Herzlich Willkommen zur Februar-Rückblende. Diesmal klären wir, was die Kühe auf Instagram machen, wieso die Smartphones auf dem Bollerwagen liegen und warum Besen immer senkrecht stehen können. Und damit nicht genug. Aber schaut selbst. Also Füße hoch und gute Unterhaltung – der Februar.

#2020 – And the winner is…

Am 3. November 2020 wählen die US-Amerikaner ihren nächsten Oberhäuptling ins Weiße Haus. Wer für die Demokraten antritt, ist natürlich noch nicht raus. Aber wir können jetzt schon sagen, dass Facebook einer der größten Nutznießer der diesjährigen Wahlkampfsaison werden wird. Noch vor der Entscheidung, sich auch wirklich einer Vorkandidatur zu stellen, investierte New Yorks ehemaliger Bürgermeister Mike Bloomberg 64 Mio. Dollar in digitale Werbung. Dass ein Großteil dieser Summe bei Zuckerbergs gelandet ist, bedarf keiner Denk-Akrobatik. Facebook ist die einzige Social-Media-Plattform, die keine Einschränkungen geltend machen wird. Selbst Google behaupten, die Zügel angezogen zu haben. Das wird ein lukratives Jahr.

#GoogleMaps – Der Stau auf dem Bollerwagen

Dank Simon Weckert wissen wir nun: Digitale Intelligenz ist sehr begrenzt. Der Berliner Künstler zog 99 Smartphones auf einem Bollerwagen durch die Straßen der Hauptstadt. Google Maps interpretierte diesen Akt als Stau. Alle lachen, toller „Hack“, aber wo kommt da die Kunst ins Spiel? Der Künstler erklärt, dass er damit den Einfluss digitaler Dienste auf die Realität zeigen wollte. Die Zahl der Smartphones spiele auf die Occupy-Bewegung und die sprichwörtlichen 99 Prozent gegen die ökonomische und politische Macht an. Wer das nachvollziehen kann – gut. Weniger Verkopfung einer originellen Aktion hätte dem Künstler vielleicht auch ganz gut getan.

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#TikTok – Begleitetes Surfen

Die chinesische Video-App ist unter den Jüngsten aktuell immer noch einer der beliebtesten Anlaufpunkte auf dem Smartphone. So beliebt, dass viele Kinder mehrere Stunden am Tag mit der Clip-Anwendung verbringen. Die Macher führen jetzt einen „begleiteten Modus“ ein. Eltern können hier ein bestimmtes Kontingent von 40, 60, 90 oder 120 Minuten festlegen. Ist dieses aufgebraucht, kann die App nur mit Freigabe durch die Eltern weiter genutzt werden. Vielleicht sollte es so etwas auch für die Smartphone-Nutzung mancher Eltern selbst geben.

#Digitalpakt – Ungewolltes Geld

Mit dem sogenannten Digitalpakt wollte der Bund die Schulen in Deutschland technologisch in die Gegenwart führen. Sage und schreibe 5 Mrd. Euro sollen für die IT-Förderung und neue Computer in Deutschlands Schulen sorgen. Aber irgendwie scheint niemand das Geld zu wollen.

Seit Mitte 2019 liegen die Gelder bereit, aber es sind bisher gerade einmal 20 Mio. abgerufen worden. Manche Bundesländer haben überhaupt noch keine Vorhaben bewilligt. Die Kritik arbeitet sich zur Zeit noch hauptsächlich an den trödelnden Verwaltungen ab. Aber auch bewilligte Gelder können einfachere Probleme nicht lösen (s.Video). So wird das nichts mit dem Exodus aus dem #Neuland.

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#Amazon – Fakes und Sterne

Ohne großes Aufsehen hat Amazon ein neues Bewertungssystem eingeführt, welches die Fake-Kritiken bekämpfen soll. Nachdem, was man bisher weiß, besteht dieses System aus der Idee, eine Sternebewertung auch ohne Kommentar abzugeben. Die Kauf-Verifizierung könne man aber trotzdem noch umgehen. Mal ehrlich, wer interessiert sich denn für die Sternebewertung, wenn kein Kommentar das Urteil erklärt? Warum diese „Neuerung“ von Amazon nicht verkündigt wurde, können wir gut verstehen.

#BroomChallenge – Houston, wir haben ein Meme!

Anfang Februar verbreitete sich das Gerücht, die NASA hätte erklärt, dass die Bedingungen der Gravitation es am 10. Februar möglich machten, einen Besen aufrecht auf seinen Borsten stehen zu lassen. Unter #BroomChallenge machten sich die Netzlinge natürlich schon vorher auf, dies zu testen. Die NASA widersprach nicht. Zumindest nicht bis zum 11. Februar, um zu erklären: Alles Quatsch, das funktioniert an allen 365 Tagen.


Das wirklich Interessante daran ist, dass dieses Gerücht ein sehr alter Bekannter der Netz-Mythen ist. Behauptung: Dank der Aufreihung der Planeten (Equinox) könnten Eier und Besen aufrecht stehen. Seit 1999 erklären Snopes dieses „Equinox“-Phänomen für Blödsinn. Zuletzt machte das Gerücht 2012 die Runde, wie der CNN-Clip dokumentiert. Egal, offensichtlich kann man jeder neuen Generation die alten Memes und Mythen als frisch servieren. Uns ist es recht.

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#Filterblase – Vielfalt vs. Selbstbefruchtung

Den Sozialen Medien geht der Ruf voraus, Filterblasen und Echokammern zu schaffen. Ein fruchtbarer Boden für Fake-News und für Menschen, die ihr festgefahrenes Weltbild bestätigt wissen möchten. Stimmt nicht, behauptet nun eine Studie der Uni Mainz. Die Wissenschaftler erklären, dass ungleich dem Nachrichtenkonsum via TV, Radio oder Printmedien hier das Prinzip der zufälligen Rezeption gelte. Das bedeutet, hier ist die Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches höher, neue Weltsichten zu entdecken und eine höhere Diversität an Nachrichtenquellen zu konsumieren.

Obwohl der Untersuchungsapparat natürlich wasserdicht ist, sagt die soziologische Erfahrung, dass dieser Beobachtung die realistische Bewertung fehlt. Nur weil eine bestimmte Meinungsgruppe andere Weltsichten erfährt, öffnet sie sich nicht automatisch für neue Argumente. Das räumt die Studie dann am Ende in einem kurzen Satz auch ein. Also eine weitere Untersuchung, die bestätigt: Wasser ist nass und Schnee ist kalt.

#SkullBreakerChallenge – Trend oder nicht Trend?

Wenn man erst durch Warnungen vor einer Challenge erfährt, stellt sich die berechtigte Frage, ob diese Challenge überhaupt viral ist. So verhält es sich mit der sogenannten Skull-Breaker-Challenge: Drei Personen, die Mittlere springt hoch, sind die Füße in der Luft, treten die anderen beiden die Beine weg, und es folgt eine unsanfte Landung. Die Horrormeldungen erzählen von schweren Verletzungen, bis hin zu Gehirnerschütterungen und Wirbelschäden. Kliniken und sogar Politiker warnen vor diesem Trend.

Wie schon angedeutet, stellt sich jedoch die Frage, ob diese Challenge überhaupt so verbreitet ist. Mimikama hegen da erhebliche Zweifel und behaupteten, lediglich sechs Videos gefunden zu haben. Wir haben auch einmal geschaut und erheblich mehr als sechs Videos gefunden. Aber von einer Flut oder einem echten Trend können auch wir nicht sprechen. Halten wir also fest: Die SBC ist weniger „Challenge“ als eher ein Idioten-Test. Und irgendwie können wir nicht glauben, dass es so wenige Idioten geben soll.

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#Facebook – Zuckerbergs Putztruppe

Im Februar meldete Facebooks Putztruppe mal wieder Erfolge. Trotz aller Kritik entfernt das Netzwerk regelmäßig Fake-Accounts und gesamte Netzwerke, welche die Plattform für Falschmeldungen missbrauchen. In der aktuellen Episode wurden drei Netzwerke mit mehreren hundert Accounts gesperrt: Ein Russisches, welches Falschmeldungen zur Ukraine verbreitete; ein Iranisches, welches sich gegen die USA richtete; und ein Netzwerk aus Myanmar und Vietnam, welches in Myanmar für Unruhe sorgen sollte.

Dass die Münchhausen-Clicker aus der US-amerikanischen Heimat keine Einschränkung zu befürchten haben, dürfte offensichtlich sein. Und so werden die Alt-Right und die Trumpster um Bannon & Co. weiterhin erzählen können, dass Obama ein islamistisch-kommunistischer Satanist sei, der mit Hillary Clinton kleine Babys fresse.

#Influencer – Blechporn und Kuhtube

Landwirte entdecken Social Media: In den letzten Jahren zieht immer häufiger eine frische Brise Landluft durchs SocialWeb. Manche setzen voll auf „Blechporn“ und bedienen die Faszination Landmaschinen. Die Meisten versuchen aber eine klare Botschaft zu transportieren: Landwirtschaft ist nicht langweilig, sondern cool. Mit Deichdeern, my Kuhtube und Skadysfarmlife hat das Verbandsmedium Agrarheute kürzlich die drei top Bauern-Influencer gekürt. Das Programm umfasst dabei nicht nur lustige Bilder vom Hof. Julia Nissen, aka Deichdeern, betreibt auch noch einen Blog mit Themen vom Hof, die auch den Verbraucher interessiert und moderne Landwirte promotet. Skadys Farmlife betreibt nebenbei noch einen Spreadshirt-Shop, wo die Macherin Skady die Brand Dorfkind zementieren möchte.

Kein Wunder, dass sich langsam auch Dienstleister wie Resi Agentur etablieren. Das Werbehaus hat sich auf Landwirte und Direktvermarkter spezialisiert. Und dabei sind sie offensichtlich gut mit dem besagten Verbandsmedium, dem regionalen Tourismusverband und dem Landesamt für Forst und Landwirtschaft vernetzt. Bauern im SocialWeb? Läuft!

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#Fake – Sitzgruppe auf Bali

Die Influencerin Natalia Taylor ist seit Kurzem die heißeste Anwärterin auf den Titel der dreistesten Schleichwerbung. Was hat sie getan? Die Gute hat einen kompletten Urlaub auf Bali gefaket. Statt auf der indonesischen Insel war sie nur bei IKEA und alle haben die geschummelten Bilder auf Instagram geglaubt. Über ihren Fake macht die Dame auch noch ein Video und lässt sich feiern. Weder bei dem Clip, noch bei einem der genutzten Insta-Posts ist ein Hashtag zu sehen, der das Ganze als Werbung kennzeichnet. Denn nichts anderes ist der ganze Stunt: Eine dicke Ladung Schleichwerbung.

Gute Gelegenheit, mal nachzuschauen, ob sich außerhalb Deutschlands etwas geändert hat. In England gilt eine Selbstregulation der Werbebranche, genannt Advertising Standards Authority (ADA). Und in den USA hat die FTC den regulierenden Blick auf die Einhaltung der Wettbewerbsstandards. Surprise, surprise – auch im angelsächsischen Raum ist ein #Ad das absolute Minimum für werbliche Posts. Na, dann doch lieber Kühe und Trekker.

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#YouTube – 15 Jahre Viralität

Glückwunsch, Youtube wurde im Februar 15 Lenze jung. Eineinhalb Dekaden Viralität. Die Spitzenplätze der meist gesehenen Videos sind fast durchweg von Musik-Clips besetzt. Damit wissen wir auch, wieso keiner mehr MTV braucht. Lassen wir die 15 Jahre noch mal Revue passieren und schauen, welche alten Bekannten wir da treffen.

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Artikelbild: Martin Sanchez / unsplash

Monatsrückblick

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