Linux ist das vermutlich wichtigste Software-Kapitel unserer modernen Zeit und wurde nicht von Apple, Microsoft oder IBM geschrieben. Es stammt von Linus Torvalds, einem finnischen Informatiker. Was als studentisches Hobby-Projekt begann, wird nun 25 Lenze alt. Und wenn auch jeder schon mal das Wort Linux gehört haben wird, zuckt vermutlich die Mehrheit immer noch mit den Schultern. Das sollte nicht so sein, denn wer in einer technisierten Gesellschaft lebt, und das tut der Großteil der Weltbevölkerung, kommt tagtäglich mit diesem Goldstück der Softwareentwicklung in Berührung. Unser kleiner Erklärbär darüber, was man über Linux wissen sollte, auch und gerade wenn man kein Technik-Nerd ist.

Das Wappentier des Linux-Kernels: Tux, der Pinguin
Das Wappentier des Linux-Kernels: Tux, der Pinguin

Ein täglicher Begleiter

Haben Sie ein Smartphone oder ein Navi im Auto? Sie haben zu Hause einen Router und auch einen Flatscreen-Fernseher? Dann nutzen Sie auch Linux, ein freies Betriebssystem, das jeder für seine Zwecke, privat oder kommerziell, weiterentwickeln darf. Ein System, das so zuverlässig operiert, dass es selbst in den Atom U-Booten der US-Navy verwendet wird – und leider auch in Drohnen.

Wo wir den Linux-Kernel nicht finden? Bei Apple-Systemen (Darwin) oder Windows, mit seinem gut versteckten Kernel. Doch greifen wir zum Smartphone ändert sich das bereits, denn auch Android basiert auf dem Linux-Kernel. Aber welchen Grund hat es, dass dieses Betriebssystem so überaus beliebt ist – außer, dass es nichts kostet?

Was ist Linux und was ist daran so besonders?

kernel
Stark vereinfachte Darstellung der Kernel-Funktion. Quelle: Wikipedia

Linux ist ein Kernel, das fundamentale Organisationstalent eines jeden Betriebssystems. Stark vereinfacht ausgedrückt: Der Kernel sagt den Hardware-Bauteilen, was sie wann zu tun haben und koordiniert die Anfragen der Anwendungssoftware, welche wir auf unseren Computern verwenden und als Betriebssystem und Programme wahrnehmen. Der Kernel sorgt also dafür, dass die Hardware ihren Zweck erfüllt und die Software auf dieser Gerätschaft überhaupt operieren kann.

Natürlich spielt Linux‘ freie Verwendbarkeit eine wichtige Rolle. Vor allem, weil es in den Anfangstagen noch nicht viel Open-Source Betriebssysteme gab, auf welchen Coder ihre eigene Programme entwickeln konnten. Aber die praktischen Gründe, wieso Linux für diese Aufgaben so überaus beliebt ist, sind seine Stabilität, seine Ressourcensparsamkeit, seine Kompatibilität und seine Sicherheit. Und da jeder seine eigene Version weiterentwickeln darf, kann es auf diese Weise individuell den jeweiligen Zwecken und Bedürfnissen angepasst werden. Deshalb finden wir Linux nicht nur in so vielen digitalen Alltagsgeräten, sondern auch auf vielen Servern, die besonders effizient laufen müssen.

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Der Geburtsmythos

Hello everybody out there using minix-

I’m doing a (free) operating system (just a hobby, won’t be big
and professional like gnu) for 386(486) AT clones. This has
been brewing since april, and is starting to get ready. I’d like
any feedback on things people like/dislike in minix; as my OS
resembles it somewhat (same physical layout of the file-sytem
due to practical reasons)among other things.

Obwohl gelegentlich noch andere Linux-Geburtstage diskutiert werden, gilt der hier zitierte Beitrag, den Linus Torvalds am 25. August 1991 in einer Newsgroup schrieb, als Geburtsstunde der Linux-Revolution. Torvalds hatte nicht vor, solch eine folgenschwere Entwicklung zu starten. Er suchte lediglich nach Feedback für sein Projekt und stellte wenig später eine erste Version seines Betriebssystem, für alle einseh- und bearbeitbar, der Öffentlichkeit zur Verfügung. Bereits Ende 1991 hatte sich aus Vorschlägen und Ideen anderer Programmierer eine Reihe neuer Versionen, sogenannter Distributionen oder kurz Distros, entwickelt. Offensichtlich hat Tovalds etwas angestoßen, worauf die Welt gewartet hat.

Vom Erzfeind zum Alltagsheld

Dass Linux auch gerade von der Industrie so dankend angenommen wird, kam nicht über Nacht. Anfangs galten Open-Source-Pioniere wie Linus Torvalds oder der GNU-Gründer Richard Stallman als Techno-Kommunisten. Zu den Hauptantagonisten zählen Microsoft, die Linux lange Zeit als „unamerikanisch“ und „Krebsgeschwür“ brandmarken wollten und bis in die Mitte der 2000er Jahre Unternehmen, die bereits erfolgreich mit dem freien System arbeiteten, kampagnenartig angriffen.

Die heutige Situation ist komplett anders: Die Weiterentwicklung des Betriebssystems wird durch die Non-Profit-Organisation Linux Foundation koordiniert. Hier laufen Weiterentwicklungen von jährlich rund 12.000 Entwicklern zusammen, was alle paar Monate zu neuen Distros mit jeweils über 10.000 Patches (Verbesserungen) führt. Die meisten Entwickler werden für diese Beiträge sogar bezahlt, nämlich von ihren Arbeitgebern wie Intel, Samsung, IBM oder Google, für die sie ganz regulär an linuxbasierten Systemen arbeiten. Und die Ergebnisse dieser Arbeit sind allgegenwärtig.

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Linus Torvalds – Weder Visionär, noch Messias

Den kauzigen Finnen mit Ikonen wie Bill Gates oder Steve Jobs zu vergleichen, ist mehr als unpassend. Torvalds hat nie versucht, ein Buisness-Imperium zu errichten oder ein Tech-Rockstar zu werden. Und auch heute sitzt er als einer unter vielen in einem unspektakulären Büro der Linux Foundation in Portland und nimmt selber einen Teil der Entwicklungsarbeiten vor.

Torvalds mag Mathematik und Computer – Menschen nicht so sehr. Öffentliche Auftritte sind rar und sozialer Austausch reicht ihm über E-Mails. Fancy Büros a la Google sind ihm zuwider – er hört bei der Arbeit lieber das Schnurren seiner Katze, als den Lüfter seines Rechners. Die Wände seines kargen Büros sind blas-grün gestrichen, weil die Farbe auch in Nervenheilanstalten verwendet wird. Und er will nichts von großen Visionen wissen, sondern nur das Problem lösen, das sich gerade vor ihm befindet.

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Wessen Interesse nun geweckt wurde und wer nun mehr über Torvalds, Richard Stallman, Linux und die Free-Software-Bewegung erfahren möchte, denen möchten wir die Doku „Codename Linux“ ans Herz legen.Das Video dokumentiert, wie sich abseits einer breiten Öffentlichkeit eine technologische Revolution vollzog, die nicht nur unser aller Leben permanent berührt, sondern auch gegen alles spricht, was uns durch die Business-orientierten Meldungen der Techno-Rockstars vermittelt wird.

https://youtu.be/cRvYfc3bmYk

 

Artikelbild: Socialmediakonzepte.de / Icon: OpenClipart-Vectors (CC0 Public Domain)

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