In unserem Juni-Rückblick geht es auffällig oft um Chatbots. Mehr noch darum, was KIs mit uns als Menschen machen. Dabei erzählen wir diesmal von einer Studie des MIT und wie die Arbeit mit ChatGPT unser Hirn beeinflussen kann. Aber natürlich gibt es auch wieder weitere interessante Meldungen, die so gar nichts mit KIs zu tun haben. Noch einmal Kaffee holen, Füße hochlegen und dann wünschen wir gute Unterhaltung mit unserem Juni-Rückblick.

#Influencer Gottes – Endlich heilig?

Wir haben im Juni von einem alten Bekannten gehört: Carlo Acutis. Bereits unter dem letzten Papst wurde beschlossen, dass der vor knapp 20 Jahren verstorbene katholische Netzaktivist heiliggesprochen wird. Nun steht der Termin für die Heiligsprechung des gläubigen Millennial fest: der 7. September 2025.

Wer dem Glauben nicht so nah steht, und sich fragt, wie besonders diese Würdigung ist: Acutis zeichnet vor allem aus, dass es der erste Millennial in dieser Lage ist. Heiligsprechungen an sich sind nicht so selten – 2024 waren es sieben, 2022 zwölf Heiligsprechungen. Allerdings ist es wirklich selten, dass jemand bereits 20 Jahre nach seinem oder ihrem Tod heiliggesprochen wird.

 

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#Companion-Apps – KIs zwischen Lebensbegleiter und Suizid-Trigger

Die Debatte klingt absurd, spiegelt aber den Zeitgeist wider: Eines des aktuellen Sorgen-Topics ist die Warnung vor zu emotionalen Verhältnissen zu Chatbots: Es gibt viele Männer, die romantische Beziehungen zu KIs führen. In Belgien soll ein Chatbot einen labilen Mann zum Selbstmord gedrängt haben. In Florida geht eine Mutter gegen eine KI vor, weil der Chatbot ihren Sohn zum Selbstmord motiviert haben soll. Es gibt mindestens hunderte weiterer Fälle. Immer geht es um sehr emotionale Verbindungen, zum Teil auch stark sexualisiert.

Stein des Anstoßes sind Companion-Apps, die ihren Ursprung eigentlich in praktischen Tools für Anleitungen und Zusatzinformationen haben. Davon sind sie mittlerweile Lichtjahre entfernt, dienen sie für viele als so etwas wie ein Sehnsuchts-Golem, den sie nach ihren Vorstellungen formen können. Wir empfehlen zur Vertiefung diese Vollbild-Doku.

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#Zalando – Schluss mit Retouren-Warn

Waren im Netz bestellen, an- oder ausprobieren und Dank Fernkaufrechts einfach wieder zurückschicken: Was ursprünglich mal als Sicherheitsnetz für Online-Shopping gedacht war, ist heute virulent missbrauchter Standard geworden. Ausgerechnet Zalando hat die Reißleine gezogen und geht nun strikter mit diesen Kunden um.

Zalando hat bereits Anfang des Jahres über 10.000 Kunden wegen der überzogenen Nutzung des Retourensystems gesperrt. Wohl erst einmal für 12 Monate. Zalando ist da nicht allein. Auch Amazon ist mittlerweile für diese Sperrpraxis bekannt. Während sich viele Medien über die Sperrung aufregen, gibt es inzwischen durchaus eine Wahrnehmung für das Problem dahinter (s.Video).

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#Chatbots – Dürfen wir vorstellen: Ihre Kontrahenten

Im Juni hat ein spezielles landwirtschaftliches Video die Runde gemacht – Bot Farmen. Der Inhalt ist nicht neu, aber man sollte durchaus öfter an das erinnern, was hier zu sehen ist: Das sind die Kommentatoren, mit denen viele Menschen leidenschaftlich debattieren. Keine Menschen, Bots.

Emulatoren sind von Plattformen leicht zu erkennen, weshalb es keine Alternative zu diesem Set-up gibt. Eine Frage der Zeit, wann die Engagement-reichsten Performances letztlich nur noch Maschinen für Maschinen sind.

#ChatGPT – … wenn das Hirn outgesourced wird!

Eine MIT-Studie mit dem Titel „Your Brain on ChatGPT“ untersuchte kürzlich (hier), welche Konsequenzen die Arbeit mit Chatbots für unser Gehirn hat: In den drei Testgruppen mussten die Probanden ein Essay verfassen, wie es bei Aufnahmeverfahren von amerikanischen Hochschulen üblich ist – einen sogenannten SAT (Scholastic Assessment Test).

Die erste Gruppe nutzte ausschließlich ein großes Sprachmodell (LLM), hier ChatGPT. Die zweite Gruppe durfte ausschließlich nicht KI-basierte Suchmaschinen nutzen. Und die dritte Gruppe arbeitete ohne Hilfsmittel – nur das eigene Gehirn. Die Ergebnisse der Elektroenzephalografie machen schon nachdenklich:

  • Neuronale Konnektivität: Während die „Gehirn-Gruppe“ weite Teile des eigenen Denkapparates aktivierte, wies die LLM-Gruppe eine signifikant geringere Vernetzung des Gehirns und weniger tiefe Aktivitäten auf. Im Verlauf der Studie nahm dies sogar noch ab, was ein Anzeichen für eine anpassende Ökonomisierung sein könnte.
  • Arbeitsergebnisse: Eine Auffälligkeit unter den Essays ist, dass die Arbeiten der LLM-Gruppe eine große Homogenität aufweisen. Inhalte, Formulierungen, Vergleiche oder Argumentationen sind ähnlich, wenn nicht sogar gleich.

In einem abschließenden Test durften die Testgruppen ihre Settings tauschen: Die Forscher entdeckten für die LLM-Gruppe, die nur mit ihrem Hirn arbeiten durfte, „kognitive Schulden“, da ihnen schlicht bestimmte Skills zur Bewältigung der Herausforderung fehlten. Die Gehirn-Gruppe verließ sich auffälligerweise nicht auf das Outsourcing durch ChatGPT und versuchte die Ergebnisse des LLMs in ihre Arbeitsmethoden aufzunehmen.

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#NEWS – … und da war noch

  • Dickpic: Österreich will Genitalphotos strafbar machen. <<hier mehr>>
  • Spotify: CEO investiert weiter in Kamikaze-Drohnen. <<hier mehr>>
  • Flugmodus: Viele halten sich nicht ans Ausschalt-Gebot. <<hier mehr>>
  • Schachmatt: Über 40 Jahre alter Atari schlägt ChatGPT im Schach. <<hier mehr>>

#Tiktok – Plattform wird gegen Skinnytok aktiv

Unter dem Hashtag #Skinnytok finden Userinnen Videos, die Abnehmtipps für eh zu dünne Mädchen geben. Tiktok hat, auch wegen zunehmender Kritik aus der Politik, reagiert. Wer nun nach diesen Essstörungs-Videos sucht, wird schnurstracks auf eine Seite mit Hilfsangeboten weitergeleitet.

Soweit so gut. Der Haken an der Sache: Die Skinny-Community hat flugs einen anderen Hashtag besetzt (SkinnyTiktokk) und schwups finden man den Content wieder. Die Videos sind abstoßend, eine pure Anregung zur Anorexie. Also doch nur Alibi-Aktionismus seitens TikTok?

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#ElectricLove – Die Fakerin vom Zuckerhut

Die brasilianische Sängerin und Influencerin Juliana Bonde veröffentlichte in den letzten Wochen über 40 Videos, die sie auf der Main Stage des Electric Love Festivals in Salzburg zeigen. Das Dumme daran ist, dass sie nie dort aufgetreten ist. Da wunderten sich auch die Veranstalter des Festivals. Von rechtlichen Schritten wolle man absehen. Allerdings scheint eine Einladung an die Brasilianerin herausgegangen zu sein, 2026 wirklich dort aufzutreten. Geantwortet hat sie noch nicht.

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