Nutzer der KI-Plattform Boomy sollen Spotify mit maschinengenerierten Songs überflutet haben. Mittels Fake-Streams wollte man so Tantiemen einstreichen. Marktführer Spotify hat daraufhin ein Exempel statuiert.

Wie die Financial Times zuerst berichtete, hat Spotify Zehntausende KI-generierte Musikstücke der Plattform Boomy aus seinem Dienst entfernt. Zeitweilig war der Upload neuer Boomy-Stücke sogar komplett gesperrt. Einer der Gründe dafür erschließt sich einem sofort, wenn man die Homepage des abgestraften KI-Unternehmens aufruft. Dort heißt es recht unverblümt: “Mache Musik mit Boomy AI. Erstelle originale Songs in Sekundenschnelle, selbst wenn du zuvor noch nie Musik gemacht hast. Du veröffentlichst deine Songs auf Streaming-Plattformen und wirst bezahlt, wenn Leute sie hören.”

Fake-Streams: Universal Music beklagt Einsatz von Bots

Ein großer Player wie Universal Music behauptet jetzt, dass Bots verwendet würden, um die Anzahl der Stream von KI-generierten Songs künstlich zu erhöhen. Mit solchen sogenannten Fake-Streams würden Einnahmen für diejenigen erzeugt, die die Songs hochgeladen hätten. Und man habe, so Universal Music, verdächtige Streaming-Aktivitäten gerade bei den Songs von Boomy festgestellt.

Der Streaming-Gigant Spotify reagierte umgehend. Er entfernte nach eigenen Angaben „rund sieben Prozent“ und damit Zehntausende von Titeln, die aus Boomy stammten. Allein, dass in der Berichterstattung verschiedener US-Medien zu diesem Thema von “Zehntausenden” die Rede ist, lässt aufhorchen. Es verdeutlicht, mit welchem Affenzahn und wie massiv sich KI-generierte Inhalte auf Spotify, aber auch auf anderen Streaming-Plattformen mittlerweile verbreitet haben dürften.

Fake-Streams: Tantiemen nur für „ehrliche Künstler“ gedacht

Smartphone-Icon von Spotify.
Für viele Künstler sind Streaming-Einnahmen wie über Spotify unentbehrlich. (Screenshot: Social Media Konzepte)

Gegenüber dem Magazin “Insider” erklärte der Branchen-Primus Spotify zum Thema „Fake-Streams“: „Wenn wir potenzielle Fälle von Manipulation der Wiedergabe erkennen oder darauf hingewiesen werden, mildern wir ihre Auswirkungen. Wir ergreifen Maßnahmen, die die Entfernung von Streaming-Zahlen und die Zurückhaltung von Tantiemen umfassen können. Dies ermöglicht es uns, Tantiemenzahlungen für ehrliche, fleißige Künstler zu schützen.“

Boomy wiederum prahlt weiter damit, dass seine Nutzer angeblich „14.554.448 Songs“ oder knapp 14 Prozent „der weltweit aufgenommenen Musik“ mit seiner KI erstellt hätten. Also auf der Grundlage von Texteingaben, wie man es von KI-Apps wie ChatGPT kennt. In den vergangenen Tagen gab das Unternehmen zudem bekannt, dass die „kuratierte Bereitstellung neuer Veröffentlichungen von Boomy-Künstlern an Spotify wieder aktiviert“ worden sei.

In Sachen Fake-Streams führende Plattformen angeschrieben

Man darf gespannt sein, welche Auswirkung die massenhafte Produktion von KI-Musik auf die Musikindustrie und Streamingdienste haben wird. Und dabei haben wir Themen wie Urheber- und Verwertungsrechte nicht einmal angerissen. Boomy beispielsweise beansprucht zwar das Urheberrecht zu den mittels seiner KI erstellten Inhalten. Juristen streiten aktuell aber darüber, ob KI-erzeugte Werke überhaupt Schutz verdienen.

Universal Music jedenfalls hat nach einem weiteren Bericht der „Financial Times“ zum Kampf geblasen. In einem Schreiben an verschiedene Streamingdienste soll der Branchenriese gefordert haben, ganz allgemein gegen die Verbreitung von KI-Songs über diese Plattformen vorzugehen. Und schon unken einige, dass der Musikindustrie ein weiterer Existenzkampf bevorsteht …

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