Willkommen zum bunten März! Diesmal haben wir rein zufällig das Thema „Aufmerksamkeitsökonomie“ im Angebot: Eine gut gemeinte Kampagne von Burger King geht völlig in die Binsen und eine Influencerin wird erst gar nicht und dann falsch verstanden. Aber wir haben auch, wie man heute sagt, viele Cringe-Momente dabei. Für gute Unterhaltung ist also gesorgt. Füße hoch und guten Appetit – der März.

#Tracking – Google schmeißt die dritte Partei raus

Google will den Nutzern seines Chrome-Browsers bald eine beachtliche Ladung Selbstbestimmung zurückgeben. Tracking-Cookies oder Third-Party-Cookies werden mit dem nächsten Update nämlich verbannt. Google wird auch sehr deutlich, wenn es um Ersatz oder Alternativen geht: Die wird es nicht geben.

Mit der Privacy Sandbox und einer Kohortenlösung will der Suchmaschinenriese nun die individualisierte Ausspielung von Werbung novellieren. Das sogenannte FLoC (Federated Learning of Cohorts) wird angepriesen, es soll den Weg in eine datenschutzkonformere Werbezukunft ebnen (Whitepaper). Die SEO- und Marketing-Szene ist eher skeptisch: Kann das überhaupt funktionieren? Steckt nicht mehr dahinter? Ist das nicht bereits wirkungslos, wenn man einen anderen Browser nutzt? Wir glauben auch nicht an den Altruismus des Branchenprimus und harren in Erwartungshaltung der Dinge, die da kommen. Das Thema ist noch nicht durch.

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#Exorzismus – Gottes Kammerjäger

Alle Achtung für diesen Spagat! Die katholische Kirche schafft es wirklich, Mittelalter und Gegenwartswelt lebendig miteinander zu verbinden. Ja, es gibt immer noch Teufelsaustreibungen. Und wer dieses jahrhundertealte Handwerk lernen will, kann das in Corona-Zeiten natürlich auch online machen. Vom 1. bis zum 4. März bot die Ordensschule „Legionäre Christi“ in Rom ein Webinar „Exorzismus“ an – übrigens auch für Laien. Klar, wenn man Samstagabend nichts vorhat, treibt man dem Nachbarn schon mal einen Dämon aus. Vielleicht treiben die Ordensbrüder erstmal die eigenen Dämonen aus: Die Kongregation ist mehrfach durch Fälle sexuellen Missbrauchs negativ aufgefallen.

#TikTok – Ding Dong, Hausbesuch

Ein kleiner Hinweis an alle superschlauen TikTok-Teenies. Es mag cool und sexy sein, „voll Gangsta“ zu spielen. Aber wenn man sich mit vermeintlichen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten in den Sozialen Medien brüstet, sollte man nie vergessen: Es ist öffentlich. Wer den Hinweis jetzt noch nicht verstanden hat: Auch die Polizei kann mitlesen. Und wenn man erzählt, man wäre mit 0,3 Gramm kontrolliert worden, habe aber 30 Gramm zu Hause, und feuert dann ein respektloses „Fuck you“ ins Video, dann kann auch schon mal die Polizei in den Kommentaren anklingeln (s. rechts). Dumm gelaufen. 🙂

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#Impfbands – Rage against the Vaccine

So sehr Internet und Socials auch nerven können, manchmal gibt uns ein Hashtag auch das Ventil, das wir zur Stimmungsaufhellung brauchen. Beispielsweise die #Impfbands im Februar und März. Verfremde einen Bandnamen so, dass er thematisch zum Impfen passt. Und wie das passte! 😉

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Und da wir gerade auf Twitter sind, nehmen wir themengerecht auch noch ein Cover-Meme von Kabarettist Friedemann Weise mit – inklusive gesprochenem Gendersternchen.

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#Jameda – Die Rating-Pest

Bewertungsportale sind seit Kurzem wieder unter kritischer Beobachtung. Im November 2020 entschied das OLG Frankfurt a.M. in einem konkreten Fall zum Anbieter Jameda, der Bewertungsdienst dürfe auf einem Arztprofil Warnhinweise anbringen, wenn der Verdacht gekaufter Bewertungen bestehe. Damit wird eine Praxis bestätigt, mit der Jameda schon lange seine zahlenden Kunden gängelt.

Fakt ist leider, dass jede beliebige Person diese Bewertungen kaufen und unter irgendwelche Arztprofile setzen lassen kann. Wollen die Mediziner erfahren, wer ihnen da übel mitgespielt hat, bekommt man von den Bewertungsportalen nur ein Achselzucken. Und dass Google niedergelassene Ärzte nicht zuletzt anhand der Daten dieser Anbieter bewertet, bestätigt einmal mehr, wie realitätsfern algorithmisch ermittelte Daten oftmals sind.

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#OVH – Die Cloud brennt

Wenn physische Datenträger beschädigt werden, also die Festplatten von PCs/Macs oder die internen Speicher von Smart-Devices, tröstet man sich, dass die Daten ja noch in der Cloud sind. Man hat ja ein Backup gemacht. Aber was, wenn die Cloud brennt? Genau das ist im März passiert. OVH aus Straßburg ist der größte europäische Cloud-Anbieter. In einem ihrer Rechenzentren ist ein großes Feuer ausgebrochen und hat eine von vier Anlagen zerstört.

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In Zahlen sind das ungefähr 12.000 Server, die Daten von 3,6 Mio. Seiten gespeichert haben. Darunter Kunden wie Regierungsbehörden, Banken, aber auch Spieleanbieter. Was wir jedoch bemerkenswert finden: Dafür, dass die heutige Zivilgesellschaft ihr halbes Leben in Clouds speichert, ist diese Meldung auffällig klein geblieben.

#BurgerKing – Frauen in die Küche?

Zum Frauentag tweetete Burger King UK, dass Frauen in die Küche gehören. Wir lösen mal direkt: Nein, das war nur ein Trigger für die Aufmerksamkeit – der leider nach hinten losging. Es ging darum, dass Frauen mit nur 20 Prozent der Berufsköche in professionellen Küchen schwer unterrepräsentiert sind. Ganz zu schweigen von den nur 7 Prozent in der Chef-Rolle. Darüber hinaus sollte damit ein Stipendium promotet werden, welches junge Frauen in diesem Berufszweig fördert.

In den USA hat die Buletten-Schmiede auf diese Form des Triggers verzichtet und setzte direkt auf eine Print-Anzeige, in der Provokation und Auflösung auf einem Blick zu sehen waren. Für die Social-Media-Kampagne, die auf den Trigger setzte kam jede Hilfe zu spät.

Burger King UK haben ihren Tweet später entfernt. Allerdings können wir leider etwas aus diesem Vorfall mitnehmen: Egal wie „woke“ heutige Generationen sind, die Aufmerksamkeitsspanne ist faktisch so verkürzt und auf Wahrnehmungsökonomie konditioniert, dass das Ausklappen eines Tweets oder einfach auch die Anforderung, den Blick einen Zentimeter nach unten zu richten, die weiten Teile der Netzbevölkerung überfordert. Der Tweet von @MemesCentral brachte dies perfekt auf den Punkt (s.u.).

Für alle anderen Marketer sollte das eine Lehre sein: Setzt nicht voraus, dass der Rezipient den nächsten logischen Schritt selber und eigenständig macht. Traurig.

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#NFT – Teure Pixel

Aus London kam eine Meldung, für deren Verständnis man eine Menge Zusatzinfos braucht: Ein digitales Kunstwerk, in Form eines JPEGs mit den Maßen 21.069 x 21.069 Pixel und einem Lebendgewicht von 319 MB wurde für $ 69,3 Mio. versteigert. Der Eigentümer wird jetzt via Blockchain im Ethereum-Netzwerk festgehalten, was quasi dem Abspeichern in einem Zertifikat entspricht, das sich nicht fälschen lässt.

Die Datei ist mit einem NFT verknüpft. Und da wird es interessant, denn sogenannte Non-Fungible-Tokens sind gerade der hot-shit im Krypto-Handel. Zur Erklärung: Der hohe Preis wurde nicht direkt für das Werk „Everydays: The first 5000 days“ des Künstlers Beepl gezahlt, sondern für den Token, der dieses Bild repräsentiert. Somit sollte auch nicht verwundern, dass der Käufer ein Krypto-Fondsmanager ist, dem es vermutlich mehr um den Wert des NFT ging, als um die Kunst. Komplizierte Sache, sollten wir vielleicht mal separat erklären.

 

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#Langeweile – Gestreamte Affen

Viele Zoos berichten davon, dass sich manche ihrer Bewohner durch die Abwesenheit menschlicher Besucher langweilen. Ein Zoo in Brno und ein Wildpark in Tschechien wollten nun für Abwechslung sorgen und haben ihre Affengehege via YouTube-Stream verbunden. Nach diesen Bildern haben wir jedoch den Eindruck, die Affen nehmen das neue Programm wahr, sind aber wenig beeindruckt. Da sind die Primaten offensichtlich schlauer als ihre Nachfahren.

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#Cybergrooming – Aktionismus ohne Wert

Instagram verbietet es nun Erwachsenen, Nutzer unter 18 Jahre anzuschreiben. Wie die Aktion schon vermuten lässt, versucht der Dienst damit gegen Cybergrooming vorzugehen, also schmierige Avancen von Erwachsenen an Minderjährige. Wir gehen da mal nicht näher drauf ein, denn: Wenn sich Ü18 Menschen als unter 18-Jährige anmelden, ist die Taktik eh dahin. Ist ja nicht so, dass man bei der Registrierung den Personalausweis vorzeigen muss.

#Ä – Zeicheneffizienz

Es ist der viralste Tweet des sachsen-anhaltinischen Ministerpräsidenten Reiner Haseloff. Und sein Inhalt: Ä! Richtig. Ein Buchstabe, ein versehentlicher Tweet. Und wer diesen nicht mitbekommen hat, wurde von Thüringens MP Bodo Ramelow nochmal aufmerksam gemacht – mit 279 Äs von 280 möglichen Zeichen. Was sagt das über den Zustand unseres öffentlichen Lebens aus, wenn dieser kleine Fauxpas so viel Aufmerksamkeit bekommt?

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#lifewithmelyna_ – Erst dumm, dann , dann schlau

Die Influencerin Melina Sophie, a.k.a. lifewithmelyna_, ist im März damit aufgefallen, dass sie sich einen QR-Code auf die Stirn hat tätowieren lassen. Hinterher erklärte sie, dass Unternehmen nun ihre Stirn buchen könnten.

Wenige Tage später löste die Influencerin via YouTube auf, dass das Ganze ein Prank war. Melina Sophie wollte in dem Video auf unser destruktives Konsumverhalten aufmerksam machen. Leider ist das Video öffentlich nicht mehr verfügbar. Aus den Twitter-Kommentaren lässt sich das allerdings noch ableiten.

Leider lässt sich daraus auch ableiten, dass die ersten Reaktionen, ähnlich dem Beispiel des Burger-King-Vorfalls, vorschnell und grenzjustiziabel waren. Ernüchternde, aber nicht überraschende Erkenntnis.

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#Drohnen – Rettet Bambi

Und zum Ende noch etwas Nachhaltiges. Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert nun die Anschaffung von Drohnen. Hinter dieser eher trockenen Meldung verbirgt sich ein sehr emotionales Thema. In hohen Landwirtschaftswiesen verstecken Ricken gerne ihre Rehkitze vor Feinden. Auch wenn Bauern vor dem Abmähen diese Flächen mit Hunden absuchen, werden immer wieder Jungtiere durch die Mähmaschinen verstümmelt.

Und bevor sich da falsche Feindbilder einschleichen: Keinem Bauer ist es gleich, dass ein Rehkitz verletzt werden könnte. Und auch Jäger sollten hier nicht auf Flinte und Hochsitz reduziert werden – ihr Job ist ja mindestens genauso das Wildhüten und –retten.

Seit einigen Jahren kommen nun Drohnen mit Wärmebildkameras zum Einsatz. Und die Ergebnisse machen Hoffnung. Bisher gab es Bambis Rettung nur durch freie Initiativen, jetzt zum Glück auch mit staatlicher Unterstützung. Und das wurde auch Zeit. Die Rehkitz-Rettung ist einer der wenigen Berührungspunkte, an denen Tierschützer, Jäger und Bauern gemeinsam arbeiten und auch noch beachtliche Resultate erzielen. Peace out.

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Artikelbild: Vincent van Zalinge (unsplash) / Montage socialmediakonzepte.de

 

 

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One reply to “Virtuelle Exorzisten und das gerettete Bambi – Monatsrückblick März”

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