So gut wie alle Kolleginnen und Kollegen bei Social Media Konzepte haben einen journalistischen Background. Aber nur einer von ihnen ist alt genug, um aus dem Stand zu wissen, was eine Buchstabiertafel ist. Eine Buchstabiertafel? Wir klären auf!
Buchstabiertafeln nutzen „Ansagewörter“
Beginnen wir mit einem Funfact: Wahrscheinlich kommt man durch den Hinweis „Whiskey Tango Foxtrot“ schneller darauf, was eine Buchstabiertafel ist, als mit der Kennung „Wuppertal Tübingen Frankfurt“. Unsere Ohren haben sich einfach durch zahllose amerikanische (Kriegs-)Filme daran gewöhnt, die Begriffe aus dem internationalen Buchstabieralphabet der International Civil Aviation Organization (ICAO) als Kennwörter für einzelne Buchstaben wahrzunehmen.
„Whiskey Tango Foxtrot“ steht also für etwas. Für die Buchstabenfolge WTF (und in diesem Fall auch für einen US-Kriegsfilm mit gleichlautendem Titel aus dem Jahr 2016). Buchstabiertafeln kommen nämlich immer dann zum Einsatz, wenn man einem Gegenüber durch eindeutige und vorher festgelegte Ansagewörter eine bestimmte und manchmal auch komplizierte Zeichenfolge übermitteln will.
Früher vor allem Männernamen in Gebrauch
Wenn der anfangs erwähnte Kollege früher also vom Festnetzanschluss in der Nähe eines Fußballplatzes den Namen des ersten Torschützen bei einem Fußballspiel in die Redaktion durchgeben wollte, bediente er sich schon mal der damals gültigen deutschen Buchstabiertafel: „Ja. Piczlewicz. Paula. Ida. Cäsar. Zeppelin. Ludwig. Emil. Wilhelm. Ida. Cäsar. Zeppelin. Piczlewicz!“
„Richtig“ buchstabieren ist selbstverständlich genormt
Komplizierte Wörter ausbuchstabieren könnte zwar jeder mit eigenen Kennwörtern, aber das würde nur allzu oft zu Rückfragen führen, ob man das Ansagewort denn auch richtig verstanden hat. Deshalb gibt es die deutsche Norm DIN 5009, um das Buchstabieren zu regeln. Und diese Norm empfiehlt seit diesem Jahr eine neue Buchstabiertafel. Bevor wir etwas über den Hintergrund der Neuerung erzählen, hier also die aktuelle Version:
A wie Aachen
Ä wie Umlaut Aachen
B wie Berlin
C wie Chemnitz
D wie Düsseldorf
E wie Essen
F wie Frankfurt
G wie Goslar
H wie Hamburg
I wie Ingelheim
J wie Jena
K wie Köln
L wie Leipzig
M wie München
N wie Nürnberg
O wie Offenbach
Ö wie Umlaut Offenbach
P wie Potsdam
Q wie Quickborn
R wie Rostock
S wie Salzwedel
ẞ wie Eszett
T wie Tübingen
U wie Unna
Ü wie Umlaut Unna
V wie Völklingen
W wie Wuppertal
X wie Xanten
Y wie Ypsilon
Z wie Zwickau
Buchstabiertafel jetzt mit Städtenamen
Wie man sieht, wird der Name Piczlewicz künftig also nicht anhand von Personennamen ausbuchstabiert, sondern anhand von Städtenamen! So beschloss es der zuständige DIN-Arbeitsausschuss. Aber warum der Wechsel?
Die Nationalsozialisten hatten die in der alten Buchstabentafel verwendeten biblischen Namen dem Judentum zugeordnet und beispielsweise den Eintrag David durch Dora und Nathan durch Nordpol ersetzt. Änderungen, die bis heute bestehen blieben. Zudem störte den DIN-Ausschuss, dass die Männernamen in der alten Buchstabiertafel weit überproportional vertreten waren.
„Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung“ nicht bindend
Die Lösung für beide Kritikpunkte: Man wechselt in einer neuen Version von den (fast ausschließlich verwendeten) Personennamen zu Städtenamen. Die sind übrigens in verschiedenen europäischen Ländern in Buchstabiertafeln schon länger Standard.
Die genannte Norm ist allerdings nicht verpflichtend. Im Grunde kann jeder weiterhin spontan buchstabieren, wie er oder sie lustig ist. Oder statt der neuen „Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung“ (offizielle Bezeichnung nach DIN 5009) das anfangs erwähnte internationale Buchstabieralphabet der International Civil Aviation Organization (ICAO) verwenden.
Als Essener Agentur steht unser künftiges Ansagewort für das E aber unumstößlich fest! Es grüßt das Team Salzwedel, München, Köln.