer Fall von Problem zur Chance gemacht.

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Artikelbild: Papafox / pixabay

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