Weil wir uns und auch andere vor dem Coronavirus schützen möchten, arbeiten wir bereits seit drei Tagen im Home-Office. Jeder hat seine eigene Art, damit umzugehen und neue Arbeitsabläufe in den Alltag einzubinden. Der heutige Erfahrungsbericht stammt aus der Feder unserer Redaktionsmitarbeiterin Sophia Dümmig.

18. März: Grüße aus dem Kinderzimmer

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Der geplante Kurzbesuch bei meinem Vater hat sich auf unbestimmte Zeit verlängert. Und so bin ich nicht nur ins Home-Office gezogen, sondern quasi zurück in mein Kinderzimmer. Für mindestens zwei Wochen werde ich also in Würzburg sein und hoffen, dass wir den Lagerkoller vermeiden können.

Aber noch bin ich ganz optimistisch. Ich bin ja längst nicht mehr so stur und zickig wie mein Teenager-Ich. Und es wäre doch gelacht, wenn ich während meines Studiums nicht genug Selbstkontrolle und Methoden zum konzentrierten Arbeiten im Home-Office gelernt hätte. Dass meine Abschlussarbeit etwas länger dauert als gedacht, lasse ich erstmal außen vor und starte in Tag 3 der Home-Office-Chroniken.

9:45 Uhr: Der erste Kaffee ist ausgetrunken und mein Arbeitstag kann starten, sogar früher als eigentlich üblich. Aber ich weiß, dass gerade jetzt Selbstdisziplin notwendig ist. Ich stehe morgens auf und richte mich her als würde ich das Haus verlassen. Nur die Schuhwahl müsste ich vielleicht noch einmal überdenken.

10:28 Uhr Und das Telefon klingelt das erste Mal an diesem Tag. Ich habe heute Telefondienst und alle Anrufe landen auf meinem Smartphone. Ein möglicher Neukunde fragt nach, ob das vereinbarte Meeting für die kommende Woche auch per Telefon abzuhalten wäre. Außergewöhnliche Situationen erfordern eben außergewöhnliche Maßnahmen.

10:50 Uhr: Kaum sind alle To-dos abgeklärt, da muss der Tagesablauf schon angepasst werden. Neue Kollegen benötigen noch etwas Hilfestellung – das ist alles machbar, wir helfen uns gegenseitig, wo wir können. Für mich heißt es jetzt, Texte zum Thema „Immunbooster“ redigieren. Das eigentliche Thema “Stressabbau im Alltag“ muss dann erst einmal hintenanstehen. Da kann man nur hoffen, dass wir alle die aktuelle Zeit auch zur Entschleunigung nutzen können.

Das bisschen Haushalt macht sich (nicht) von allein

11:55 Uhr: Ich arbeite konzentriert an meinen Aufgaben… bis mein Vater nach mir ruft. Ich soll die Spülmaschine ausräumen. Sieht er denn nicht, dass ich gerade arbeite?! Tief durchatmen, jetzt bloß nicht in alte Muster verfallen. Dann nutze ich die Zeit, um eine Runde vom Schreibtisch aufzustehen. Ich habe im Home-Office sowieso Schwierigkeiten, mein Ziel von 10.000 Schritten täglich zu erreichen. Da trägt der kurze Weg in die Küche allerdings wirklich nicht so viel bei.

12:40 Uhr: Meinen ersten Vorsatz habe ich schon einmal aufgegeben. An strukturiertes Arbeiten nach Plan ist gerade nicht zu denken. Ich springe von Aufgabe zu Aufgabe. Durch die zeitversetzte Kommunikation via WhatsApp ploppen immer wieder neue Themen auf. Sah mein Arbeitsplatz heute Morgen noch extra aufgeräumt aus, hat sich jetzt nicht nur die Menge meiner Getränke verdoppelt. Inzwischen arbeitet auch mein Vater im Home-Office neben mir.

Mein Arbeitsplatz um 10 Uhr
Mein Arbeitsplatz um 12:40 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

14:30 Uhr: Nach der Mittagspause muss ich der guten Stimmung etwas auf die Sprünge helfen. Was hilft da besser als die richtige Musik? Ohne Kollegen bin ich der Chef über Spotify! Niemand der mich verurteilt, weil Apache207 los muss, wenn die Roller wieder schrei’n, brrm brrm. Bis… doch die ersten Einwände kommen. Ich hatte vergessen, dass in diesem Haushalt das Alter erreicht ist, in dem BR1 der bevorzugte Radiosender ist.

15:20 Uhr: Dann muss ich eben flüchten. Dank des guten Wetters kann ich meinen Arbeitsplatz auf die Terrasse verlegen. Home-Office hat also auch gute Seiten – so kann ich nebenbei meinen Vitamin D-Speicher auffüllen. Und ich bekomme Besuch von Paula, die sich nicht über meine Musikauswahl beschwert.

16:11 Uhr: Es klingelt, die Post ist da! Meine Bücherbestellung ist eingetroffen. Wie so viele habe ich mir vorgenommen, die Zeit in der selbstgewählten Isolation zu nutzen und all die Bücher zu lesen, die schon so lange auf meiner Liste stehen.

17:30 Uhr: Schon den ganzen Tag trudeln Meldungen zu einer möglichen Ausgangssperre ein, die von Kanzlerin Merkel heute Abend verkündet werden könnte. Der Blick nach Italien, Frankreich und Spanien verrät – das wäre ein wichtiger Schritt zur Eindämmung des Virus. Mit Freunden habe ich mich für die nächsten Tage schon zum Facetimen verabredet, so dass wir trotz allem auf dem Laufenden bleiben.

18:03 Uhr: Zeit für Feierabend. Meine geliebten Avocado-Socken haben inzwischen den Besitzer gewechselt. Labrador Paula ist jetzt ein freier Elf! Ich ziehe ein positives Fazit von Tag 3 im Home-Office und Tag 5 im Kinderzimmer. Noch haben wir uns alle lieb und machen das Beste aus der Situation.

Zu guter letzt

Noch einige Tipps für die neu gewonnene Zeit: Immer mehr Künstler stellen ihre Inhalte zum Streamen online verfügbar. Max Herres Geisterkonzert in Leipzig kann man jetzt auf seinem Youtube-Kanal nachschauen, auch Max Giesinger besingt seine Fans via Instagram live. Außerdem gehen viele Museen den Schritt ins World Wide Web. Diese 12 berühmten Museen bieten virtuelle Führungen an, die jeder von seiner Couch aus mitmachen kann.

Artikelbild: pixabay.com

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WICHTIG!

Panik ist giftig – verlässliche Informationen sind wichtig: Fallt nicht auf Fake-News herein, sondern versucht euch fundiert zu informieren. Wir empfehlen daher folgende Links für Updates:

> Themenseite des Robert Koch Instituts

> Richtiges Verhaltensmaßnahmen auf infektionsschutz.de

> Aktuelle Wasserstandsmeldung des BMG

> Für NRW: Newsblog der WAZ.de

> Info-Seite des Landes NRW

Fakten-Check bei mimikama.at

 

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3 Kommentare zu “Die Home-Office-Chroniken #3 – Grüße aus dem Kinderzimmer”

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