Volle Fahrt ins neue Jahr: Lassen wir 2019 hinter uns, denn 2020 macht schon im ersten Monat Ernst. Dolly Parton startet eine Meme-Challenge, die jetzt schon die Größte des Jahres werden könnte, auffällig viele Datenschutz-Themen, ein echter Hacking-Krimi und reichlich Ärger um Facebook. Zweimal gucken wir auch noch aufs vergangene Jahr. Das soll es dann aber auch gewesen sein. Also Füße hoch und gute Unterhaltung – der Januar.

#YouTubeRewind – Disliked by design

Wie jedes Jahr hat YouTube seinen eigenen Jahresrückblick mit den erfolgreichsten Videos des Jahres gebastelt. Es scheint mittlerweile Usus zu sein, dass diese Videos mehr Dislikes als Daumen-hoch bekommen. So schlimm wie letztes Jahr wurde es nicht. Aber man sollte auch anmerken, dass die Macher die Videos mit Zahlen belegen und niemand unberechtigt vertreten ist. Dass man viele der Clips gar nicht mehr präsent hat, liegt wohl in der Natur der Sache. Das Jahr ist halt lang.

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#Yelp – Die Lizenz zum Schummeln

Wenn bei Yelp 76 Bewertungen hinterlassen werden, das Portal aber nur zwei davon berücksichtigt, wer würde da nicht sauer werden? Ein Fitnessstudio aus Sendling bei München wollte diese Behandlung nicht auf sich sitzen lassen und klagte. Das OLG München gab dem Studio auch nicht nur Recht, sondern sprach der Sportfirma eine Entschädigung zu. Das wollte wiederum Yelp nicht auf sich sitzen lassen und ging eine Instanz höher. Der BGH bestätigte dann überraschenderweise das Bewertungsportal und deren Praxis, Nutzerbeiträge via Algorithmus auf Konsistenz prüfen und filtern zu lassen.

Zum Mitschreiben: 74 Bewertungen zwischen vier und viereinhalb Sternen werden von dem Algorithmus als unglaubwürdig deklariert. Die restlichen zwei Bewertungen mit durchschnittlich zweieinhalb Sternchen waren dagegen unbedenklich. Na, was ein Glück, dass nicht der Algorithmus auf Glaubwürdigkeit geprüft wurde.

#DeleteFacebook – Luke ist sauer auf Mark

Der Mark, den wir als Luke kennen, rechnet mit dem Mark, den wir als Zuckerberg kennen, ab. Klartext: Mark Hamill, aka Luke Skywalker, hat von Facebooks Ignoranz in puncto politischer Werbung genug und löscht konsequenterweise seine Präsenz im Zuckerberg-Netzwerk. Wem das etwas schrullig vorkommt – nope, it isn’t. Der Real-Life-Luke ist in bester Gesellschaft prominenter Facebook-Exilanten: Elon Musk, Jim Carrey, Cher oder auch der kultige Apple-Mitgründer Steve Wozniak verabschiedeten sich bereits von Facebook. Die einen nach dem Cambridge-Analytica-Skandal, weitere nach dem Bekanntwerden der Einflussnahme Russlands im Wahlkampf.

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Im Falle Hamills haben wir es mit einer neuen Welle zu tun. Diese reagiert auf Facebooks Erklärung, politische Werbung nicht mehr auf Faktengehalt prüfen zu wollen. Wir hatten bereits im Oktober von Alexandria Ocasio-Cortez berichtet, die den Facebook CEO im Untersuchungsausschuss dazu grillte. Sacha Baron-Cohen (Borat, Ali G, Brüno, etc.) schlug im November in die gleiche Kerbe und rechnete mit Tech-Firmen ab. Von einer großen, neuen Welle, wie nach dem Cambridge-Analytica-Skandal, können wir allerdings nicht sprechen. Das liegt sicher auch daran, dass intime Kenner der Plattformen urteilen, der Einfluss des Netzwerks würde dadurch nicht geschmälert und man könne Facebook besser von Innen bekämpfen. Während Zuckerberg das alles recht egal sein wird, dürfte ihn eher nerven, dass Libra nicht wirklich aus den Puschen kommt. Na ja, mühsam ernährt sich die Weltherrschaft.

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#Datenschutz – Twittern ohne Rechtssicherheit

Stefan Brink ist Landesdatenschutzbeauftragter von Baden-Württemberg. Und er ist nicht mehr auf Twitter. Das jedenfalls hat er in zahlreichen Interviews zum Besten gegeben. Brink hält es für denkbar, dass Polizeibehörden und Regierungsstellen auch ihre Social-Media-Aktivitäten einstellen müssen. Die Bedenken gründen auf einer Entscheidung des EuGH, wonach nicht nur Facebook & Co., sondern auch Seitenbetreiber in den Netzwerken dafür mitverantwortlich sind, was mit Nutzerdaten geschieht. Treibt Facebook Schindluder mit diesen Daten, kann das Bundesverwaltungsgericht ein Unternehmen zur Schließung der Fanpage zwingen. Das ist diesmal nicht nur graue Theorie, sondern schon geschehen, wie das BVerwG in einer Pressemitteilung klarstellte.

Dass es jetzt aber zu reihenweisen Abschaltungen kommt, muss zunächst nicht erwartet werden. Einerseits muss jedes Mal die Rechtswidrigkeit der beanstandeten Datenverarbeitungsvorgänge durch ein Berufungsgericht geprüft werden. Andererseits willigt die Politik nicht ohne Weiteres ein, zumal die Erreichbarkeit der Bürger damit auf dem Spiel steht. Was Brink aber in Gang gebracht hat, ist eine Debatte zwischen Rechts- und Datenschutzexperten und politischen Behörden, wie ein rechtlich einwandfreier Umgang mit Social Media aussehen könnte. Da kommt also noch etwas.

#aleia – Heiße Schnecken

Wer gerade eine kleine Pause einlegen möchte und etwas Material zum Prokrastinieren braucht: Wir empfehlen einen kleinen Besuch auf @aleia. Aleia Murawski und Sam Copeland befüllen ihre Insta-Seite schon seit ein paar Jahren mit lustigen Dioramen, in welchen meistens Schnecken, manchmal auch Frösche, die Rolle der Menschen übernehmen. Dahinter steckt aber mehr: Die beiden haben mit ihren Miniatur-Artworks auch Videos für Independent-Bands und Sonderwerbung für Brands wie Nike, Coke oder Vogue produziert. Und damit wir noch etwas lernen: Saligarophobie ist übrigens die Angst vor Schnecken. Wir hoffen, dass ihr nicht daran leidet. Viel Spaß mit aleia.

#Datensammeln – Willkommen in der Verwertungsindustrie

Wer glaubt, dass wir durch DSGVO und andere Maßnahmen signifikante Fortschritte in Sachen Datenschutz und Persönlichkeitsrechte gemacht haben – Pustekuchen. Die norwegische Verbraucherschutzorganisation Norwegian Consumer Counsil hat mit der im Januar veröffentlichten Studie „Out of control“ gezeigt, dass gerade bei Apps immer noch ein reges Weiterreichen von individuellen Daten an Drittanbieter herrscht. Untersucht wurden 10 Apps. Gezählt wurden 135 Unternehmen, die von den dort gesammelten Daten profitieren. Darunter Angaben zur sexuellen Orientierung, politischen Einstellung, eingenommenen Medikamenten und Bewegungsprofile.

Die Norweger wollen nun Konsequenzen folgen lassen. Im Detail heißt das, zunächst muss eine nationale Behörde sich des Falls annehmen und dann muss das nochmal auf europäischer Ebene aufgerollt werden. Europäische Politik ist halt ein Tanker und kein Sportboot.

#Gaming – Schicke Zocker

Online-Gaming ist mittlerweile eines der größten Spielfelder der Digital Economy. Aktuellen Schätzungen nach, wird die Branche 2021 einen Umsatz von fast 200 Milliarden Dollar erreichen. Eigentlich sollte es nicht verwundern, dass sich da neue Business-Allianzen bilden. Ausgerechnet das französische Model-Label Louis Vuitton kooperiert jetzt mit dem Riot Games-Erfolg „League of Legends“. Avatare, die Vuitton-Skins tragen und eine Kollektion, die an der Spiel-Ästhetik angelehnt sein soll. So neu ist das nicht. Bereits 2016 ließ das französische Label Final-Fantasy-Charaktere für Outfits Modell stehen. Ende 2019 startete Adidas eine Linie für Fortnite Gamer-Star Ninja. Bei Gaming-Fans kommt das nur bedingt gut an, aber wir werden wohl in Zukunft öfter Fashion-Gaming-Crossovers sehen.

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#JeffBezos – Der hackende Prinz

Es gibt ein Update im Leaking-Skandal um Jeff Bezos‘ Smartphone. Wer noch nicht im Thema ist, hier die kurzmöglichste Fassung: Anfang 2019 veröffentlichte das Boulevard-Blatt National Enquirer pikante Geschichten aus dem Privatleben des Amazon-Gründers. Fraglich ist die Herkunft dieser Informationen, weil sie sogar Chat-Verläufe umfassten. Der Amazon-CEO setzte Ermittler an, das Datenleck zu finden. Der National Enquirer-CEO und Trump-Intimus David Pecker drohte daraufhin Bezos, Nacktbilder zu veröffentlichen, sollte dieser die Ermittlungen nicht einstellen. Auffälliges Detail: Bezos sollte auch erklären, dass die Erpressung keinen politischen Hintergrund habe, zumal er ja Eigentümer der Trump-kritischen Washington Post ist. Welche Rolle die WaPo da noch spielt – gleich mehr.

Mittlerweile hatte sich ein IT-Forensiker der Firma FTI Consulting Bezos‘ Smartphone näher angeschaut. Seine Expertise ergab, dass ein Video, welches der Amazon-Boss via WhatsApp von Saudi Arabiens Kronprinzen Mohammed bin Salman geschickt bekam, eine Spyware enthalten habe, die dann die pikanten Details von seinem Smartphone abfließen ließ. Bezos traf etwa ein halbes Jahr vor den Veröffentlichung den Kronprinz und pflegte einen intensiven WhatsApp-Austausch mit ihm. Im Januar 2020 schaltete sich die UN mit einem Bericht ein, welcher die Version des IT-Forensikers für mehr als plausibel hält.

Warum der Skandal die UNO interessiert? Ein Ausschuss der Vereinten Nationen ermittelt im Fall Jamal Khashoggi. Zur Erinnerung: Kashoggi publizierte in der Washington Post kurz vor dem Treffen Bezos mit dem saudischen Prinzen, eine Recherche über Meinungsfreiheit in Saudi Arabien und wurde kurze Zeit später in der saudischen Botschaft in Istanbul brutal ermordet. So schließt sich der Kreis. Auf die nächste Episode werden wir noch bis Juni warten müssen. Dann beabsichtigt die UNO einen ausführlichen Bericht zu veröffentlichen. Und wenn ihr zufällig den saudischen Kronprinzen unter euren WhatsApp-Kontakten habt: Löscht ihn.

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#DollyPartonChallenge – Ein Meme für alle Fälle

Das Meme ist erst knapp zwei Wochen alt und hat jetzt schon das Zeug, zum Meme des Jahres zu werden. Der Start war schnell gemacht, als die üblichen Verdächtigen wie Ellen DeGeneres oder James Corden das Parton-Posting nachmachten. Es folgte eine Flut von Promis und Privaten, die gleichzogen. Wie sich zeigte, wussten auch Brands, Behörden, touristische Attraktionen und sogar der Mars-Rover das Meme für sich zu nutzen. Als hätten alle auf so eine Challenge gewartet.

Wer die Anatomie des Memes verstehen will: Die Idee, Netzwerken Charaktereigenschaften zuzuschreiben, ist nicht nur offensichtlich, sondern auch nicht so neu. Was vermutlich diesmal zum Erfolg geführt hat, ist nicht die Prominenz von Dolly Parton, sondern das richtige Maß an Einfachheit, also ein klares Konzept und leichte Kopierbarkeit.

Diese Version von Michelle Lee aus dem Jahre 2017 (rechts) lief zwar mit knapp 200k Likes gut, lieferte aber keine Anschlussmöglichkeit zum Nachmachen. So, Hausaufgabe: Jeder sucht sich eine bereits bestehende Idee im Netz und reduziert sie, bis wir ein anschlussfähiges Meme haben. 😉

 

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Get you a woman who can do it all 😉

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#ClearView – Das Ende der Privatsphäre?

Das Start-Up Clear View hat im Grunde keine innovative Entwicklungsarbeit geleistet, sondern nur bestehende Technologien kombiniert: Lädt man ein Bild in die Gesichterkennungs-App, erstellt die Anwendung ein mathematisches Model und gleicht die Daten mit einer schier unendlich großen Datenbank ab. Dabei hat das Start-Up seine riesige Datenbank lediglich aus öffentlich zugänglichen Bildern, welche in sozialen Netzwerken zu finden waren, aufgebaut.

Die New York Times hat diese vorher recht unbekannte App im Januar thematisiert und warnte schon vor dem Ende der Privatsphäre, wie wir sie kennen. Bisher wird die App nur von Polizeibehörden für Ermittlungen eingesetzt wird. Man muss einwenden, dass die Fehlerrate für Gesichtserkennungssoftware immer noch sehr hoch ist. Das alles heißt folglich: Wird etwas wie Clear View für polizeiliche Ermittlungen eingesetzt, ist die wahllose Beschuldigung Unschuldiger vorprogrammiert. Gibt man diese Software Stalkern und Schnüfflern an die Hand, verlieren wir wirklich jegliche Privatsphäre.

Das Start-Up plant nun, die App für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und dann wäre die Befürchtung der New York Times nicht mehr so dramatisch, sondern sehr düster, aber realistisch.

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#Pornhub – Stöhnen mit Untertiteln

Eigentlich ist ja schon die Überschrift lustig genug: Gehörloser verklagt Pornhub, weil die nicht genug Untertitel liefern. Ok, wenn es ihm um die guten Dialoge geht. Aber so originell ist die Meldung gar nicht. Der klagende Yaroslav Suris hat bereits zuvor etliche Portale wegen fehlender Untertitel versucht zu belangen. 2002 wurde Suris selbst wegen Urheberrechtsverstößen zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er hatte versucht Raubkopien von Software über dem Preis der Originale zu verkaufen.

#2019 – Sanfter Schnitt

So ganz wollen wir das alte Jahr doch noch nicht gehen lassen. Und was ist besser, als das alte Jahr mit einem Lächeln in guter Erinnerung zu behalten. Womit geht das besser als mit echten, privaten Viral-Clips. Nochmal acht Minuten gute Erinnerungen an 2019 – dann ist aber auch wirklich Schluss. Versprochen. 😉

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Artikelbild: Mika Baumeister / Unsplash Lizenz

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