Horrido und herzlich Willkommen in der unterhaltsamen Safe-Zone des Internets. Diesmal streifen wir wirklich durch einen sehr bunten Garten des Social-Webs: Steuertipps für Influencer, Kuscheln auf TikTok, Rechtliches zu Handyvideos oder wieso schon wieder ein YouTube-Rekord aus Südkorea kommt. Wir versprechen interessante, nützliche und unterhaltsame Informationen. Also wie immer, noch mal Kaffee holen und Füße hoch – Bitte schön, der August.
#Influencer – Schönen Gruß vom Finanzamt
Scheinbar ist Influencern nicht bewusst, wofür sie so alles Steuern zahlen müssen. Das lesen wir zumindest aus dem Titel des 9-seitigen Leitfaden, mit dem das Finanzministerium weiterhelfen will. Und wir finden den Titel irgendwie sehr humorvoll gewählt: „Ich bin Influencer. Muss ich Steuern zahlen?“. Soll noch einer sagen, Beamte würden keinen Spaß verstehen.
#TwitterHack – Früh übt sich
Wir erinnern uns, letzten Monat machte ein massiver Twitter-Hack von sich reden. Massiv, weil unter den Opfern so namhafte Vogelhäuschen wie Barack Obama, Elon Musk, Apple oder auch Bill Gates waren. Der Gegenstand des Hacks: Eher ein unkreativer Scamming-Versuch, Geld via Bitcoins zu sammeln.
Der Drahtzieher und Haupttäter, der bereits in Haft sitzt, ist der 17-jährige Graham Ivan Clark. Und der ist die Erwähnung in unserem Monatsrückblick durchaus wert: Bereits mit 10 Jahren ein bekannter Betrüger in Minecraft, mit 15 einem Online-Hacker-Forum beigetreten und mit 16 in einen Bitcoin-Raub in Höhe von 856.000 Dollar verwickelt. Dazu auch noch recht offen, arrogant und gerne mit Luxusartikeln protzend. Wenig verwunderlich: Bei einer Verurteilung erwartet ihn eine Haftstrafe. Oder ein dicker Vertrag als Sicherheitsberater.
Anscheinend hat dieses kriminelle Früchtchen jedoch einige sehr aktive Fans. Die erste öffentliche Anhörung des Hackers wurde von Trollen sabotiert. Wie das? Die Anhörung wurde per Zoom abgehalten und die Trolle gaben sich als Journalisten von CNN oder der BBC aus. Die störten die Veranstaltung dann durch rassistische Beleidigungen, laute Musik oder sogar Pornovideos. Der Richter brach die Anhörung ab und setzte einen neuen Termin unter höheren Sicherheitsvorkehrungen an.
#TikTok – Schuss in den eigenen Fuß?
Kleine Wasserstandsmeldung von der Verbotsfront gegen TikTok. Nachdem der sogenannte Führer der freien Welt TikTok per Dekret verbieten wollte, haben die Chinesen jetzt gleichgezogen und in Kalifornien Klage gegen das Handelsministerium und das präsidentiale App-Verbot eingereicht.
Der Fall ist aber sehr viel komplizierter, als es scheint: Trumps Dekret bezieht seine Legitimationen aus einem Gesetz, welches bisher nur gegen Terroristen und Drogenbarone bemüht werden musste. Da TikTok nicht in diese Kategorie fällt, steht dieser Erlass auf sehr tönernen Füßen. Würde ein Gericht gegen den POTUS entscheiden, schmälert dies zurecht die Befugnisse des Präsidenten. Also entweder hat er sich damit selbst in den Fuß geschossen oder zwingt ein Gericht dazu, die Verfassung aus Eitelkeit zu verbiegen. Toller Präsident.
#QAnon – Kammerjäger gegen Echsenmenschen
Wer kennt ihn nicht, QAnon, der imaginäre Superheld aus dem diabolischen Schlund des Deep-States. Facebook hat jetzt einfach mal 900 Gruppen, die dem Helden im Kampf gegen die weltverschworenen Echsenmenschen zugeordnet werden, den Stecker gezogen. Klingt nach Erfolg, war aber wahrscheinlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Da wir immer noch ziemlich oft gefragt werden, wer oder was QAnon ist, bieten wir hier mal ein viertelstündiges Erklärdokument des Schreckens an und verweisen auf den informativen Wiki-Eintrag. Es lädt zum Lachen ein – ist aber leider nicht witzig.
#CablePorn – Innerer Frieden
Nach so viel Irrwitz müssen wir jetzt alle erstmal wieder runterkommen. Dazu empfehlen wir einen Besuch im Vogelhaus von @cableporn_ oder beim Instahashtag #cableporn, mit über 23.000 Einträgen. Nein, keine echte Pornografie. Der Anblick von virtuos geordneten Kabeln hat für viele schlicht einen sehr beruhigenden Effekt. Und? Wirkt’s schon?
#Telegram – Kuckuck, kuckuck, ruft’s aus dem Knast
Wer etwas Illegales braucht, Drogen, Waffen, geklaute Streaming-Accounts oder MPU-Gutachten, der muss schon lange nicht mehr ins Darknet gehen. Telegram hat sich ja schon seit einiger Zeit als Bienenstock für alubehütete Freunde von Attila & Xavier etabliert. Wie allerdings immer häufiger gemeldet wird, etablieren sich auf Telegram auch immer mehr Shops, die mit illegalem Gut handeln.
Drogen und Waffen? Kindergarten! Gefälschte Papiere oder rezeptpflichtige Medikamente, für die sich definitiv ein korrupter Beamter oder Medikamentengroßhändler strafbar gemacht haben muss. Der Rest des Handelsportfolios: Anonyme SIM-Karten, gestohlene Passwörter für empfindliche Zwecke oder alles andere, wofür es normalerweise zwischen zwei Jahren und X, sowohl mit als auch ohne Bewährung gibt.
Der Schwarzmarkt kann sich bequem ausweiten, denn: Telegram löscht nichts. Auch wenn man justiziable Verstöße meldet, wird nur in einem Bruchteil der Fälle gelöscht. Die Polizei behauptet, sie wüsste Bescheid und beobachte kriminelle Handlungen. Irgendwie beruhigt uns das nicht wirklich. 🤐
#Scam – XXXOXOOOOXOXXO…
Ja, wer auf Clickbait-Links klickt, ist selber schuld. Aber da es gefährlich ausgehen kann, diese kurze Warnung. Auf Facebook tauchen mal wieder offensichtliche Clickbait-Links in den Kommentarspalten auf. Wer draufklickt, kommt auf eine offiziell aussehende Verifizierungsseite. Und wer dann noch „weiter“ klickt, hat nichts mehr zu lachen. Die Scammer haben dann Zugang zu allen privaten Daten, Fotos und Videos, zum Messenger und allen Kontakten, und Berechtigung auf allen zu verwaltenden Seiten. Wenn man auch noch ein Instagram-Profil hat, ist es auch darum geschehen. Also, nochmal in einem ruhigen Ton: FINGER WEG – NICHT KLICKEN!!!1!11
#KPop – Die ersten 24 Stunden
YouTube-Videos können mehrere Benchmarks überspringen. Eine davon ist die der meisten Views in den ersten 24 Stunden. Diese wurde gerade von der südkoreanischen Boy-Band BTS mit Dynamite geknackt. Zuvor hielt die ebenfalls südkoreanische Girl-Group Blackpink diesen Rekord. Und davor wiederum die Burschen von BTS. Wenn wir jetzt noch dran denken, dass der Südkoreaner PSY mit seinem Gnam Gnam Style mehrere YouTube-Rekorde innehält – Südkorea kann offensichtlich YouTube.
So, und wie klingt das jetzt, worum so viel Wind gemacht wird? Hm, klingt danach, dass es dem gefällt, wem es halt gefällt. Aber es sieht aus, als wäre alles in einem Instagram-Museum gefilmt worden. Wir sehen da eine Taktik. 🤭
#Sharing – Liebesentzug, Netflix-Style
Schockmoment für alle Netflix-Kunden: Der Streaming-Dienst denkt wohl darüber nach, das Account-Sharing einzustellen. Zukünftig sollen entweder alle Kunden Einzelverträge haben oder Passwörter nur noch innerhalb eines Haushalts geteilt werden. Zugegeben, die Sache ist noch nicht sonderlich gar. Wie, ob und auf welche Art es mit diesen Plänen denn dann weitergehen soll – keiner weiß es. Nicht mal der Streaming-Dienst. Schade, dabei war doch gerade das Motto von Netflix: Liebe ist, ein Passwort zu teilen. Aus lauter Nostalgie zeigen wir nochmal den Verrat am eigenen Credo. 🤥
#Fortnite – Arrested Development
Wenn ein Game so groß ist, dass es davon schon Kinderbettwäsche bei Lidl gibt, dann ist es wirklich groß. Das schützt jedoch nicht vor einem Disput mit Apple und Google. Da die App-Store-Eigentümer stets bescheidene 30 Prozent für In-App-Käufe einbehielten, haben Epic einfach die In-App-Käufe extern gemacht, um diese Praxis zu umgehen. Apple und Google waren sauer und sahen eine Vertragsverletzung. Die Reaktion: Fortnite und alle anstehenden Updates wurde aus beiden App-Stores entfernt. Und als wäre es von langer Hand geplant gewesen, posteten Epic Games am selben Tag unter #freefortnite ein Video mit Anspielung auf Apples ikonischen Werbe-Clip. Zusätzlich reichte die Spielschmiede eine bereits vorbereitete Klage gegen die beiden Riesen in Kalifornien ein.
Android-Geräte brauchen bekanntermaßen nicht den Play-Store, um Updates zu bekommen oder Apps zu laden. Deshalb konzentriert sich das Gros des Streits primär auf Apple. Bisher gibt es noch kein Update, solange es noch kein Update gibt. Aber da gab es schon vorher das Update, dass es bei Apple kein Update geben wird. Wir bleiben dran.
#Handyvideos – Darf ich eigentlich Polizisten filmen?
Es passiert fast täglich, doch wie sieht die Rechtslage eigentlich aus? Darf ich Polizisten beim Einsatz einfach filmen? Der allgegenwärtige Solmecke hat sich aus aktuellem Anlass dieser Frage mal angenommen. Und wir dachten es uns schon, die Antwort ist komplexer. Das BverfG hat 2015 bereits klargestellt, dass das Filmen an sich grundsätzlich schon erlaubt ist (Az.: 1 BvR 2501/13). Aber dann wird’s kompliziert: Was geschieht mit dem Video? Wird es veröffentlicht? Unter welchen Bedingungen und zu welchem Zweck? Der Herr Anwalt erklärt es uns.
#CuddleChallenge – Schmusen auf TikTok
Und zum Abschluss noch etwas Herzerwärmendes. Eigentlich ist das fast ein pädagogisches Experiment: Unter dem Hashtag #CuddleChallenge drehten Eltern und ältere Geschwister auf TikTok den Spieß um und suchten nach Kuschelmomenten bei ihren Kleinsten und kleinen Geschwistern – auch wenn die gerade lieber Fernsehen gucken wollten. Die Ergebnisse sind zum Teil sehr unterschiedlich, wenn nicht sogar überraschend. Aber eines sind sie alle, nämlich süß und erheiternd. Und diese Extraportion Liebe könne wir jetzt alle gut gebrauchen. ❤️