Könnten unverschämte Abmahnungen bald der Geschichte angehören? Werden Datei-Formate getauft? Und ist es eine gute Idee, sich die Zähne mit einer Nagelfeile flach zu raspeln? Wer das wissen möchte, sollte jetzt zwingend weiterlesen. Davon ab haben wir noch ein erfrischend klärendes Gerichtsurteil, viele Tiere und Denkmalbesuche von der Couch aus. Also, wie gehabt: Noch mal Kaffee holen, Füße hoch und gute Unterhaltung – der Monatsrückblick September.
#Denkmaltag – Digitale Kulturschau
Seit 1993 wird jährlich im September der Tag des offenen Denkmals gefeiert. Im Jahr der Pandemie eine Herausforderung. Wie bei vielen anderen Veranstaltungen, haben die Organisatoren des Aktionstags das Event kurzum ins Internet verlegt. Und das ist gar nicht so schlecht, denn auf diesem Wege hat man viele sehenswerte Denkmäler mal auf einem Blick. Zudem bekommt man dank Bildergalerien und Videos einen guten Einblick. Und weil man aktuell eh im Inland urlauben sollte, kann man so wunderbar Ausflüge planen. Ein Hoch auf das Weltnetz.
#Partnerbörsen – Liebesgrüße aus Amsterdam
Partnerbörsen im Internet sind anscheinend auch eine Plattform für Systembetrüger. Eine 51-jährige Dortmunderin wurde über Monate von einem Romeo aus Amsterdam so weit geködert, dass er kurz davor war, ihr rund 50.000 Euro für ein vermeintliches Geschäftsprojekt abzuluchsen. Dummerweise hat die Frau das Spiel schon frühzeitig durchschaut. Als der falsche Liebhaber zur Übergabe aus den Niederlanden eintraf, nahm ihn die Dortmunder Polizei direkt in Empfang. Die ermittelt jetzt auch gegen weitere falsche Online-Romeos.
#Homeoffice – Mut zur Wahrheit
Seit gut sechs Monaten sind viele Arbeitnehmer nun schon zum Homeoffice verdonnert. Gerade Eltern merken eine verstärkte Belastung, da sich häusliche Aufgaben mit beruflichen To-Dos vermischen. Die amerikanische Ingenieurin Gretchen Goldman hat in der Situation eine Lanze der Wahrheit für alle Leidenden gebrochen: Mit ihrem Tweet zeigt sie, dass das, was in ihrem Interview mit CNN aufgeräumt und professionell aussieht, natürlich nur inszeniert ist.
Und mit dieser Offenheit sprach sie anscheinend vielen Menschen aus der Seele. Unter ihrem Tweet fast ausschließlich Dank und Zustimmung. Und einige Bilder, welche dokumentieren, dass Goldman mit diesem Zustand nicht allein ist.
#TikTok – Zähne raspeln für die Schönheit
Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn TikTok in den USA verboten wird. Dann fällt zumindest eine Plattform weg, auf der solche Trends die Runde machen: Amerikanische TikTok-Teens haben das Herunterfeilen ihrer Zähne aus kosmetischen Gründen als tolle Idee entdeckt. Zahnärzte fallen vom Glauben ab und melden sich mit Warnungen zu Wort. Und siehe da, die Zahl der User, die jetzt aus eigener Erfahrung davor warnen, nimmt stetig zu. Manchmal wundert man sich nicht, dass diese Nation Trump für eine gute Idee hielt.
#Zoom – Corona schockt live
Ein bitteres Exempel, was sich in Zeiten von Zoom-Kommunikation ereignen kann: Die argentinische Hochschuldozentin Paola de Simone klagte bereits seit einiger Zeit über Corona-Symptome und berichtete darüber auch in ihren Social-Media-Kanälen. Trotzdem arbeitete sie weiter und hielt über Zoom Online-Vorlesungen. Dann, während einer dieser Vorlesungen, brach de Simone zusammen – und verstarb vor laufender Kamera. Und als wäre das noch nicht bitter genug: Die Familie bat zwar darum, die aufgezeichnete Sitzung nicht zu veröffentlichen, kurze Zeit später tauchte das Video aber auf Twitter auf.
#CatContent – Überzeugende Präsentation
Ein kleines Mädchen aus Kanada will ein Kätzchen. Und wie versucht es, die Eltern zu überzeugen? Mit einer Power-Point-Präsentation. Der Kanadier Christopher Doyle teilte bereits im August via Twitter dieses bemerkenswerte Überzeugungsprojekt seiner Tochter mit uns. Und kaum zeigte er die Präsentation herum, schon war das ganze Vogelhäuschen entzückt und auf Seiten des Töchterchens. Sogar Microsoft meinte: Uns hast du überzeugt. Anfang September meldete der Vater dann Vollzug. Die Familie hat ein kleines Waisenkätzchen adoptiert. Na, hat sich doch gelohnt.
#Finanzmärkte – Europa Future-fit
Die EU-Kommission will langsam fit für den Einzug digitaler Währungen und Bezahlsysteme werden. Ein beschlossener Aktionsplan soll sich gerade mit Krypto-Währungen und schnellen Zahlungslösungen befassen. Was das genau bedeutet, ist noch nicht spruchreif. Klar ist aber jetzt schon, dass dieser Schritt überfällig ist. Die Hoffnungen liegen vor allem auf einer stärkeren Reglementierung von Bitcoins und Zuckerbergs Privat-Währung Libra.
#mp3 – Taufjubiläum
Wir müssen da noch etwas nachholen: Im Juli feierte das Audio-Format MP3 ein rundes viertel Jahrhundert Bestehen. Na ja, nicht ganz. Das Format wurde bekanntlich bereits vorher im Fraunhofer-Institut entwickelt, intern aber immer nur als „bit“ bezeichnet. Eine interne Umfrage ergab, dass das Format ab dem 14. Juli 1995 MP3 heißen sollte, also erhielt diese Datei von da an die Dateierweiterung *.mp3. Glückwunsch!
#AntiAbmahnGesetz – Schluss mit unlustig?
Sollte bald wirklich Schluss mit der Unsitte der inflationären Abmahnungen sein? Der Bundestag hat im September mit den Stimmen der GroKo das Gesetz zur Stärkung des fairen Wettbewerbs verabschiedet. Das sogenannte Anti-Abmahngesetz soll allem voran
- die finanziellen Anreize durch Abmahnungen minimieren,
- die Voraussetzungen für Abmahnungen erschweren,
- Abgemahnten die Möglichkeit zu Gegenansprüchen erleichtern und
- die Wahl des Gerichtsstands für Abmahner einschränken.
Gerade Juristen, die häufig Abgemahnte vertreten haben, kommen euphorisch ins Schwärmen. So auch der allgegenwärtige RA Solmecke, der hier noch einmal aus dem Nähkästchen der bisherigen Praxis plaudert und so sehr interessante Einblicke gibt:
Ob das Gesetz in Kraft tritt, entscheidet natürlich der Bundesrat. Und aufgrund der Gemengelage beim Beschluss, gibt es noch keinen Grund zu feiern. Aber der Beschluss hat bereits zwei Jahre Verhandlungen hinter sich und die Einspruchsfrist der Länderkammer ist auch so gut wie abgelaufen. Also: Sieht gut aus.
#InstaRekord – Volksheld mit Start-Ziel-Sieg
Gemessen wird, wie lange ein Insta-Account für die erste Million neuer Follower braucht. Bisherige Rekordhalterin war Jennifer Aniston mit 5 Stunden und 16 Minuten. Der neue Rekordhalter, mit 4 Stunden und 44 Minuten, ist so gar kein hipper Influencer oder Hollywoodstar: David Attenborough. Mehr als 17 Mio. Views und über 50.000 ausschließlich positive Kommentare für das erste Posting des legendären Dokumentarfilmers und Umweltaktivisten, zeigen, dass die Insta-Crowd sich, zumindest ab und zu, etwas Bodenständigeres wünscht. Weiter so.
#Influencer – Tap Tap, Werbung
Die Fitness-Influencerin Pamela Reif musste vor dem OLG Karlsruhe eine Schlappe hinnehmen. Diesmal müssen wir aber sagen, das macht Sinn: Die Dame muss nicht alle Bilder als Werbung kennzeichnen, sondern nur solche, die „Tap Tags“, also Product-Tags, verwenden. Eine Überraschung ist das nicht, denn das gleiche Gericht hat in einem ähnlichen Fall bereits vor einem Jahr genau so geurteilt.
#ComedyWildlife – Affentheater
Und zum versöhnlichen Abschluss: Die diesjährigen Finalisten des Comedy Wildlife Fotos 2020 sind raus. Gut 40 Kandidaten, die die Alltagskomik der Tierwelt zeigen, haben es in die Endausscheidung geschafft. Wer mitentscheiden möchte, kann >>hier<< noch bis zum 22. Oktober mitwählen. Schwierige Aufgabe, sich nur für ein Bild zu entscheiden.
Artikelbild: excelAnt (Public Domain 1.0)