David Bowie verlor am 10. Januar 2016 den Kampf gegen den Krebs. Für viele war er das prominenteste Chamäleon der Musikwelt: Weil er sich selbst immer wieder neu erfand und weil er neue Impulse visionär und ohne Berührungsängste aufgriff. Das galt nicht nur für seine Musik, sondern auch für sein technologisches Verständnis: 1994 ließ er Fans mit der interaktiven Jump CD-ROM spielen, 1996 war er der erste Künstler, der einen Song als Download anbot, und 1998 gründete er seinen eigenen Internetdienst BowieNet. David Bowie, der Internet-Pionier.
BowieNet
Am 1. September 1998 verkündete David Bowie den Start seines eigenen Interntdienstes (ISP) BowieNet. Laut dem Guinness World Record war sein Dienst der „First artist-created internet service provider“, der erste von einem Künstler gegründete Internetdienst: Für $19.95 pro Monat bekam jeder Subscriber seine Email-Adresse unter @davidbowie.com, 5MB Webspace für eine eigene Seite, exklusives Audio- und Videomaterial des Künstlers, Chat-Rooms, Shareware und Multiplayer Gaming. Wer bereits einen anderen Provider nutzte und auf BowieNet verzichten wollte, konnte für $5.95 exklusiven Zugang zu www.davidbowie.com bekommen.
Jump They Say
Apropos Chat: Seine ersten digitalen Spuren reichen ins Jahr 1994 zurück, als Bowie für Hollywood Online zu seinem ersten öffentlichen Chat mit Fans antrat. Damals gab er zu, dass er selber noch keinen Internetzugang hat und deshalb den seines Freundes und Produzenten Brian Eno nutzt – jener Eno, der einst die Start-Musik für Microsofts Windows 95 produzierte. In dem Chat ging es unter anderem auch um seine CD-ROM-Projekte, wie beispielsweise Jump: Mit dem Silberling konnten Fans ihr eigenes Video des Songs Jump they say basteln und ihre eigene Version des Songs mixen.
Telling Lies
Aber Bowie war nicht nur der erste Künstler, der einen eigenen Providerdienst gründete und sich früh in die digitale Kommunikation einklinkte. Er war auch der erste große Künstler, der seine Musik online verkaufte: Die Single Telling Lies wurde 1996, noch vor der CD, online veröffentlicht. Laut BMG konnten 300.000 Downloads/Käufe verzeichnet werden. Wieviel ein Download damals kostete, wissen wir leider nicht.
Da wirtschaftliche Erfolge eher überschaubar blieben, endete BowieNet im Jahr 2006. Eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens hätte höherer Investitionen in die Technologie des Dienstes bedurft – darauf lag wohl nicht der Fokus. Nichtsdestotrotz bleibt unterm Strich: David Bowie hat das Internet, die Bedeutung von Communities und die Chancen für die Musikbranche erkannt und verstanden – lange vor Napster, Ebay, Amazon, iTunes und Taylor Swift.