Unser Innenminister sucht verzweifelt Hacker. Ärzte suchen auf Snapchat Kunden. Skype sucht nach sinnvollen Features, und Mark Zuckerberg macht sich nicht viele Gedanken um die eigene Datensicherheit. Im Juni sind einige Kandidaten überraschend damit aufgefallen, dass ihnen Ideen und Durchblick fehlen. Zum Glück gibt es aber auch ein sehr inspirierendes Lehrstück. Der Monatsrückblick Juni – gute Unterhaltung! .

#Zitis – Niemand will hacken

Eigentlich wollte sich die Bundesregierung mit der Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis) fit gegen die Cyberbedrohungen im #Neuland machen. Leider scheint aber niemand für Papa Staat hacken zu wollen. 120 Stellen sind zu vergeben, eingestellt wurden bisher lediglich acht Leute. Kann es wirklich sein, dass es an ideologischen Gründen liegt? Dass unter Hackern, oder zumindest unter den guten, eine Kooperation mit dem Staat verpönt ist? Dass hochqualifizierte Spezialisten im Staatsdienst zu wenig verdienen? Sicher ist nur: Mit Planung, Beschlüssen und Budgets alleine kann solch eine Einrichtung offensichtlich nicht aufgebaut werden.

#Clickfarm – Thailand gefällt das

Billige Likes aus Fernost sind mittlerweile ein sprichwörtliches Synonym für Klickbetrug – aber leider eben auch ärgerliche Realität. In Thailand ist kürzlich der Fall dreier Chinesen bekannt geworden, der zeigt, wie abenteuerlich diese Unternehmungen zuweilen ablaufen. Die Polizei fand hunderte Smartphones und knapp 350.000 SIM-Cards, welche regelmäßig die Telefone wechselten, um echte Nutzer zu simulieren. Es könnte durchaus zum Schmunzeln sein, wäre es traurigerweise nicht so, dass auch namnhafte Kunden aus dem Westen immer wieder auf diese Methoden zurückgreifen. Und das, obwohl die Erfolge nachweislich nicht sehr groß sind. #Sad

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#Influencer – Operation Schleichwerbung

Im Juni präsentierte uns Instagram eine neue Funktion, die es Influencern ermöglicht, bezahlte Posts als solche zu kennzeichnen. „Für mehr Transparenz und Authentizität“, brüstet sich Instagram – und wir müssen uns das Lachen verkneifen. Denn: Bereits im April versendete die FTC, also die amerikanische Handelsaufsicht, ein Schreiben an 45 prominente Werbetreibende und Brands, die mit ihnen kooperieren. Inhalt des Briefes waren Richtlinien, wie man gesetzeskonform auf Social Media wirbt und die eindringliche Warnung, bezahlte Postings als solche zu kennzeichnen. Am besten durch Hashtags wie #Ad oder #Sponsored erkennbar zu machen und nicht durch missverständliche Begriffe. Dass das schnell viele Postings wie Spam hätte aussehen lassen, muss Instagram abgeschreckt haben. Wir lernen daraus: Influencer-Marketing hat die Aufmerksamkeit von Marktwächtern, Verbraucherschützern und vor allem Steuerbehörden geweckt. Denn bei aller Influencer-Freude sollte man realisieren: Jemanden für ein Posting zu bezahlen und das nicht zu kennzeichnen, ist nach § 5a UWG schlicht wettbewerbswidrig. Auch wenn es schicke Namen wie Product Placement oder Influencer Marketing trägt.

#WangHong – Diplomierter Social-Media-Star

Social-Media-Star als Studienfach? In China geht das. Das Yiwu Industrial and Commercial College nahe Shanghai bietet jungen Chinesen Kurse an, die alles vermitteln sollen, was man braucht, um der nächste Instagram- oder Youtube-Star zu werden: Schminkkurse, Laufen auf dem Catwalk oder Tanzkurse. Auf dem Lehrplan stehen allerdings auch Marketing und PR. Und das macht schon Sinn. Denn ein Wang Hong, wie die Internet-Berühmtheiten in China heißen, generiert schon mal zweistellige Millionenbeträge. Und das Reich der Mitte hat eine ganze Industrie dafür, die sogenannte WangHong-Economy. Wenn man es sich genau überlegt, dann ist das eigentlich nur konsequent. Social-Media-Prominente sind im Grunde Brands und schaffen als Influencer relevante Mehrwerte. Mehr Professionalisierung hat noch nie geschadet. Warten wir ab, wann in Deutschland Bibis-Beauty-Universität für angewandte YouTube-Wissenschaften eröffnet wird.

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_polit_Emojis#Emojis – Zeichen der Gesinnung

Sie glauben, ein Rosen-Emoji sei etwas Romantisches oder eine Schneeflocke hätte etwas mit dem Wetter zu tun? Nicht, wenn Sie in den USA sind. Denn in Übersee werden nun auch Emojis politisiert: Eine Rose steht für eine sozialdemokratische Haltung; eine Freiheitsstatue dann, wenn man pro Migration ist; ein Glas Milch, wenn man eine offen rassistische Haltung vertritt; eine Schneeflocke steht für eine liberale Weltsicht und eine Büroklammer wird verwendet, wenn man sich mit Mobbingopfern solidarisiert. Selbst unschuldige Hand-Emojis wurden schon gebrandmarkt, rassistische Statements zu repräsentieren. Wenn Sie also amerikanische Freunde oder Kunden haben, bedenken Sie, dass man Ihre Emojis auch falsch verstehen kann.

Cat Begovic Snapchat #Snapchat
Live-Clips vom OP-Tisch, garniert mit Herzchen und Clip-Art.

#Snapchat – Kein Ekel vor der Schönheit

Die Social-App mit dem Geist kann ein kreatives Marketing-Tool sein. Ethische Bedenken spielen dabei für manche Strategen anscheinend keine Rolle. Beispielsweise plastische Chirurgen, unter denen es immer beliebter wird, direkt aus dem OP Snapchat zu nutzen – sozusagen live von der Operationsnarbe auf ihr Smartphone. Man darf diesen Trend ruhig als gruselig bis skurril einordnen. Denn in den Storylines dieser Schönheitschirurgen geben sich Aufnahmen von blutigen Operationen, komatöse Patienten, spielende Katzen, Operationspläne und private Selfies die Klinke in die Hand. Der berühmt, berüchtigte Dr. Miami wirbt unverhohlen mit der Sexyness von Brustvergrößerungen und platziert gerne jedes Detail seiner Arbeit auf Snapchat. Dr. Cat glaubt ernsthaft, damit Aufklärungsarbeit zu leisten und ist überzeugt, dass diese Social-Media-Werkzeuge mehr Frauen in Wissenschaftsberufe holen können. So eklig das klingt, der Trend erfreut sich durchaus einer hohen Kundenbeliebtheit, vermutlich auch als wenig sachliche Entscheidungshilfe. Aus Deutschland sind uns noch keine Fälle bekannt, aber das kann nur eine Frage der Zeit sein. Die Operationsergebnisse werden ja oft genug gezeigt.

#SkypeHighlights – Ökonomie der Planlosigkeit

Snapchats Story-Format ist mittlerweile einige Male kopiert worden: Von Instagram sehr erfolgreich und von Facebook, wie auch dem Messenger, da aber mit durchwachsenen Ergebnissen. Von der Funktion versprechen sich immer mehr Apps etwas. Nur, was? Im aktuellen Fall hat Skype seine Features um eine Story-Funktion namens Highlights erweitert. Und man darf schon skeptisch grübeln, welchen Sinn das macht. Skype ist jetzt nicht die Plattform, wo man entsprechenden Content suchen würde. Aber der Anbieter glaubt offenbar wirklich, dass Leute nach einem arbeitsreichen Tag noch bei Skype rumhängen und ihre Highlights posten. Na, dann mal: Viel Glück.

https://youtu.be/qItfRVJFljM

#Passwortsicherheit – Mark mag es einfach

Ihr Passwort lautet 12345 oder abcdef? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. Beispielsweise mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Unter den LinkedIn-Konten, deren Daten 2012 durch einen Hacker in Umlauf kamen, soll auch sein Account gewesen sein. Danach lautete Zuckerbergs Passwort Dadada. Und der kindliche Code sei wohl auch für Twitter und Pinterest zum Einsatz gekommen. Dass die Accounts durchaus auch (kurzzeitig) gekapert wurden, schmerzt Herrn Zuckerberg wohl kaum, zumal er diese Konten schon seit Jahren nicht genutzt hat. Aber es bleibt die Erkenntnis: Selbst die größten Köpfe der Tech-Economy machen sich keine Gedanken um die eigene digitale Sicherheit.

#WannaCry – Straffrei dank Ransomware

Des einen Freud, des anderen Leid: Normalerweise passt dieser Sinnspruch nicht auf Schadsoftware. Für australische Verkehrssünder macht das jedoch schon Sinn. Der WannaCry-Virus hatte nämlich das Computernetz der Polizei im australischen Bundesstaat Victoria befallen. 55 Überwachungskameras aus der Innenstadt von Melbourne lieferten dadurch keine sicheren Beweise mehr, was zur Folge hatte, dass rund 600 Strafmandate zurückgezogen werden mussten. Auslöser für den Befall war wohl der USB-Stick eines Mitarbeiters, der zur Wartung dient. Wie die Polizei bekannt gab, hätten einige Verkehrssünder durch die Strafmandate auch ihren Führerschein verloren. Wenn man nur wüsste, bei wem man sich bedanken darf.

#Supercomputing – Wer hat den Schnellsten?

Dass eine Nation den schnellsten Supercomputer bauen kann, ist sicher nicht repräsentativ für das technische Durchschnittsniveau eines Landes. Aber es ist schon ein wichtiges Aushängeschild. Und dabei geraten die großen USA offenbar zusehends ins Hintertreffen: Dass man gleich hinter zwei chinesischen Superrechnern Platz nehmen muss, ist bereits eine kleine Schmach. Aber Platz vier, hinter der kleinen Schweiz, ist eine schallende Ohrfeige. Gemessen wird die Geschwindigkeit übrigens in FLOPS (Floating Point Operations Per Second). Und da ist der Unterschied zwischen Platz eins und vier beim Thema Supercomputer schon gewaltig.

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#FitnessTracker – Süße Träume

Dass bei der Sammelleidenschaft der großen Fitness-Tracker auch mal etwas Brauchbares herauskommt, war zu erwarten. Fitbit haben nun Statistiken veröffentlicht und auch wenn die Daten für medizinische Zwecke nur mäßig aussagekräftig sein können, so dokumentieren sie ganz gut bestimmte Verhaltensmuster. Beispielsweise, dass die Nutzer dieser Fitness-Tracker im Schnitt sechseinhalb Stunden schlafen, Frauen etwas länger als Männer und, dass ältere Nutzer früher ins Bett gehen und aufstehen als Millenials & Co. Gut dafür hätten wir jetzt keinen Fitness-Tracker gebraucht.

#WFP – Technische Pioniere im Armenhaus der Welt

Und zum Schluss noch ein inspirierendes Lehrstück. Während wir in den modernen westlichen Ländern erhebliche Schwierigkeiten haben, Flüchtlinge sicher und zuverlässig zu registrieren, machen ausgerechnet Flüchtlingscamps in Jordanien vor, wie es richtig geht: Seit knapp zwei Jahren arbeitet man dort mit Iris-Scannern, welche für schnelle Registrierungen, sichere Identifikationen und transparente finanzielle Unterstützung sorgen. Und das System funktioniert stabil und zuverlässig. So zuverlässig, dass die Bewohner des Camp Azraq nun auch ihre Einkäufe im Supermarkt des Camps via Iris-Scan bezahlen können. Durch Blockchain-Technologie wird automatisch eine Transaktion des World-Food-Programms (WFP) eingeleitet, welches den Kontostand prüft und dann die Bezahlung übernimmt. Die bisherigen Erfahrungen zeigen: Kosten gesenkt, Bedarfsermittlung optimiert und Registrierungen transparent gemacht. Im Klartext heißt das: Ein Flüchtlingscamp mit prekären Verhältnissen hat erfolgreich die Funktionalität von Kryptowährung und biometrischer Erfassung dokumentiert und damit Probleme gelöst, denen wir im technologisch angeblich überlegenen Europa nur mühsam Herr werden. Daumen hoch!

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Artikelbild: Visual Hunt (CC0)

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