Ihr gruselt euch langsam, weil künstliche Intelligenz plötzlich allgegenwärtig erscheint? Und keiner weiß, wo das alles enden wird? Nun. Wir hätten da einen kleinen Vorgeschmack auf den kommenden Horror: moderne Séancen.
ChatGPT: Die Interaktion mit künstlichen Toten
Oder, um es anders auszudrücken: Interaktion mit künstlichen Toten. Und nein, das ist kein makabrer Scherz. Mit Hilfe von KI-Anwendungen haben in China vor allem Bestatter und technikbegeisterte Blogger damit begonnen, Avatare von Verstorbenen zu produzieren. Und die sehen in Videos so echt aus, als habe man die Toten zu Lebzeiten aufgenommen. Zum Zuge kommen dabei Tools, die wir hierzulande dank des KI-Bombardements der letzten Monate auch über Social Media bestens kennen: der Chatbot ChatGPT gehört ebenso dazu wie der mächtige Bildgenerator Midjourney. Dann noch einen Sprachgenerator für Stimmen hinzugefügt und schon kann jeder KI-Frankenstein spielen.
Bestatter an der Spitze des neuen KI-Trends mit ChatGPT
Mithilfe der KI werden vor allem von geschäftstüchtigen Bersatttern lebensecht wirkende Avatare verstorbener Personen erstellt. Mit denen können trauernde Angehörige und andere Interessierte interagieren; modere Séancen sozusagen. Wie die „Straits Times“ aus Singapur berichtet, habe dieses Angebot besonders zum Qingming-Fest Anklang gefunden. An diesem „Tag der Grabpflege“ ehren viele Chinesen ihre Toten.
Aber, so berichten asiatische Medien weiter, Bestattungsunternehmen sind nicht die einzigen Akteure auf diesem Feld. Über die chinesische Video-Sharing-Website „Bilibili“ haben schon verschiedene Nutzer von ihren Versuchen berichtet, mittels KI-Anwendungen mit verstorbenen Angehörigen zu sprechen. So lud ein gewisser Wu Wuliu ein Video mit dem Titel „Generating my grandma’s virtual digital human using AI tools“ hoch, in dem er den Prozess der „Totenerweckung“ beschrieb und in dem der Avatar seiner toten Großmutter zu sehen war. Mit dem er tatsächlich kommunizierte. Auch hier kam ChatGPT zum Einsatz.
Erste KI-Beerdigung für chinesischen Chirurgen
Einer der Vorreiter dieser Entwicklung, so schreibt die „Straits Times“, soll das Shanghaier Bestattungsunternehmen Fushouyun sein. Dieses habe schon „im Januar 2022 damit begonnen, Beerdigungen mithilfe von KI-Technologien durchzuführen. Die erste Beerdigung dieser Art fand für einen chinesischen Chirurgen statt, der viele Kollegen und Studenten hatte, die traurig darüber waren, dass er sich nicht persönlich verabschieden konnte. Sie konnten jedoch bei der Zeremonie mit einer KI-generierten Version von ihm sprechen.“
Erfolg hierzulande? Wir werden sehen
Der Geschäftsführer des Unternehmens ergänzte gegenüber der „Guangzhou Daily“: „Wir hoffen, den Lebenden begreiflich zu machen, dass der Tod nicht das Ende des Lebens ist. Die Menschen wollen die KI nutzen, um die Verstorbenen wiederzufinden, weil sie ihre Emotionen loslassen müssen“. Zu Problemen könne es aber dann kommen, so der Mann weiter, „wenn die Menschen stattdessen in ihren Emotionen ertrinken“ würden.
Man darf jetzt jedenfalls sehr gespannt sein, ob diese recht morbide Form der KI-Anwendung auch hierzulande Anklang findet.
Ich finde die Thematik mit der künstlichen Intelligenz echt interessant. Man kann also eine Bestattung planen lassen und gleichzeitig mit der verstorbenen Person chatten. Ich bin gespannt, wie sich das auf die Psyche des Menschen auswirken kann.
[…] Und noch einmal KI. Mit einer Leseempfehlung. Unser Autor Manuel Amor hat eine neue, tendenziell morbide Entwicklung der KI-Anwendungen beleuchtet: Séancen mit frisch Dahingegangenen. Bestatter im Reich der Mitte bieten den Service an, Tote dank KI-generierter Methoden in Bewegtbild, Text und Ton zum Wiedergänger zu machen. Also von den Toten auferstehen zu lassen. Und nicht nur das. Kunden konnten mit den Verblichenen auch noch kommunizieren. Aus unserem Blog: Bestatter lassen Tote „wiederauferstehen“. […]