Es ist Krieg. Das werden wir in unserer bunten Rückschau nicht vergessen. Vielleicht tun aber ein paar Minuten Zerstreuung aus der digitalen Welt gerade auch ganz gut: Wie das Spiel Wordle Leben retten konnte, wieso nackte Brüste in der Werbung ein gutes Zeichen sein können oder auch, wie eine Formalität die Ultrakonservativen triggern kann. Viel Vergnügen in diesen düsteren Zeiten – der Februar.

#NetzDG – Muster ohne Wert?

Mitte 2020 wurde eine Neuregelung im Netzwerkdurchsetzungsgesetz verabschiedet. Danach müssen Betreiber von Plattformen aktiv justiziable Verstöße an das BKA melden. Die Umsetzung gilt ab dem 1. Februar 2022 – also ab jetzt. Wer nun die Rache des Gerechten erhofft, wird enttäuscht. Google/YouTube, Facebook, Twitter und TikTok haben bereits gegen das Gesetz Klage eingereicht und müssen sich zunächst nicht an die neue Regelung halten. Wie zynisch.

#Wordle – Kleines Spiel, große Summe

Da dachten wir alle anfangs noch, wie schade, einen Erfolg wie das kleine Spiel Wordle frei und unmonetarisiert zu machen. Und siehe da: Die New York Times bot dem Macher Josh Wardle eine Million Dollar und der nimmt dankend an. Und kostenlos soll es vorerst auch noch bleiben.

Wordle sorgte auch noch für andere erfreuliche Nachrichten: Eine 80-jährige Dame aus Chicago wurde viele Stunden von einem verwirrten Einbrecher gefangen gehalten. Ihre Tochter aus Seattle vermisste das tägliche Wordle-Spiel ihrer Mutter. Die Angehörigen alarmierten die Polizei und die befreite später die Dame. Die ganze Geschichte hier:

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#Meta – Wir gehen! Nee, wir bleiben!

Meta droht. Facebook und Instagram abzuschalten – so hieß es zumindest in einer Meldung im Februar. Gemeint war, dass Zuckerberg im Jahresbericht wirklich ankündigte, Meta-Dienste aus Europa abzuziehen, könne man nicht die europäischen Daten auf US-Servern verarbeiten. Nun wäre das nicht das erste Mal, dass Facebook mit einem Abzug droht. Alles Quatsch, sagt Markus Reinisch, Vizepräsident Public Policy bei Meta. Das hätte nie irgendwer behauptet. Wir wollen ja nicht kleinkariert sein. Deshalb zitieren wir mal direkt aus dem Bericht (hier) – Seite 9, zweiter Absatz:

If a new transatlantic datatransfer framework is not adopted and we are unable to continue to rely on SCCs or rely upon other alternative means of data transfers from Europe to the UnitedStates, we will likely be unable to offer a number of our most significant products and services, including Facebook and Instagram, in Europe, which would materially and adversely affect our business, financial condition, and results of operations.

#Hatespeech – Return to Sender

Die ehemalige grüne Verbraucherschutzministerin Renate Künast kämpft nicht nur gegen menschenverachtende Hasskommentare. Leider musste sie auch gegen Berliner Richter kämpfen, welche Hasskommentare zunächst als einwandfrei einschätzten, später aber die eigene Entscheidung wieder zurücknahmen. Trotzdem wurden nur 12 von 22 Kommentaren als beleidigend anerkannt.

Künast gab nicht auf und ging weiter. Das Verfassungsgericht kassierte jetzt das Urteil der Berliner Richter. Die müssen nun unter Berücksichtigung des Karlsruher Urteils die restlichen Kommentare nochmal einer Revision unterziehen. Es ist nur traurig, dass ein Sieg gegen ein Landgericht letztlich ein Sieg gegen Hatespeech bedeutet.

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#OwlKitty – Cat Content Champ

Katzen-Content schön und gut. Aber was der Stubentiger Lizzy, Künstlername OwlKitty, macht, ist episch. Oder eher, was mit Lizzy gemacht wird: Olivia Boone und Tibo Charroppin sind die Katzeneltern und Macher des OwlKitty-Projekts. Gerade Charroppin ist als Filmemacher und Video-Editor die treibende Kraft. Mittlerweile scheint es auch einen Merch-Shop für die Fell-Schönheit zu geben und wir wünschen uns, dass das so erfolgreich ist, wie es aussieht.

Vor allem empfehlen wir aber den OwlKitty-Kanal (hier) für viele weitere lustige Clips mit Lizzy. Und mindestens genauso interessant ist es zu sehen, wie die Clips gemacht werden. Großer Applaus.

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#TECHBIZ – Börsendämmerung?

Vielleicht hat es nicht jeder mitbekommen: Das Börsenjahr fing nicht gut an für die Tech-Branche. Große Namen stürzten reihenweise ab und es wurde selbst der böse Geist der Dotcom-Blase wieder rausgeholt. Aber man muss deutlich relativieren: Amazon, Microsoft oder Apple geht es so gut wie nie. Die Protagonisten des Trends hießen Netflix, Paypal und Zuckerbergs Meta.

Analysten sehen viele unterschiedliche systemische wie temporäre Gründe für die Entwicklung. Sicher ist auf jeden Fall, dass Börsianer auch mal Perspektiven brauchen: Netflix hat lange Zeit nur Verluste gemacht und erst letztes Jahr viele Kunden verloren. Und Zuckerbergs Innovationskraft beschränkte sich schon immer auf das Klauen von guten Ideen anderer. Sein Metaverse wird viele Versäumnisse aus anderen Geschäftszweigen auffangen – wenn das überhaupt möglich ist. Kein Abgesang, aber es bleibt spannend.

Talfahrt am Zuckerberg: Meta stürzt ab. Quelle: Google Finance

#Adidas 25 Brüste und noch mehr Meinungen

Nackte Effekthascherei oder ein echtes Zeichen gegen falsche Körperideale? Die Kampagne für Adidas neue Sport BHs spaltet das Netz – mit buchstäblich nackten Tatsachen. Statt weltfremder Designerbrüste fährt das Sport-Brand 25 Paare (eigentlich 64) normaler Oberweiten auf: Groß, klein, alt, jung, symmetrisch, asymmetrisch, usw. – wie die Natur nun mal so ist.

Wer Lust hat, darf sich mit seiner eigenen Meinung noch an dieser Debatte beteiligen. Was wir allerdings respektabel fanden: Schaut man auf die Produktseiten von Adidas Web-Shop, finden wir ebenfalls nicht nur gephotoshopte Designerkörper, sondern die unterschiedlichsten Körperformern – wie echte Frauen in der echten Welt eben sind. Von daher muss man den Herzogenaurachern zugestehen, diese Policy ernst zu meinen. Gutes Zeichen.

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#Apple – Der geschwängerte Shitstorm

Rechte und Konservative sind ja so leicht zu triggern. Im Februar gab es für Apple einen Shitstorm von rechts für das Emoji eines schwangeren Mannes, das mit dem Update zu iOS 15.4 Beta zur Verfügung steht. Falls Sie auch mit dieser Debatte konfrontiert werden: Zum Glück gibt’s uns! Wir erklären das mal kurz.

Zunächst ist das keine neue Debatte, sondern nur durch das Update hochgespült worden. Das Thema stammt aus dem Jahr 2020 und es handelt sich nicht wirklich um die gewollte Abbildung eines Mannes. Die Versionen „schwangerer Mann“ und „schwangere Person“ sind die Ergebnisse eines formellen Prozesses. Das auswählende Unicode Emoji Subcommittee (ESC) erklärt dazu, dass diese Entscheidung aus geschlechterinkludierenden Gründen fiel, weil sonst keine non-binäre Version möglich gewesen wäre. Einfacher ausgedrückt: Es ist die Emoji-Form der Abkürzung (m/w/d).

Das Emoji der schwangeren Frau gab es übrigens seit 2016 – eigentlich recht spät. In der Praxis werden die schwangeren Herren allerdings eher als Symbol für Vollgefressen (food baby) gebraucht. Also, wenn irgendwer wieder schlau lästern will – jetzt wissen Sie es besser.

#Lauschangriff – Der Schnüffel-Test

Wir kennen das alle: Gestern noch am Küchentisch über Höhlenwanderungen im Erzgebirge gesprochen, schwupps, haben wir auf einmal Werbung für Höhlenwanderungen im Erzgebirge in unseren Social-Kanälen. Es gibt sehr kreative Erklärungsversuche, wieso Smartphones uns angeblich nicht belauschen, sondern alles nur Zufall sei. Eine junge Redaktion des BR hat den Praxistext gemacht. Und das Ergebnis überrascht irgendwie dann doch nicht. Mit heißen Empfehlungsgrüßen:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.br.de zu laden.

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#My2022 – Eine App, sie zu knechten…

Im Februar fand sich die wintersportliche Weltgemeinschaft in China zwecks Olympischer Spiele ein. Mit 27 Medaillen auf Platz zwei gelandet – damit kann die deutsche Delegation zufrieden sein. Womit niemand zufrieden sein konnte: Jeder Teilnehmer wurde gezwungen, sich die App My2022 aufs Smartphone zu laden. Eigentlich gehe es nur um die Corona-Kontaktverfolgung. Allerdings bietet die App auch das Framework für Zensurmöglichkeiten. Sonderlich sicher ist das Wunderwerk auch nicht programmiert. Da denkt sich vermutlich der Chinesische Geheimdienst auch: Dabei sein ist alles.

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#Krieg – Selbstverteidigung gegen Propaganda

Und zum Abschluss diesmal nicht der obligatorische versöhnliche Teil, sondern etwas Konstruktives zum Kriegsgeschehen. Und das ist leider nötig. Social Media ist nicht erst seit gestern ein wichtiger Transporter für propagandistische Falschmeldungen. Und da Kriege nun mal emotional triggern, sind diese Falschmeldungen sehr wirkungsvoll.

Wir möchten mithelfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Daher verlinken wir hier verschiedene Seiten, die Fakten-Checks betreiben. Auch diese Seiten können nicht alles abdecken, aber sie können dabei helfen, eine gewisse Sensibilität zu entwickeln.

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Artikelbild: Volodymyr Hryshchenko / unsplash-Lizenz

 

Monatsrückblick Netzwelt

One reply to “25 Brüste und der schwangere Mann – Monatsrückblick Februar”

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