Herzlichen Glückwunsch! Ihr seid in einem höchst unterhaltsamen Monatsrückblick gelandet, der kaum etwas mit den Alltagssorgen der Pandemie zu tun hat. Wir haben bemerkenswerte Hashtags gegen Bodyshaming und Moralapostel, wichtige rechtliche Updates, eine Doku über Halbwelten auf Facebook, merkwürdige Auswüchse auf Twitch, eine spaßige Bier-Challenge und viele andere Meldungen, die es nicht in die erste Reihe geschafft haben. Wir empfehlen noch mal die Tasse voll zu machen, Füße hoch und gute Unterhaltung: Bitte schön, der Juli.

#EuGH – Harte Bandagen

Wer es vielleicht nicht mitbekommen hat: Das digitale Schlachtfeld zwischen den USA und der EU ist gerade gut besucht. Zur Zeit steht es 1 zu 1. Das erste Tor ging an die USA, vertreten durch Apple. Die EU-Kommission hatte bereits für 2016 eine Steuernachzahlung in Irland veranlasst, die durch den EuGH jetzt jedoch gekippt wurde. Der Ausgleich fiel einen Tag später und ist schwerer gewichtet: Im Kontext des alten Streits zwischen Max Schrems und Facebook, kippte der EuGH alle Datenschutzabkommen zwischen den USA und Europa. „Save Harbor“ und „Privacy Shield“ sind somit obsolet.

Was das allerdings in der Praxis dann bedeutet, müssen die europäischen Staaten noch mit sich selbst verhandeln. Signifikante Veränderungen erwarten wir nicht. Wir haben allerdings von einigen Unternehmen bereits gehört, dass deren Datenschutz-Compliance bei IT-Dienstleistern wie Fanpage-Karma schon nachgefragt haben, wo die Server stehen, auf denen die Daten verarbeitet werden.

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#Schleichwerbung – Dreht sich der Wind für Influencer?

Sind Influencer-Posts auch Werbung, wenn sie nicht für Werbung bezahlt werden? Diese Frage beschäftigt deutsche Gerichtssäle seit einige Jahren immer wieder. Und bis jetzt haben Influencer immer den Kürzeren gezogen: Für Fitness-Fee Pamela Reif, Vreni Frost oder Vanessa Blumenthal urteilte die Justiz bereits, dass alles was sie machen, als Werbung gekennzeichnet sein muss, auch wenn es keine bezahlte Werbung sei. Bei Influencern vermute man das eben so.

Anfang Juli urteilte das Münchner OLG im Fall der Fußballer-Gattin Cathy Hummels gänzlich anders: Wenn sie dafür nicht bezahlt wird, sei es auch nicht kennzeichnungspflichtig. Davon ab seien die Verbraucher schlau genug, das selber zu erkennen. Nicht das erste Mal, dass Frau Hummels gänzlich anders beurteilt wurde als ihre Influencer Kolleginnen. Aber eine Woche später schlug auch das Hamburger OLG im Fall einer nicht näher genannten Influencerin in die gleiche Kerbe.

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Ob sich jetzt der Wind für Influencer dreht, werden wir sehen. Sowohl das Münchner als auch das Hamburger Gericht haben Revisionen vor dem BGH zugelassen. Influencer, die unter anders lautenden Urteilen „leiden“, ziehen jetzt ebenfalls vor den obersten Richtertisch. Das bringt dann hoffentlich die nötige Rechtssicherheit, denn die bisherigen Versuche der zuständigen CSU-Ministerin dürfen getrost als Treppenwitz verbucht werden.

#NudesFürNell – Von Empörung gezeichnet

Wenn ihr zufällig mal etwas zu viel Zeit habt, dann klickt doch einfach mal die trendenden Hashtags bei Twitter an. Manchmal eröffnen sich amüsante Anekdoten. So wie bei #NudesFürNell: Es fing eher klein an: Userin @Nell781, offensichtlich Krankenschwester, wurde von Userin @rotesuende in offenherziger Pose und Graphit festgehalten. Angeblich hätten sich dann Leute beschwert, dass solche Offenherzigkeit eine Schande für den Berufsstand der Pfelgekraft sei – wir konnten keinen Beweis dafür (weder das eine noch das andere) finden. Die Reaktion auf diese angebliche Behauptung war ein Solidaritäts-Hashtag der Userin @Vollzeit_Tante. And all hell broke loose.

Unzählige Nutzer solidarisierten sich mit Nell781 und posteten ihre „Nudes für Nell“. Es schien kurzzeitig so, als wäre es den Bewohnern der Vogelhütte ein lange erwartetes Bedürfnis, semi-blank zu ziehen. Ob da jetzt ein Elefant aus einer nicht-mal-nachgewiesenen Mücke gemacht wurde, darf jeder für sich entscheiden. Aber wir dürfen festhalten: So kommt Leben ins Haus.

#tussenkunstenquarantaine – Holländer machen Kunst

Die niederländisch Insta-Seite Tussen Kunst en Quarantaine (zwischen Kunst und Quarantäne) fordert das Social-Web auf, bekannte Kunstwerke nachzustellen. Vorgabe ist lediglich, drei Haushaltsgegenstände einzubinden, dann an @tussenkunstenquarantaine schicken und fertig. Photoshoppen ist streng verboten. Die Ergebnisse sind wirklich bemerkenswert. Und 700 Beiträge zeugen von reichlich Kreativität im Netz. Weiter so!

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#MilanoFashionWeek – Digitales Textil

Die Mailänder Modewoche hat sich in diesem Jahr coronabedingt ins Internet verzogen. Wir haben zwischendurch mal reingezappt und müssen sagen, dass viele Brands die digitale Plattform schon genutzt haben, um sich sehr künstlerisch in Szene zu setzen. Die Fashionistas werden den alternativen Kanal weiter nutzen und wir sind gespannt, wie sich das entwickelt.

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#MedBikini – Statistische Inkompetenz

Es ist unglaublich, was manche wissenschaftliche Autoritäten sich erlauben: Das renommierte Bostoner Journal für Gefäßchirurgie hat eine Studie erhoben, welche die Professionalität angehender GefäßchirurgInnEn untersuchen soll. Die Untersuchungsbasis bildeten die Social-Media-Einträge von 480 angehenden Medizinerinnen und Medizinern. Ein Teil der Studie untersuchte Aspekte wie den diskreten Umgang mit Patientendaten oder den Umgang mit klar illegalen Substanzen. So weit, so wasserdicht.

Ein Großteil der Untersuchungsparamenter beleuchtete aber Aspekte wie persönliche Einstellungen zu sozialen Themen oder wie man sich in seiner Freizeit zeigt. Auffällig, dass ein Mann in einer Badehose nicht gemessen wurde, eine Frau im Bikini am Strand aber schon als Indikator für fachliche Inkompetenz gewertet wurde. Noch unglaublicher, dass die Untersuchungsgruppe geschlechtlich sehr einseitig zusammengesetzt war und für ihr Vorgehen fragliche, wenn nicht sogar illegale Methode nutzte.

Unter dem Hashtag #MedBikini wehren sich jetzt die angehenden MedizinerInnen und erfahren einen überwältigenden Zuspruch. Die Studie selbst wurde mittlerweile zurückgezogen und hat sicherlich eine Menge für das Image des Fachjournals getan.

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#respectmysize – Schwer in Ordnung

Ihr glaubt nicht, dass Menschen mit ein paar Kilo mehr immer noch gedemütigt und diskriminiert werden? Dann schaut euch den Fall der Cuxhavener Hôtelière Angelika Hargesheimer an: In ihrem Haus sind Gäste über 130 Kilo nicht willkommen. Sie müsste dann ja Sanatorium-Möbel anschaffen, ganz davon zu schweigen, dass sie den Anblick übergewichtiger Menschen selbst diskriminierend finde.

Für die Bloggerinnen Julia Kremer und Verena Prechtl Grund genug die Kampagne #RespectMySize ins Leben zu rufen. Es geht darum, die immer noch lebendigen Vorurteile aufzuzeigen und die täglichen Demütigungen sichtbar zu machen. Aber das wichtigste Ziel einer Hashtag-Kampagne ist natürlich, eine Debatte anzustoßen. Und falls ihr von dieser Kampagne noch nicht gehört habt, dürfte klar sein, dass wir im Kampf gegen Shaming immer noch am Anfang stehen.

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#SMKTipp – Da wird Rocky blass

Apropos Schwergewichte: Wir empfehlen der Dame aus Cuxhaven, sich mit diesem plus-130-Kilo-Gentleman zu messen. So viel zum Vorurteil, Schwergewichte seien unsportlich oder zu faul, aktiv zu werden. @Digitalheavyweight via tiktok

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#TikTok – Schnüffel-App aus dem Reich der Mitte?

Apropos TikTok: Es wird nicht ruhig um die App. Die internationalen Spannungen zwischen China und den USA schlagen auch auf den Betrieb des Programms. Indien hat TikTok erst kürzlich, im Nachgang eines tödlichen Grenzzwischenfalls, aus Sicherheitsgründen verboten. Wenig verwunderlich, dass dies Wasser auf die Mühlen der derzeitigen amerikanischen Regierungsjunta ist. Amazon hat seinen Mitarbeitern schon verboten, die App zu nutzen. Ob das legal ist?

Es ist schon nachvollziehbar, dass man sich bei der chinesischen App um die Datensicherheit sorgt. Die europäischen Datenschützer sind bei der Prüfung jedoch noch am Anfang. Vielleicht auch, weil sie noch mit den amerikanischen Verstößen (s.o.) beschäftigt sind. 😉

#Twitch – Hormon-Rodeo für Gamer?

Eigentlich wollten wir von einem Skandal der Gaming-Branche und Twitch berichten. Ende Juni brachen zahlreiche Gamerinnen/Streamerinnen ihr Schweigen und erzählten von üblen sexuellen Belästigungen, bis hin zu Übergriffen und Erpressungen. Allerspätestens seit Joko & Klaas‘ Männerwelten sollte auch der breiten Öffentlichkeit mehr als bewusst sein, womit Frauen in Social-Media-Zeiten tagtäglich zu tun haben. Die Kritik geht bis zum Twitch-CEO Emmet Shear hoch, dessen Entlassung durch die Mutter Amazon mittlerweile laut gefordert wird.

JennyTwitch
JennaTwitch beim Streamen.

Dann haben wir aber weitergelesen und einen anderen Fall gefunden, in dem eine (sagen wir mal) aus taktischen Gründen offenherzige Streamerin gestand, einen Mann sexuell genötigt zu haben. Wobei der Fall selbst eher harmlos ist – was man von der Streamerin nicht behaupten kann. JennaTwitch zeigt sich selten hochgeschlossen und man fragt sich bei ihrem Profil, ob es da wirklich um Gaming geht. Mal ganz von ihren rassistischen Bemerkungen zu schweigen. Und dabei ist sie nicht mal allein. Wir wollen die Beispiele hier wirklich nicht verlinken, aber es gibt eine lange Liste an Streamerinnen, die wissen, worauf pickelige Gamer stehen.

Machen wir es kurz: Egal in welche Richtung – Twitch hat ein Problem mit dem Content und dem Verhalten vieler Mitglieder – nicht erst seit gestern. Und das geht offensichtlich vom kleinen Gamer bis zum prominenten eSportler. Besser, da tut sich bald mal was, als wenn Amazon eingreifen muss, was auch nicht mehr unwahrscheinlich scheint.

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#Hexengott – Zeigt her eure Drogen

Das Social-Web ist auch eine Verflechtung vieler Micro-Welten. Y-Kollektiv haben uns im Juli in eine Welt eingeführt, die sehr viel, sehr exemplarisch über die Schattenseiten sozialer Netzwerke dokumentiert: Der Hexengott und eine „coole“ Drogen-Subkult. Die Kurzdoku präsentiert uns einen Drogen-Guru, der nichts mit Ikonen wie Timothy Leary zu tun hat, sondern einfach nur die traurige Diskrepanz zwischen medialer Verzerrung und Wirklichkeit zeigt.

Der Beitrag zeigt uns leider aber noch mehr: FB-Gruppen, in denen unreflektiert ein Drogenkult gefeiert wird, der nicht mehr viel mit neugierigen, kiffenden Teenys zu tun hat. Pathetische Hater, die sich wie Hip-Hop-Superstars präsentieren und zu verschämt für Schuldeinsicht sind. Und ein Facebook, das immer wieder so tut, als wüsste es nichts von diesen Gruppen und dann aktionistisch Löschzüge losschickt.

Kurzdokus wie diese sollten uns an eine wichtige Sache erinnern: Social Media is what you make it. Und wenn wir weiter die positiven Seiten der sozialen Medien genießen wollen, müssen wir aktiv was dafür tun. Die Geschichte um den „Hexengott“ selbst ist sicherlich eine Tragische und gehört unter dem Gesichtspunkt Social Media nicht in diesen Blog.

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#Bundeswehr – Im Weltnetz (rechtsrum) verlaufen

Panorama hat kürzlich aufgedeckt, dass der Social-Media-Leiter der Bundeswehr sich wohl im Weltnetz etwas verlaufen hat – und zwar mit eindeutigem Rechtsdrall. Details im Clip unten. Wir sagen bewusst „verlaufen“, weil er vorgab blind seiner Community vertraut und die rechte Tendenz nicht gemerkt zu haben. Wenn das nicht mal ein Kompetenz-Indikator ist.

Die Bundeswehr hat den Mann nun von seinem Amt abgerufen und stellt sich überrascht. Zu Recht? Nein, denn er war schon seit Jahren ein gern gesehener Vortragsgast in rechten Zirkeln. Was uns auch noch aufgefallen ist: Das B in Marcel B. steht für Bohnert. Uns war Marcel Bohnert noch als Verantwortlicher einer Guerilla-Aktion auf der re:publica 2018 im Gedächtnis. Tja, erstaunlich, von welchen offenen Geheimnissen man überrascht sein kann.

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#GruselGoofy – Der nächste Momo

Wer sich noch an die Momo-Challenge vor zwei Jahren oder die Blue-Whale-Challenge erinnern kann – es geht wieder los. Der diesmalige Momo heißt „Grusel-Goofy“ und versendet unter dem fiktiven Namen JonathanGalindo Kettenbriefe. Das Netz spricht bereits von einer Rückkehr der Blue-Whale-Challenge.

Die Polizei in Iserlohn berichtet von einem Fall, in dem ein Kind nach mehreren Challenges zum Selbstmord aufgefordert wurde. WhatsApp, TikTok & Co. sind alarmiert und löschen laufend Hashtags und weitere JonathanGalindo-Accounts. Das heißt im Umkehrschluss, dass es Leute gibt, die sich offensichtlich einen Spaß aus fiktiven JonathanGalindo-Accounts machen und die Methode fortführen. Oder der Goofy-Urheber macht sich einige Arbeit mit dem Mobbing-Projekt.

Irgendwie ist das Netz aber schon einen Schritt weiter. Auf YouTube verbreiten sich unzählige Videos, in denen behauptet wird, den echten oder einen nachgemachten JonathanGalindo zu trollen. Nun gut, irgendwer wird getrollt. Und die Videos sind nicht minder verstörend. Offensicht funktionieren diese Belästigungen nur bei sehr jungen Nutzern, die eine gewisse psychologische Disposition aufweisen. Ein Grund mehr, gerade für Eltern, ihre Jüngsten nicht komplett unbegleitet surfen zu lassen.

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#Twitch – Vernehmt die frohe Kunde

Noch einmal Twitch. Ein kleiner Tipp für alle unseren christlichen Gamer: Während der Twitch-Session von Jesus predigen und andere Gamer missionieren – ok. Nicht überzeugten Gamern dann erklären, dass sie für ihren Nicht-Glauben zur Hölle fahren werden – nicht ok. Ein gewisser Dr.Witness drohte einem kleinen Jungen mit der ewigen Verdammnis, der beschwerte sich und Twitch setzte den daddelnden Prediger für eine Woche vor die Tür. Amen, Bruder.

#BasketballBeerChallenge – Lass hüpfen, Baby!

Und zum Abschluss: Wer noch ein kleines Party-Spiel für das nächste BBQ braucht, versucht euch in der Basketball-Beer-Challenge. Der Trend verbreitet sich gerade auf TikTok und zwar ausgerechnet überwiegend in den USA. Wie die Challenge funktioniert, einfach das Video gucken. Aber Vorsicht: Fails können auch ins Auge gehen.

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Artikelbild: Funky Dooby / Flickr (CC BY 2.0)

Monatsrückblick

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