Runde zwei im digitalen Jahr, und der Februar ließ wenig zu wünschen übrig: Memes mit Tauben, kopflose YouTuber, Gadgets mit App und Gadgets mit Historie, eine Attacke auf das Darknet oder auch spionagereifes Spielzeug. Also, Füße hochlegen und guten Appetit für 14 Häppchen vom Februar 2017.

#Facebook – Arbeitsamt Zuckerberg

Der digitale Gemischtwarenhandel Facebook führt in Kürze auch Jobangebote ins Sortiment ein. Das Produkt an sich klingt praktisch: Geplant sind Anzeigen, die eine direkte Reaktion via Bewerbungsformular und anschließendem Austausch über den Messenger ermöglichen. Das Funktionsprinzip kennen wir bereits von Lösungen der Branchenspezialisten LinkedIn, Xing und Co. Die gängige Kritik, Zuckerbergs wilderten nun auch noch in den Revieren der Jobportale, ist zwar nicht abzustreiten, möchten wir aber so nicht teilen. Was Facebook den digitalen Stellenbörsen voraushat: eine hohe Reichweite, die Jobangebote in die Mitte des social-medialen Pulsschlags trägt. Für Personalunternehmen wäre dieses Feature weniger ein Konkurrent als mehr ein zusätzliches Tool, wird das Soziale Netzwerk doch eh schon erfolgreich für Stellenausschreibungen genutzt. Schaunmama.

#AdBlocker – Hasenjagd beendet

Wer erinnert sich noch an Tobis Tricks? Der YouTuber, der uns erklärte, wie man die Blockade von Bild.de gegen Nutzer von AdBlockern umgeht. Tobi, mit bürgerlichem Namen Tobias Richter, hat nun bekannt gegeben, dass er den Rechtsstreit nicht mehr weiter führen möchte/kann. Seine auffällig nüchterne Erläuterung hinterlässt jedoch ein kleines Geschmäckle. Es drängt sich der Verdacht auf, dass das Hamburger Gericht hier möglicherweise etwas Klientelpolitik betrieben hat. Vielleicht kommt ja nochmal der allgegenwärtige Herr Solmecke und erklärt uns diesen Ausgang.

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#Kaspersky – Wenn die Mailbox zweimal klingelt

Für diesen Spitzenwert gibt es keine Fanmeile am Brandenburger Tor: Laut Kasperskys Spam-Bericht für das Jahr 2016 war Deutschland international das Hauptreiseziel für Strompost mit bösem Inhalt. Jede siebte Spam-Mail sei an deutsche Adressaten gegangen. Und auch die Zahl der insgesamt verschickten Schadmails sei erneut gestiegen. Wir nehmen so etwas natürlich ernst, jedoch muss man relativierend hinzufügen, dass sich die Datenerhebung lediglich auf Kaspersky-Kunden bezieht. Und Kaspersky haben in der Vergangenheit ja schon öfter mal Bedrohungen gefunden, die sonst niemandem aufgefallen sind – sicher nicht, weil die anderen blind wären. #zwinkerzwinker

#TrashDoves – 15 Minuten Ruhm

Trash-DoveEs gibt Dinge im Netz, die sind einfach witzig und man stellt ihren Sinn nicht in Frage. Und es gibt andere Phänomene, da fragt man sich, was das soll. So wie bei den Gifs und Clips von heftig nickenden Tauben, die im Februar in allen Social Newsfeeds und Kommentarthreads auftauchten. Schöpferin der „Trash Doves“ ist die Designerin Syd Weiler, die allerdings nicht selbst für den Hype verantwortlich war. Sie hat lediglich die Tauben für eine Sticker-Palette kreiert. Das Phänomen ist eher der südostasiatischen Netzgemeinde, speziell Thailand, zuzuschreiben. Von dort aus startete der Hype, vermutlich nicht zuletzt wegen eines etwas vulgäreren Clips. Und es dauerte nicht lange, bis sich das Federvieh in Memes und Schmähwerken oder als Nazi-Taube „Pek“ wiederfinden musste. Syd Weiler scheint das recht zu sein – mehr Aufmerksamkeit für eine kleine Arbeit wie einen Sticker. Aber das Schönste an so einem Phänomen: Nach ein paar Wochen ist es auch schon wieder vorbei.

Donald-Trump-Trash-DoveTrash-Dove-GirlTrash-Dove-Art

#PewDiePie – Antisemitismus? Alles nur Spaß.

Felix Kjellberg, aka PewDiePie, ist jung, beliebt, provokant, unbekümmert und vor allem einer der erfolgreichsten YouTuber der Welt. Nun kann man ihm nicht anlasten, ein gefährlicher Neo-Nazi oder glühender Antisemit zu sein. Aber er ist, wie schon geschrieben, jung, provokant und unbekümmert – und das ist leider auch oftmals gleichbedeutend mit dumm. Ein verkleideter Jesus, der „Hitler did nothing wrong“ in die Kamera sagt, oder zwei Inder, die dafür angeheuert wurden, ein Schild mit den Worten „Death to all jews“ hochzuhalten, sind zwei der jüngsten Vorfälle. Während der YouTuber sich noch damit herausredet, dass das alles nur Spaß war, zieht PewDiePie-Partner Disney die Reißleine und kündigt die Geschäftsbeziehung auf. Aus dem Netzwerk fliegen kann er nicht, denn er steht bei Revelmode unter Vertrag. Einem Multi-Channel-Netzwerk, welches PewDiePie selber mit den YouTubern CutiePieMarzia, Markiplier, Jacksepticeye und eben Disney betreibt. Geschäftlich dürfte es ein herber Rückschlag für den ignoranten Schweden sein – die Kontroverse selbst hat ihm bisher viele neue Abos gebracht. #schöneneueWelt

#Selfie – Den Boss im Nacken

Selfies gibt es buchstäblich mehr als Sand am Meer. Wenn ein Exemplar hervorstechen soll, müssen schon ein paar gewichtige Faktoren vorhanden sein: Die maximale Zahl an Menschen, vielleicht ein prominentes Gesicht, gerne auch eine Photobomb. Die australische Astrophysikerin Jessica Bloom (@that_astro_kitten) konnte mit ihrem Selfie von einem Springsteen-Konzert in Sydney alle Faktoren auftischen. Und das prominente Gesicht spielt auch noch mit. Was will man mehr.

Selfie with The Boss #brucespringsteen #estreetband #concert #selfie #rollingstones #yes #rockstar #theboss

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#Darknet – Mach ma‘ Licht an

Freedom Hosting II ist der fälschlicherweise ehrenhaft klingende Name eines Servers, der gut 20 Prozent der vermuteten Inhalte des Darknets beheimaten soll. Ein einzelner Hacker hat diesen Server nun attackiert und lahm gelegt – vermutlich nur kurzzeitig. Dabei war das gar nicht der ursprüngliche Plan. Zunächst wollte sich der Hacker dort eigentlich nur umsehen. Als er jedoch entdeckte, dass gut die Hälfte des Servers mit Kinderpornographie belegt war und die Admins allem Anschein nach auch Geld damit verdienen und somit wissen, was dort liegt, entschied er sich, den Server ins Nirwana zu schicken. Ein schwerer Schlag, nicht von ermittelnden Behörden ausgeführt, nicht von einem der namhaften Hacker-Kollektive – von einem einzelnen Hacker. Mal drüber nachdenken.

#Nokia – Alte Knochen für neue Hipster?

Meldungen über neue Produkte sind im Monatsrückblick für gewöhnlich fehl am Platze. Diesmal nicht, denn es handelt sich um ein nahezu legendäres Gerät: das Nokia 3310. Zeitweise war es das meistverkaufte Handy, nahezu unzerstörbar, mit Akkulaufzeiten im Bereich von Wochen. Dieser alte Knochen erlebt nun ein Revival und wird neu aufgelegt. Es muss sich dabei jedoch um ein eher nostalgisches Produkt handeln. Denn wer vermutet, dass man es technisch auf den neuesten Stand gebracht und lediglich das Look-and-Feel neu aufgelegt hätte, ist auf dem Holzweg. Gemessen an modernen Smartphones kann das gute Schätzchen nichts. Oder eben nur so viel, wie das alte 3310 bereits konnte. Kein Touchscreen, kein Android oder ähnliches. Richtig, es handelt sich bei dieser Neuauflage um einen (möglicherweise) stylischen Retro-Knochen. Für mehr als einen produktgewordenen Gag halten wir das nicht – vielleicht finden sich ja ein paar Hipster und adeln diesen nostalgischen Techno-Scherz mit ihrer Wertschätzung.

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#PirateBay – Keine Piraten in Schwedens Häfen

Ja, die legendäre Tauschbörse The Pirate Bay gibt es immer noch und nein, die Klagefrequenz ist nie wirklich gesunken. Ein schwedischer Internetanbieter wurde nun gerichtlich angewiesen, den Zugang zu The Pirate Bay zu sperren. Ähnliche Urteile gab es bereits in verschiedenen europäischen Ländern, bis jetzt jedoch nie in der Heimat der Tauschbörse. Leichte Erheiterung könnte jedoch aufkommen wenn man sieht, dass Zuwiderhandlungen gerade mal mit 52.000 Euro geahndet werden. Klingt nach einer recht hoffnungsfrohen Justiz.

#Snapchat – Die Brille zur App

Die sogenannten Snapchat Spectacles machen nun seit Dezember schon von sich reden. Eine Sonnenbrille mit eingebauter Kamera für zehnsekündige POV-Videos, die über Bluetooth mit der Snapchat-App auf dem Smartphone verbunden ist. Übrigens auch dann, wenn man sie gar nicht benutzt. Zunächst wurde die Brille weniger verkauft als eher vermarktet, denn bis dato konnte man das Gadget nur an einem Automaten kaufen, welcher stetig seinen Standort wechselte. Nun sind die Spectacles online im Verkauf und somit weltweit erhältlich. Eingefleischte Snapchatter glauben an einen echten Boom für 2017. Da sagen wir doch mal: Abwarten. Vielleicht bringt Zuckerberg ja auch bald eine Brille für Instagram. #zwinkerzwinker

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#FakeNews – Wir waschen unsere Hände in Unschuld

Anas Modamani ist der syrische Flüchtling, der das bekannte und folgenschwere Selfie mit Kanzlerin Merkel gemacht hat. Kurze Zeit später fand er sich in unzähligen Fake-News-Meldungen wieder, welche ihn fälschlicherweise in Bildmaterial aus Überwachungskameras ausgemacht haben wollen. Auf diese Art wird Modamani mal zum Terroristen, mal zum Straßenschläger, mal zum Vergewaltiger. Methode Breitbart eben. Meldungen und Anzeigen bei Facebook blieben bislang erfolglos. Die Fake-News mehrten sich nur noch. Ein Würzburger Gericht entschied nun: Facebook müsse rechtswidrige Inhalte nicht selbst suchen und löschen, wenn diese von Nutzern ins Netzwerk gestellt worden seien. Dieses zweifelhafte Urteil könnte auch daran liegen, dass der Richter in Sachen Facebook nicht wusste, worum es geht. Denn direkt zum Prozessauftakt räumte der Jurist ein einen Nachteil zu haben, da er und seine Beisitzer selber nicht bei Facebook seien. Man wundert sich immer wieder, wie groß doch das #Neuland ist.

#SmartToys – Ein Spion zum Kuscheln

Kennen Sie Cayla, i-Que oder die CloudPets? Dabei handelt es sich um eine neue Generation Spielzeuge, welche eine Netzverbindung brauchen und dann, ähnlich der IoT-Device Alexa, Fragen beantworten können. Netter Spielgefährte. Es bleibt aber nicht bei einer simplen Antwort-Funktion der Spielzeuge. Diese SmartToys dürfen, laut Kleingedrucktem, die Kommunikation der Kinder für jeden erdenklichen Zweck speichern und auswerten. Ebenso ist das Kinderzimmer auf diesem Wege stetig abhörbar. Und man kann die Spielzeuge auch mit einem weiteren Bluetooth-Gerät als Empfangsgerät benutzen und so mit den Kindern in Kontakt treten. Klingt alles sehr hysterisch, ist aber leider wahr. Die Bundesnetzagentur hat reagiert und fordert Eltern im Fall der Puppe Cayla auf, das Spielzeug zu zerstören. Die Puppe verfügt über ein Mikrofon und eine Funkverbindung, gilt damit als versteckte Abhöranlage und ist laut Paragraf 90 des Telekommunikationsgesetzes verboten – selbst der Besitz ist illegal.

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#LiMux – Der verratene Traum

Als die Stadt München ab 2006 auf 15.000 Arbeitsplatzrechnern der städtischen Mitarbeiter Linux installierte, sprachen alle von einem Vorzeigemodell, einem Leuchtturm-Projekt. Zehn Jahre dauerte die Umstellung. Jetzt wird das Projekt wieder eingestampft und man kehrt zu Windows zurück. Abstimmungen darüber gibt es keine mehr, da sich CDU und SPD bereits darauf geeinigt haben und eh die Mehrheit stellen. Der Grund soll sein, dass die stete Arbeit von Technikern und Systemadmins, um Linux einfach bedienbar zu machen und der Infrastruktur anzupassen, zu aufwendig und kostenintensiv gewesen sei. Die Mitarbeiter der Münchner IT können das jedoch nicht bestätigen und sprechen von der Entscheidung als postfaktisch.

#BostonDynamics – Gymnastikroboter

Und zum Abschluss: Im Februar machte ein Clip eines quitschfidelen Roboters die Runde. Beeindruckend und etwas gruselig, wie agil sich dieser elektromechanische Blechmann bewegen kann. Und ebenso auffällig, was für große Fortschritte Boston Dynamics mit seinen Robotern gemacht hat, seit dem es 2013 von Google für die Abteilung X eingekauft wurde. Weniger beeindruckend als mehr unverständlich, dass Alphabet, also der Google Dachkonzern, Boston Dynamics 2016 noch an Toyota verkaufen wollte. Die genannten Gründe variierten: Mal hieß es, man erwarte keine vermarktbaren Produkte, mal wurde kolportiert, BD-Mitarbeiter weigerten sich, mit Google-Wissenschaftlern zu arbeiten. Die schönste und am heißesten gehandelte Begründung war aber zu schön um wahr zu sein: Das humane Auftreten der Roboter schüre Ängste bei Menschen, auch weil diese den Menschen als Arbeitskraft ersetzen könnten, und das könnte auch ein schlechtes Licht auf den ganzen Konzern werfen. Offensichtlich wurde Boston Dynamics nicht verkauft und es kann weiter am ersten Terminator gebastelt werden.

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Artikelbild: Jordi Bernabeu Farrús (CC BY 2.0), Originalbild verändert

 

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