Wenn es darum geht eine passende Social Media-Strategie zu entwickeln, verfallen viele schnell in vorstrukturierte Schemata. Ein Autohändler aus Portland zeigt uns, dass wir auch beim digitalen Marketing an das Menschliche denken sollten. Sein Beispiel dokumentiert, wie die Social Media-Präsenz organisch, natürlich und lebendig werden kann. Entscheident dafür ist nicht unbedingt das Budget, sondern viel mehr das Mindset der Akteure.

Aus dem Rahmen gefallen

Es ist nicht so ungewöhnlich, dass sich kleinere Twittervögel bedanken, wenn namenhafte Social Media-Blogger ihnen folgen. Das Dankeschön, welches die australische Business-Bloggerin Donna Moritz von sociallysorted.com aus dem fernen Portland erreichte, fiel jedoch aus dem Rahmen: Eine persönliche Video-Botschaft ist doch eher selten, wenn es lediglich um Grußworte geht (s.u.).

Ein näherer Blick auf den dankenden Absender, einen Lexus Händler aus Portland (Oregon), inspirierte die Visual Marketing-Expertin zu einer kleinen Case Study, von der jeder Kleinunternehmer einiges lernen kann. Wir haben uns die Fallstudie und den Autohändler mal etwas genauer angeschaut und, in Anlehnung an Donna Moritz‘ Blogpost, 5 Tipps und Anregungen abgeleitet.

1. Hausaufgaben gemacht – vorbildlich eingerichtete Accounts

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Sauber eingerichtete Accounts und solides SEO

Starten wir damit, erstmal die digitale Präsenz zu überprüfen. Also fragen wir den Herrn Google mal nach Kuni Lexus of Portland. Und so sieht dann auch ein lehrbuchmäßig gepflegtes Suchergebnis aus: Der erste Treffer führt auf die Website mit allen wichtigen Subkategorien, Platz zwei und drei indizieren Facebook und Yelp, der Rest führt zu Händlerregistern und zum LinkedIn-Profil. Und was besonders auffällt: Hier hat mal jemand alles aus Googles My Business rausgeholt, was der Dienst hergibt.

Ein kurzer Besuch auf den verschiedenen Kanälen des Händlers bestätigt den ersten Eindruck: Sauber und umfassend eingerichtete Accounts – kaum eine Option, die bei der Einstellung und Optimierung nicht gezogen wurde. Sicher sieht das nach der Arbeit einer Agentur aus, die genau weiß, wie es lehrbuchmäßig geht. Aber die Lektion heißt nicht „Ruf eine Agentur an“, sondern „Mach deine Hausaufgaben“. Korrekt eingerichtete Accounts, saubere SEO-Arbeit und die Nutzung der verbreitetsten Informationsdienste sind eine Basisleistung, ohne die man entweder böse oder nie überrascht wird.

2. Social Selbstverständnis – digitale Mentalität lernen

Es wird recht schnell klar, dass Social Media nicht nur vom Unternehmen, sondern auch von seinen Mitarbeitern als selbstverständlicher Bestandteil der Firmenkultur begriffen wird. Menschlich und authentisch verfasste Videobotschaften sind keine Seltenheit. Wenn dem Unternehmen Gutes wiederfährt, bedanken sie sich brav. Selbst der Chef nutzt den #FollowFriday, um sich bei einem lokalen Restaurant zu bedanken – natürlich in Form einer Videobotschaft. Auch Postings von Kunden, die nicht zwingend etwas mit Autos zu tun haben müssen, werden gelegentlich retweetet. Und es gibt kaum einen Besucherbeitrag auf Facebook, der nicht geliked und beantwortet wird.

Zugegeben, locker und authentisch zu sein, ist leichter gesagt als getan. Manche verstehen Social Media immer noch als „das, was wir da im Internet machen“. Und wer betont menschlich rüberkommen will, verkrampft nicht selten beim Versuch, alles absolut richtig machen zu wollen. Die Lösung ist im Grunde einfach: Versuchen Sie sich nicht zu verstellen, behalten Sie im Hinterkopf, dass Sie ein Unternehmen vertreten (auch wenn Sie eine Ein-Mann/Frau-Show sind), bewahren Sie den gesunden Menschenverstand und beobachten Sie, was andere machen, um zu lernen. Dann klappt’s auch mit der echten Social Identität.

3. Es geht nicht nur um Autos

Der geteilte Content von Kuni Lexus besteht natürlich nicht nur aus Autos. Engagement und Sponsorenschaft branchenfremder Events, was selbstverständlich zur Kommunikationsstrategie des Autohändlers gehört, lockern die Kanäle ganz planmäßig auf. Und wenn man das richtig machen will, hält man eine gesunde Balance zwischen stylebewußten, lokalen Mode-Events (FashionNXT) und kulturellen Community-Festivals mit karitativem Charakter (Soulful Giving).

Wenn man in einer pittoresken Region wie Oregon angesiedelt ist, darf man auch schon mal ein naturbewußten Tweet abschicken. Auf dem Papier wirkt es vielleicht fremd, aber auf Twitter macht sich ein ernährungsbewußtes Avocado-Rezept durchaus gut. Und das Postings des Kunden mit neuem Lexus zu teilen, ist der günstigste Weg zu neuen Interessenten. Seien Sie also nicht der hölzerne Fachidiot, sondern zeigen Sie ruhig, dass vitale und bewußte Menschen hinter der digitalen Präsenz stecken.

Kuni_Lex_soc4. Dem Team ein Gesicht geben

Sollte man seine Mitarbeiter in den Social Media-Kanälen präsentieren? Jein. Wir kennen alle die aufgesetzten Mitarbeiter-Portraits unserer Bankberater, die uns bereits in der Lobby unserer Volksbank, Sparkasse oder Deutschen Bank begrüßen. Selbige Bilder mit Kommentaren wie „Hier bedient Sie Frau Piepenkötter“ gehören noch auf die Website, wirken aber auf Facebook oder Instagram verkrampft, ideenlos und deplatziert.

Aber wenn Sie in Ihrem Business nunmal mit Menschen zusammenkommen, sollten Sie keine Manschetten davor haben, Ihrer Mannschaft auch ein Gesicht zu geben – spätestens wenn man die Filiale betritt, sieht man sie sowieso. Den sympathischen Verkäufer mit solidem Bart oder den zuverlässigen Mechaniker mit Familiensinn mit warmen und herzlichen Worten auf Instagram vorzustellen, ist nicht nur eine respektvolle Geste den eigenen Mitarbeitern gegenüber. Ein Unternehmen, das nicht nur dem Chef, sondern auch dem kleinen Schrauber öffentliche Wertschätzung entgegenbringt, zeichnet von sich ein gesundes Profil. Oder werden Sie gerne Kunde einer Firma, in der sich alle spinnefeind sind? Ja, und dann kann man auch Bilder vom BBQ für die Mitarbeiter posten.

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Quelle: Instagram

5. Ein Blog zum Abrunden

Die Statistik sagt, Kleinunternehmen die bloggen, generieren 126 Prozent mehr Leads. Und worüber könnte ein Authändler bloggen? Autos? Ja, richtig. Aber eben auch Reisetipps, lokale Künstler und Designer, Krebsforschung, Hoverboards oder die Wissenschaft des Biers. Blogs sind eine großartige Möglichkeit, das eigene Profil facettenreicher zu gestalten und Content zu produzieren, der den Traffic auf die Website anheizt. Kuni Lexus haben eine gute Mischung aus Business-Postings zu ihrem Kerngeschäft und branchenfernem Content, um in lokalen Suchergebnissen der Region aufzutauchen, gefunden.

Ein Blick weiter

Diese kleine Fallstudie widmet sich den Möglichkeiten für Small Business, die eigene Social Media Präsenz lebendiger zu machen. Nun gehört dieser Automobilhändler einer größeren Kette, Kuni Automotive, an. Und es drängt sich der Verdacht auf, dass hier von längerer Hand geplant und konzipiert wurde. Doch der Besuch anderer lokaler Händler aus diesem Unternehmensnetzwerk, bestätigt diesen Verdacht nicht.

Die Entscheidung für diese Social-Strategie scheint in Portland, in der lokalen Lexus-Niederlassung, gefallen zu sein – von Leuten, die offensichtlich ihre digitale Kommunkation auch als menschliche Kontaktpflege verstehen. Und auch wenn man, zugegebenermaßen, für einige dieser Maßnahmen schon etwas Budget locker machen muss, bleiben die Ideen und das exemplarische Beispiel, wie man Social Media in die eigene Firmenkultur integriert und dabei weiter authentisch und wenig verkrampft auftritt. Und das muss nicht teuer sein.

 

Gefunden bei sociallysorted.com: 6 Smart Social Media Lessons for Small Business

Artikelbild: socialmediakonzepte.de

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